DJ Coreys Musiktipps
für den Februar

Maggie Rogers, Alice Merton, Toro Y Moi, Lou Doillon, James Blake, Anna Rossinelli, Jungstötter

Kein Geringerer als Pharrell Williams hat Maggie Rogers zur Karriere verholfen: nun legt die amerikanische Singer-Songwriterin ihr Major-Debüt «Heard It In A Paste Life» vor. Das Warten hat sich gelohnt: Fast drei Jahren nach ihrem Mega-Hit «No Roots» erscheint «Mint», das erste Album der Weltbummlerin Alice Merton. Zwischen den Stühlen: Chaz Bundick aka Toro Y Moi pendelt zwischen Pop, House, Chillwave und Experimenten. Zwischen Folk und Blues: Lou Doillon, Tochter von Jane Birkin und Schwester von Charlotte Gainsbourg, begibt sich auf den Spuren von Cat Power und Lana Del Rey. Mut zur Entschleunigung: der Post-Dubstep-Songwriter James Blake ist zurück mit «Assume Form». Schweizer Pop mit Ecken und Kanten: mit «White Garden» setzt Anna Rossinelli ihren Reifungsprozess fort. Ein neuer Meister der Melancholie: der deutsche Jungstötter tritt in die Fussstapfen von Nick Cave und Scott Walker.


MAGGIE ROGERS

HEARD IT IN A PAST LIFE (Debay Sounds / Capitol/ Universal)

2016 war Maggie Rogers noch Studentin an der Tisch School of the Arts der New York University und hatte sich dort für eine Meisterklasse mit Gastdozent Pharrell Williams (!) angemeldet. Dort trug Maggie Rogers ihren Folk-Song «Alaska» vor, mit dem sie Pharrell Williams zu Freudetränen rührte. Die Sache ging viral und so wurde Maggie Rogers über Nacht bekannt. Nach zwei intimen, zum Teil bei ihr zuhause aufgenommenen Folk-Alben («The Echo» und «Blood Ballet») wechselt Maggie Rogers ihren musikalischen Kurs und mixt ihre akustischen Folkwurzeln mit Synthie-Sounds und Elektrobeats. Nur «Fallingwater», «Light On» oder «Burning» haben das Format ihres Hits «Alaska». Ansonsten bewegt sich Maggie Rogers zwischen Sheryl Crow, Sia, Florence Welch und Carly Rae Japsen.


ALICE MERTON

MINT (Paper Plane Records)

Die 24-jährige Sängerin Alice Merton erblickte das Licht der Welt in Frankfurt am Main. Mit ihrem irischen Vater und ihrer deutschen Mutter ist sie in ihren jungen Jahren bis zu zwölf Mal umgezogen. In ihrer Debüt-Single «No Roots» von 2016 sang Alice Merton über ihr Gefühl von Rastlosigkeit, aber auch über ihre Sehnsucht, Wurzeln zu schlagen. Mit diesem Universalthema konnte sich die ganze Menschheit offensichtlich identifizieren. Und so wurde «No Roots» zum globalen Hit. Alice Merton ging zwei Jahre auf Tour. Nun liegt ihr Debütalbum «Mint» endlich vor, das auf ihrem eigenen Label erscheint. Mit Produzenten Nicolas Rebscher hat sie elf Songs aufgenommen. «Mint» ist ein Leckerbissen für alle Fans von selbstbewusster, melodiöser und handwerklicher Pop-Musik.


TORO Y MOI

OUTER PEACE (Carpack Records)

Auch auf seinem mittlerweile sechsten Album «Outer Space» will sich der 32-jährige Amerikaner Chaz Bundick aka Toro Y Moi musikalisch nicht festlegen und pendelt mit Bravour zwischen Pop, House, Chillwave und Experimenten. Damit gelingen ihm tolle überraschende Wendungen. So beginnt der Opener «Fading» wie ein House Stück, bis Chaz mit viel Hall in der Stimme den Hörer auf eine Chillwave-Reise mitnimmt. Im Vergleich zum Vorgängeralbum «Boo Boo», wo Chaz der Melancholie der Einsamkeit ein Denkmal setzte, ist «Outer Space» von einer überbordenden Feststimmung und Fröhlichkeit erfüllt. Im Song «Miss Me» stiehlt R&B-Sängerin dem Gastgeber die Show. Weitere Gastauftritte haben das Indie-Pop-Trio Wet im Stück «Monte Carlo» und der Elektro-Musiker Instupendo im Downtempo-Track «50-50».


LOU DOILLON

Soliloquy (Barclay)

Ende 2018 zierten French-Pop-Ikone Jane Birkin und ihre Töchter Charlotte Gainsbourg und Lou Doillon das Cover der französichen Vogue. Nachdem Mutter Jane Birkin 2017 die Songs ihres geliebten Serge Gainsbourg im symphonischen Gewand präsentierte und Schwester Charlotte Gainsbourg mit «Rest» grosse Erfolge feierte, kehrt auch Lou Doillon mit «Soliloquy» wieder ins Musikgeschäft zurück. Hinsichtlich Musikpartner hatte sie stets einen guten Riecher. Auf ihrem Debüt «Places» (2012) nahm sie Etienne Daho unter seine Fittiche, während sie ihr zweites Album in Kanada mit der Indie-Band Timber Timbre einspielte. Für «Soliloquy» konnte Lou Doillon Dan Levy von der Indie-Band The Do, Benjamin Leboe der Band Shoes und den Multiinstrumentalisten Nicolas Subréchicot verpflichten. «Soliloquy» definiert Lou Doillon als Grenzgängerin zwischen Folk und Blues. Ein Stil, der wie geschaffen für ihren dunklen Gesangstimbre zu sein scheint.


JAMES BLAKE

Assume Form (Polydor)

2011 sorgte der Engländer James Blake mit seiner delikaten Coverversion von «Limit To Our Love», im Original von Feist gesungen, für Furore. Der heute 31.-jährige bediente sich dabei der Stilmittel der Dubstep-Szene und wurde zum «Post-Dubstep»-Songwriter genannt. James Blakes musikalischer Ansatz mit seinem Hang zum Minimalismus und Mut zur Entschleunigung gilt heute noch als erfrischend und innovativ. Seine elektronischen Piano-Balladen, die er mit fragiler Soul-Stimme vorträgt und mit einem zerhackten Soundteppich untermalt, sind nach wie vor grandios. Auf seinem vierten Album «Assume Form» sind Hip-Hop-Beats in James Blake Musikuniversum eingeflossen. Das ist nicht zuletzt seiner vergangenen Zusammenarbeit mit Kendrick Lamar zu verdanken. Die Gastauftritte von Rosalìa und Moses Sumney zeigen, dass sich James Blake von gleichgesinnten Soundinnovatoren angezogen fühlt.


ANNA ROSSINELLI

White Garden (Universal)

Die Schweiz hat Anna Rossinelli viel zu verdanken. Denn die ehemalige Strassenmusikerin konnte sich 2011 mit ihrem Song «In Love For A While» für das Finale des Eurovision Song Contest qualifizieren und endlich eine langjährige Schweizer Pechsträhne beenden. Seit 2011 hat sich die ehemalige Basler Strassenmusikerin, die eine angenehme Dosis an Selbstbewusstsein, Grazie und Bodenständigkeit ausstrahlt, in der Schweizer Musikszene fest etabliert. «White Garden» ist mit dem langjährigen Produzenten Simon Kister entstanden. Bereits nach dem ersten Durchlauf fällt auf, dass Anna Rossinelli als Sängerin und Songwriterin eindeutig gereift ist. Nicht zuletzt auch aufgrund der Mitwirkung des Berner Musikers Pablo Nouvelle, der die elektronischen Arrangements beisteuerte, erreichen die Songs eine bisher unerhörte Rohheit und Intensität. «White Garden» ist mit Ecken und Kanten gespickt, die Anna Rossinellis musikalisches Profil bereichern.


JUNGSTÖTTER

Love Is (PIAS Germany Recordings)

Der deutsche Fabian Altstötter war in seinen Jungendjahren mit der Band Sizarr unterwegs, mit welcher sie zwei Alben veröffentlichte. Mit Jungstötter hat er sein lang ersehntes Solo-Projekt aus der Taufe gehoben. Auf «Love Is» sind nicht nur die Liebe, sondern auch die Abgründe menschlicher Seele, Düsternis, Schmerz und Melancholie seine ständigen Begleiter. Jungstötter ist mit einer Stimme begnadet, die sich perfekt in die beklemmende Stimmung der Songs einbringt. Er spielt gekonnt mit den Einflüssen von David Bowie, Nick Cave und Scott Walker. Der Album-Produzent Max Rieger und die Studiomusiker schaffen eine dichte Atmosphäre, die das feine Songwriting auf ein hohes Niveau hievt. Hut ab vor diesem jungen Mann, der bereits seine eigene Sound-Ästhetik gefunden hat.


Sendung hören:

Die Musiktipps von DJ Corey immer am 1. Sonntag im Monat im GayRadio auf Radio RaBe
https://queerup.ch/gayradio

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