Walter sucht die Schönheit

«Chasing Beauty», der Dokumentarfilm über den Fotografen Walter Pfeiffer gibt es jetzt auf DVD.

Walter Pfeiffer, der Fotograf und Iwan Schumacher, der Regisseur, kennen sich bereits seit den 70er Jahren, als sie gemeinsam die Kunstgewerbeschule der Stadt Zürich besuchten, und dort von Hansjörg Mattmüller mit den neusten Kunstströmungen bekannt gemacht wurden. Dieser begnadete Künstler und Kunstpädagoge hatte Walter und Iwan (und viele andere mehr) mit seiner Neugier, seinem Non-Konformismus und seiner Energie angesteckt. Er gab ihnen das Gefühl, dass sie alles erreichen können, vorausgesetzt sie waren gewillt zu arbeiten.

Iwan Schumacher machte eine Ausbildung zum Fotografen wechselte aber bald zum Film. In den letzten Jahrzehnten hat er sich auf Künstlerporträts spezialisierte. So war es für ihn naheliegend, endlich auch seinen alten Freund Walter filmisch zu porträtieren.

Walter Pfeiffer wollte eigentlich gar nicht Fotograf werden. Er brauchte die Kamera nur, um Modelle für seine Illustrationen und grossformatigen fotorealistischen Beistiftzeichnungen abzulichten. Doch vorerst arbeitet Walter als Dekorateur und Grafiker. Neben seinem Broterwerb fand er aber immer auch Zeit sich mit seiner Kunst zu beschäftigen.

Seine künstlerische Arbeit erhielt einen entscheidenden Auftrieb, als er Kurator Jean-Christophe Ammann, damals Leiter des Kunstmuseums Luzern, kennen lernte, der ihn in seiner fotografischen Arbeit bestärkt. 1974 trat Pfeiffer erstmals als Fotograf ins Licht der Öffentlichkeit, als Ammann eine seiner Arbeiten in der Ausstellung «Transformer – Aspekte der Travestie» zeigte. Es folgten weitere Ausstellungen, ein Fotobuch und 1979 konnte er für ein einjähriges Atelierstipendium in New York. Wieder zurück in der Schweiz begab sich Pfeiffer auf die Suche nach dem Ideal männlicher Schönheit. Die in den 80er Jahren entstandenen Bilder waren geprägt von einem zugleich distanzierten und sehnsüchtigen Blick. Er fotografierte Hunderte junger Männer in Zürich und in Paris, wo er ein Jahr in einem Atelier der Stadt Zürich verbrachte.

Der späte Erfolg

Doch der grosse Erfolg blieb vorerst aus und Walter zog sich zurück um sich wieder vermehrt mit Illustrationen zu beschäftigen. Erst die Arbeit an «Welcome Aboard», zugleich Künstlerbuch und Übersicht seines fotografischen Schaffens bis 2000, rückte die Fotografie wieder in den Mittelpunkt seines Schaffens. Das Buch ist eine veritable Farbexplosion, lässt offenkundig werden, wie gekonnt der Zeichner Pfeiffer Farbe einsetzt, ein Stilmittel, das seine Fotografie in den 2000er Jahren zusehends prägen sollte. Plötzlich wirkten seine Fotos auf andere modern und zeitgemässe. Eine neue Generation entdeckte sein Werk, neue Türen öffneten sich ihm. Vermehrt boten sich Gelegenheiten, seine Arbeiten auszustellen, internationale Lifestyle Magazine wie i-D oder Fantastic Man gaben ihm Aufträge, Luxushochglanzmagazine wie Vogue oder Self-Service folgten. Heute gilt Walter Pfeiffer als Stil prägender Fotograf.

Mit 70 Jahren steht Walter Pfeiffer im Zenit seiner Laufbahn als Künstler und Modefotograf. Im Film spricht er mit Witz und Leichtigkeit über sein Leben und Werk. Wir beobachten ihn bei der Arbeit mit Supermodels und Unbekannten ebenso wie beim Zeichnen in der freien Natur und sehen, wie er aus realen Situationen Bilder schafft, die den unverwechselbaren Pfeiffer-Touch haben.

Modelle aus vier Jahrzehnten erzählen über ihre Arbeit mit Pfeiffer, was sie bewog, ihm Modell zu stehen und was seine Bilder ihnen heute bedeuten. Ganz nebenbei erhalten wir so einen Einblick in vierzig Jahre Jugendkultur. Das spannungsvolle Verhältnis von Kunst und Mode, mit dem Pfeiffer souverän jongliert, wird von Weggefährten Pfeiffers aus beiden Welten reflektiert.

Getragen wird der Film von Pfeiffers hintergründigem Humor, seiner Bodenständigkeit und Authentizität.

Walter Pfeiffer
Chasing Beauty

Regie: Iwan Schumacher
Mit: Walter Pfeiffer
Schweiz 2017
DCP – Farbe – 89 Minuten
Dialekt, D, F, E / dt+f UT

Derzeit im Kino

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