«Stop fucking labelling me!»

Megan Eve sucht ihr Label und verwirft sie alle.

Femme, Butch, Lipstick Lesbian, Mascara Lesbian, Soft Butch, Soft Femme, Stone Butch, Stone Femme, Power Femme, Soft Androgyne, Androgyne, Hard Butch, Leather Butch, Latex Femme, Lumberjack Lesbian, etc. Wie sollte man mit all’ diesen Begriffen klarkommen?!

Im ersten Monat nach meinem Coming-out war ich unglaublich auf die ‘Femme to Butch’-Skala fixiert. Etwas, was als Witz konstruiert worden war, war plötzlich meine Bibel. Ich als Baby-Gay wollte mich so fest in diese neue Szene einbringen, da muss ich doch bestimmt meinen Style dafür ändern – oder nicht?

Ich meine, sieht das nicht einfach beschissen aus?!

Zuerst versuchte ich mich als Butch, trug nur noch karierte Männerhemden, viel zu grosse Jeans, meine (immer noch) Lieblingslederjacke, meine Doc. Martins und dazu einen Beanie. Ich wollte unbedingt diesen ‘Swagger’, den all die Butches haben, die ich auf Autostraddle sah, nachahmen. Ich fand mich total ‘bad ass’, für alle anderen war ich eine Möchtegern-Kampflesbe oder ein zwölfjähriger Junge in zu grossen Kleidern. Meine Männershirts waren stets viel zu gross – obschon ich Grösse XXS wählte – und nachdem ich etwa zehn Männer im gleichen C&A-Hemd gesehen hatte, wusste ich, dass dies einfach nicht mein Style sein konnte. Ich glaube, es war auch keine Hilfe, dass ich zu diesem Zeitpunkt eine Animationsstudentin aus Luzern datete, die absolut auf ‘Soft Butches’ stand. Ich vermute auch, dass meine Familie und meine Freunde mir nicht sagen wollten, wie absolut scheisse ich aussah! Die Kommentare, die ich sonst immer zu hören bekam, blieben aus. So wie ich meine Familie kenne, musste ich das als ganz, ganz schlechtes Zeichen deuten

 

I mean, I was hot as fuck, but at what cost? (Meine Ex-Freundin wurde aus ‘Eve will kein Drama haben’-Gründen weggemalt)

Nach der Butch-Phase brach mein ‘High Femme’-Zeitalter an. Das heisst: Lipstick Lesbian, Femme as fuck, Mascara Lesbian, whatever the fuck you wanna call it! Hohe Schuhe, enge rote Kleider, lackierte Nägel und ja, immer noch die Lederjacke. Die Butchness musste weg! Ich wollte zwar ‘gay’ aussehen, aber doch weiblich bleiben. Das Problem war nun, dass ich bereits vor dem Coming-out nie besonders weiblich unterwegs war. Meine Haut brach in Akne aus, weil ich so viel Make-up trug, meine Füsse waren voll schmerzhafter Blasen wegen den verfluchten High Heels. Hinzu kam, dass jedes Mal, wenn ich meine Ex-Freundin, eine natürliche Femme, die nie ohne Make-up aus dem Haus ging, küsste, wir nach einem Dreier gefragt wurden. I don’t fucking tolerate that shit!. (Apropos lesbische Pornofantasie bei Heteros: siehe meinen ersten Blog

 

Kiss my Arse!

Jetzt ist es bald ein Jahr vergangen seit meinem Coming-out. Ich fühle mich wohl in meinen Dr. Martins, mit meinen Stiletto-Gel-Nägeln, im Hippie-Blumenkleid kombiniert mit der Lederjacke und mit Glatze. Ich bin undefinierbar und lasse mich nicht mehr von einer Beziehung zu einem bestimmten Style überreden. Vielleicht bin ich Femme, vielleicht Butch, who gives a shit? Ich bin glücklich und laufe Hand in Hand mit meiner BBB (Big Bad Butch) durch die Stadt. Ich schubladisiere mich nicht mehr selbst und verlange jetzt von meiner Umwelt: «Stop fucking labelling me!»

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