Ariella Kaeslin ist out

Nach Orlik verhilft Gertsch auch Kaeslin zum Coming-out

Die ehemalige Kunstturnerin Ariella Kaeslin outet sich als lesbisch im «Das Magazin» obwohl sie sich fürchtete, dass die Leute denken, sie würde sich damit aufspielen. Der Journalist Christoph Gertsch widerspricht: Wer denkt damit sollte man nicht herumposaunen, verkennt, dass nicht Homosexualität das Problem ist, sondern der Umgang der Gesellschaft damit.

Vor einem Jahr begleitete «Das Magazin» das öffentliche Coming-out des Schwingers Curdin Orlik. Nun hat sich auch die Kunstturnerin Arielle Kaeslin vertrauensvoll an das «Das Magazin» gewandt, um ihre Homosexualität publik zu machen. Wie schon bei Orlik, war es der Journalist Christoph Gertsch, der den einfühlsamen Text geschrieben hat. Gertsch kannte Kaeslin bereits. Zusammen habe sie das Buch «Leiden im Licht» geschrieben in dem die Europameisterin, WM-Zweite, Olympiafünfte und dreimalige «Schweizer Sportlerin des Jahres» über ihr Leben im Scheinwerferlicht berichtet. Schon damals mutig, prangerte sie das Leistungszentrum Magglingen an für seine demütigenden Umgangsformen und sprach über Mobbing und Erschöpfungsdepression.

Die Entschlossenheit, jetzt auch über ihr Liebe zu Frauen zu reden, fand sie nach der Lektüre des Buches «Vorbild und Vorurteil – Lesbische Spitzensportlerinnen erzählen». Sie erzählt im Artikel: «Ich folgte den Frauen aus dem Buch auf Instagram und traf einige von ihnen zum Kaffee. Klingt blöd, aber es fühlte sich gut an. Es fühlte sich an wie Heimkommen.» Liebe Ariella, willkommen in der queeren Welt!

Der Journalist Christoph Gertsch scheint so was wie der Homoflüsterer der Tamedia zu sein. Zu Recht haben Homos Vertrauen zu ihm, den er verheizt sie nicht und ist nicht auf Skandaljournalismus aus. So konnte er auch Ariellas Coming-out in Worte fassen, die einen berühren. Besonders interessant wurde es, als Gertsch über das Coming-out als solches schreibt. Ariella erzählte ihm: «Mir war klar, dass ich mich als öffentliche Person auch öffentlich outen muss, sonst werde ich meine Liebe zu einer Frau nie in Freiheit leben können. Aber ich habe auch Angst. Ich fürchte mich davor, dass die Leute denken, ich würde mich aufspielen.» Da kommt Anna Rosenwasser ins Spiel. Die Texte der Queer-Aktivistin habe Ariella Kraft gegeben. Anna sagt, das nach einem öffentlichen Coming-out oft der Satz falle «Mir doch egal, auf wen die steht, aber warum muss die das herumposaunen?!» Gertsch scheibt: «Diese weiniger wohlgemeinte Mir-doch-egal-Reaktion macht aus Opfern Täter*innen. Sie drückt eine Genervtheit aus. Sie verkennt dass nicht Homosexualität das Problem ist, sondern der Umgang der Gesellschaft damit. Sie leugnet die Diskriminierung und unterstellt der Person, die sich outet, auch noch, dass sie sich daraus einen Vorteil verschaffen will.»

Danke, Christof Gertsch, für diese deutlichen Worte und den schönen Artikel über Ariella Kaeslin. Wir hoffen, das Ariella einen Teil ihres Mutes und ihrer Kraft auch für die LGBTIA-Community einsetzen wird und wünschen ihr für die Zukunft nur das beste.

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