Lesben im Fussball

Wie ein Skandal die LOS bekannt machte

Vor 25 Jahre geriet ein Fussballverein in die Schlagzeilen, weil dort angeblich zu viele Lesben mitspielten. Der Skandal katapultierte Lesben erstmals ins öffentliche Bewusstsein der Schweiz. Und mittendrin die LOS mit ihrer damaligen Mediensprecherin Barbara Brosi. Sie und andere Zeitzeugen diskutieren über diese Zeit am 29. November im Frauenraum.


Im November feiert die Lesben Organisation Schweiz (LOS) ihren 30. Geburtstag. Zum Auftakt des Jubiläumsjahrs erinnert sich die LOS an einen Skandal vor 25 Jahren, der die damals noch junge Organisation und ihre Mediensprecherin Barbara Brosi in der ganzen Schweiz bekannt machte. Am Freitag, 29. November lädt die LOS zur Podiumsdiskussion «Lesben im Fussball» in den Frauenraum Reitschule ein.

die Geschichte des Skandals

Es war im April 1994: Der FC Wettstein-Bonstetten löste sein Frauen-Fussballteam auf, weil angeblich zu viele Lesben mitspielten. «Der Verein wurde ausgenützt für das Ausleben von abnormalen Veranlagungen», begründete der Fussballclub in einem Communiqué sein Vorgehen und sorgte damit landesweit für Schlagzeilen. Beispielsweise am 2. April 1994 im Boulevard-Blatt «Blick» unter dem Titel «Sex-Skandal im Fussballklub».

Die Lesbenorganisation Schweiz LOS solidarisierte sich mit den Spielerinnen und schrieb an den Fussballverein einen Brief: «Wir machen Euch zudem darauf aufmerksam, dass die Begründungen des Vorstands (‹Ausleben anormaler Veranlagungen›, ‹Schädigung des Vereins› und insbesondere ‹Gefährdung Minderjähriger›) auch eine juristische Seite haben». Den Spielerinnen empfahl die LOS abzuklären, «wie die Chancen stehen, vor Gericht Ehrverletzungsklagen durchzubringen».

Drei Tage nach dem Artikel im «Blick» druckte der «Tagesanzeiger» auszugsweise die Stellungnahme der LOS ab. Die Auflösung des Frauenteams sei eine «willkürliche und offensichtliche Diskriminierung lesbischer Frauen, die jeglicher objektiven Grundlage entbehrt». Zu der vom Vorstand des Fussballvereins angeführten Gefährdung der jungen Mädchen hielt die LOS fest: «Wir betonen hier erneut, dass zwischen Lesbischsein und der sexuellen Ausbeutung Minderjähriger keinerlei Zusammenhang besteht».

Rückblickend steht fest: Der Skandal um den FC Wettswil-Bonstetten vor 25 Jahren katapultierte in der Schweiz erstmals Lesben ins öffentliche Bewusstsein. Und mittendrin die LOS mit ihrer damaligen Mediensprecherin Barbara Brosi, die in den Schweizer Medien omnipräsent war. Beispielsweise im Schweizer Fernsehen in den Sendungen «Quer»und «Ziischtigsclub».

Meilenstein der Lesbenbewegung

Der «Ziischtigsclub» unter dem Titel «Angst vor homosexueller Ansteckung?» von damals, sei erst auf Drängen der LOS vom Schweizer Fernsehen «ausgegraben» worden und als «Archivperle» in der SF-Mediathek veröffentlicht worden. Dabei, da ist sich Barbara Brosi sicher, sei die Sendung für die Lesbenbewegung ein Meilenstein – wie etwa für die Schwulen die «Telearena» aus dem Jahr 1978, die notabene für Lesben eine Katastrophe war.

Übrigens, der Zürcher Fussballverband hob den diskriminierenden Entscheid zwar rasch wieder auf. Doch die verstossenen Spielerinnen wechselten zum FC Birmensdorf.


Podiumsdiskussion: Lesben im Fussball 

Die LOS Schweiz blickt auf den Skandal vor 25 Jahren zurück.

Freitag, 29. November
Frauenraum Bern

Bar ab 19:00, Diskussion ab 19:30, Disko ab 21:00
Eintritt frei (Kollekte), Anmeldung nicht nötig

Es diskutieren:

Barbara Brosi, damals Pressesprecherin der LOS
Franziska Steinemann und Claudia Hirt, damals Fussballerinnen
Nadja Herz, Co-Präsidentin LOS
Moderation: Madeleine Marti und Corinne Rufli

https://www.los.ch/30jahre

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