Kissing In My Subaru – Queere Identitäten zwischen Alpen, Erinnerung und Alltag

Ausstellung in der Stadtgalerie PROGR vom 25. Oktober bis 6. Dezember

Wie klingt Zugehörigkeit, wenn sie jodelt? Wie fühlt sich Heimat an, wenn sie neu erfunden wird? Wie prägt die Landschaft, in der wir aufwachsen, unser Selbstverständnis? Und wie lässt sich Zugehörigkeit neu denken, wenn sie nicht den vertrauten Mustern folgt?

Die Gruppenausstellung «Kissing In My Subaru» (25. Oktober bis 6. Dezember 2025 in der Stadtgalerie Bern) widmet sich der Frage, wie Identität in Beziehung zu Herkunft, Umgebung und kulturellen Traditionen entsteht. Die von Alizé Rose-May und Eva-Maria Knüsel co-kuratierte Ausstellung versammelt mit Vanessà Heer, marce norbert hörler, Oz Oderbolz und Alizé Rose-May vier künstlerische Positionen, die sich mit queeren Lebensentwürfen und der Suche nach Selbstverständnis auseinandersetzen. Ihre Arbeiten erzählen von ersten intimen Begegnungen, von Vorbildern jenseits der Norm und von widerständigen Praktiken im ländlichen und alpinen Kontext.

Im Zentrum steht die Auseinandersetzung mit Traditionen und Ritualen, die meist als selbstverständlich gelten. Die Künstler*innen brechen mit hierarchischen Strukturen der Landwirtschaft, hinterfragen Geschlechterrollen und entdecken queere Elemente in überlieferten Bräuchen. So entsteht ein vielstimmiger Raum, in dem das persönliche Erinnern mit kollektiver Erfahrung verschmilzt – zwischen Sehnsucht, Aufbegehren und Neuanfang.

Begleitet wird die Ausstellung von einem reichhaltigen Performance- und Vermittlungsprogramm, das die Themen von Klang, Stimme und Körper vertieft. Bereits zur Eröffnung am 25. Oktober wird die Performance «Herzlich welcom’in» von Margaux Huber präsentiert, die mit Witz und Wärme Fragen nach Zugehörigkeit und Sichtbarkeit aufgreift.

Am 1. November laden Mario Espinoza und Carmen Oswald im Workshop «Grad häbä» zu einer spielerischen Einführung ins Naturjodeln ein. Teilnehmende lernen, wie Stimme, Atem und Landschaft miteinander in Resonanz treten – ein sinnliches Erkunden von Tradition und Transformation. Direkt im Anschluss folgt die Performance «Vocal Topographies» (16.30 Uhr) von Espinoza, Oswald und Simeon Sigg, mit Kostümen und Fotografie von Nils Amadeus Lange. Das poetisch-musikalische Stück reflektiert persönliche Erfahrungen von Entwurzelung und Migration und lädt das Publikum ein, in kollektiven Klangräumen neue Formen des Dazugehörens zu entdecken.

Der Performance-Abend am 6. November bringt mit «spooning&entre.les.montagnes» von Sami Lea Samira Bernath und «Die Rücken der Berge und andere Körper» von Asa Hendry zwei Performances zusammen, die Körper, Landschaft und Intimität miteinander verweben – zwischen Nähe, Widerstand und Humor.

Ein besonderer Akzent liegt auf der Vermittlung und Zugänglichkeit: Am 20. November führt Eva-Maria Knüsel durch die Ausstellung – begleitet von einer Übersetzung in Gebärdensprache durch Janet Fiebelkorn. Am 27. November folgt ein Gespräch mit den Künstler*innen, moderiert von Patricia Purtschert, das Einblicke in ihre Arbeitsweisen und thematischen Bezüge gibt.
«Kissing In My Subaru» lädt dazu ein, Identität als beweglichen, offenen Prozess zu verstehen – als etwas, das sich zwischen Orten, Körpern und Geschichten ständig neu formt. Zwischen Jodel und Performance, Erinnerung und Rebellion entsteht so ein Raum des gemeinsamen Nachspürens, Hörens und Seins.

Stadtgalerie
PROGR, Waisenhausplatz 30, 3011 Bern
Öffnungszeiten: Mi–Fr 14–18 Uhr, Sa 12–16 Uhr
www.stadtgalerie.ch

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