DJ Coreys Musiktipps
für den November

Marianne Faithfull, Barbra Streisand, Culutre Club, Robyn, Jess Glynne, Rosalìa, Tamino

Ein wunderbares Alterswerk: Marianne Faithfull, die letzte Überlebende unter den Stones Groupies zieht Bilanz. Ein monumentales Alterswerk: Knollennase Barbra Streisand erhebt ihre Stimme im Namen der Demokratie. Ihre Waffe ist Liebe. Unbeschwerter Pop mit einer melancholischen Note: Bei der Schwedin Robyn gehen Lebenslust und Verletzlichkeit Hand in Hand. Reiner Dance-Pop mit positiver Grundhaltung: Die rothaarige Power-Frau Jess Glynne ist wieder auf Erfolgskurs. 80er-Jahre-Legende: Boy George und seine Culture Club landen sanft in der Pop-Gegenwart. Dunkler Songwriter-Pop mit arabischem Touch: Der 21-jährige Tamino futiert sich um Genre- und Landesgrenzen. Abenteuerlicher Latino-Pop: Die 24-jährige Spanierin Rosalìa entstaubt den Flamenco und mischt ihn mit heissem R&B.


MARIANNE FAITHFULL

Negative Capability (Pant Rei/BMG)

Auf ihrem 21. Opus besingt Marianne Faithfull mit tiefer, rauchiger Stimme die Einsamkeit des Älterwerdens, die Attentate von Paris vom 13. November 2015 und den Verlust einiger Weggefährten wie Martin Stone und Anita Pallenberg. Die einstige Muse der wilden 60er-Jahre in Swinging London hat alle zerstörerischen Sex- und Drogenexzessen zwar mit Erfolg überstanden. Jedoch vermiesen gesundheitliche Probleme heute ihren Alltag. «Negative Capability», ein intimes Werk von melancholischer Schönheit, hat die 71-Jährige mit der Elite des modernen Rock eingespielt: Nick Cave, Warren Ellis, Ed Harcourt und Mark Lanegan.


BARBRA STREISAND

Walls (Sony Music)

Barbra Streisand ist eine lebende Legende und eine Künstlerin der Superlative. Zum ersten Mal seit 2005 veröffentlicht die 76-jährige Ikone ein Album mit Eigenkompositionen. Die überzeugte Demokratin verwandelte ihre Wut gegen Donald Trump in kreative Energie. Nun erhebt sie ihre immer noch gewaltige Stimme gegen den amtierenden US-Präsidenten und seine Welt aus Fake News und Unanständigkeit gegenüber Frauen, Andersdenkenden und Minderheiten. Die wuchtigen Songs zum üppigen Orchestersound trägt die berühmteste Knollennase mit der gewohnten Klasse und Empathie vor. Sie plädiert für ein friedliches Zusammenleben. Ihre Antwort ist Liebe.


BOY GEORGE & CULTURE CLUB

Life (BMG Rights)

Zwischen 1981 und 1986 hatten Boy George und seine Culture Club ihre fetten Jahre. Culture Club waren vielleicht die erste multikulturelle Band mit einem androgynen und offen schwulen Sänger, der Reggae über alles liebte, einen Musikstil mit einer eher homophoben Szene. Nach einer Solo-Karriere, die nie so richtig abheben wollte und einem gefloppten Comeback Ende der Neunziger Jahre wagen Culture Club einen neuen Anlauf. «Life» punktet mit geschmeidigen Grooves, gemütlichen Reggae- und Calypso-Rhythmen sowie Gospel und Soul. Boy Georges Stimme ist natürlich tiefer und rauer geworden. An Wärme hat sie jedoch nichts eingebüsst. Als Soul-Crooner macht er immer noch eine gute Figur.


ROBYN

Honey (Konichiwa/Embassy Of Music/Warner)

Seit «Body Talk» sind acht Jahre vergangen. Eine Ewigkeit für das Pop-Geschäft. Aber schon damals zeigte Robyn, die in den 90er-Jahren noch als schwedische Antwort auf Britney Spears vermarktet wurde, kein Interesse für die Spielregeln des Musikgeschäfts und hatte sich unabhängig gemacht. Auf «Honey» kollidieren Sinnesfragen und Schicksalsschläge wie der Tod ihres musikalischen Langzeitpartners Christian Falk und das Ende einer Beziehung mit der Unbeschwertheit des Dance-Pop. Das Album ist durchwebt mit tollen Melodien und leichter Melancholie. Die popmusikalischen Zitate wie Christal Waters «Gipsy Woman» in «Beach2K20» zeugen von enormen Pop-Verständnis der Schwedin. Es sind diese Details, die «Honey» zu einem perfekten Pop-Juwel schleifen.


JESS GLYNNE

Always In Between (Atlantic Records UK)

UK-Rotschopf Jess Glynne lieh ihre soulige Stimme unter anderem den Hits von Clean Bandit und Route 64, bevor sie ihre eigenen Songs im Ärmel hatte. Ihr Debüt “I Cry When I Laugh» (2015) hielt sich länger als 100 Wochen in den Album-Charts und verkaufte sich über eine Millionen Mal. Auf «Always In Between» meistert die Sängerin die Hürde des schwierigen zweiten Albums mit Bravour. Sie hat gelernt, mit ihrem Bild in der Öffentlichkeit umzugehen und sich zu akzeptieren, wie sie ist. Mit der bereits erprobten Rezeptur aus Pop, Soul, R&B und House verspricht die Britin mit der unverwechselbaren Stimme weitere musikalische Leckerbissen für Radio und Tanzfläche.


ROSALÌA

El Mal Querer (Sony Music Espana)

Die 25-jährige Spanierin Rosalìa erfindet den Flamenco, die traditionelle andalusische Musikrichtung, neu. Sie verbindet ihn mit pulsierenden R&B-Rhythmen, minimalen Beats und fetten Bässen. Auch ihre Musikvideos schlagen eine Brücke zwischen spanischer Folklore und aktueller Pop-Kultur. Der Regisseur Pedro Almodòvar ist dem Charisma dieser Power-Latina vollends verfallen und hat ihr schon eine Rolle in seinem nächsten Film angeboten. «El Mal Querer» ist in elf musikalischen Kapiteln gegliedert. Die Inspiration holte sich Rosalìa von «Flamenca», einem dramatischen Liebesroman aus dem 13. Jahrhundert, der vor allem die Schattenseiten der Liebe beleuchtet.


TAMINO

Amir (Communion Records, Caroline)

Tamino-Amir Moharam Fouad oder einfacher Tamino hat ägyptische und libanesische Wurzeln und kommt aus der flämischen Stadt Antwerpen. Sein Grossvater war der berühmte ägyptische Schauspieler und Musiker Moharam Fouad. Seine Mutter ist eine klassische Pianistin, die ihn nach dem Prinzen aus Mozarts Zauberflöte nannte. Diese familiären Verbindungen haben Taminos Weg als Musiker schon früh vorgepfadet. Auf «Amir» verschmilzt die dunkle Singer-Songwriterkunst eines Nick Cave, Leonard Cohen und Jeff Buckley mit arabischen Klängen. Das i-Tüpfelchen bildet Taminos aussergewöhnliche Gesangstimme, die leicht vom tiefen Bariton zu glasklarem Falsett wechselt.


Die Musiktipps von DJ Corey immer am 1. Sonntag im Monat im GayRadio auf Radio RaBe
https://queerup.ch/gayradio

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