Gregg Arakis «TEEN APOCALYPSE TRILOGY»

Ab 15. März im Kino in der Reitschule

Mit Gregg Arakis «Teenage Apocalypse Trilogy» bringt das Kino in der Reitschule drei Höhepunkte des New Queer Cinema auf die Leinwand zurück. Der Indie-Filmemacher bringt mit seinem Werk seinen Protest gegen die homo­feindliche Mehrheits­gesellschaft in den USA der 90er Jahre zum Ausdruck.


Als Queer noch Punk war

Mitte der 80er-Jahre entstand in Amerika die Queercore Bewegung, eine DIY-Kultur, die konsumorientierte Kultur verachtete, und sich als Opposition gegen die normativen Grundsätze und die politische Repression sah, aber auch gegen den allzu angepassten schwulen Mainstream. Der Filmemacher Bruce La Bruce war einer der Begründer von Queercore. Auch Punk-Bands wie Pansy Divison und The Dicks oder die vielen Girl-Punk-Bands, die unter dem Label Riot Girrrls bekannt wurden. Aus diesem Milieu stammt auch der Regisseur Gregg Araki (*1959) aus Los Angeles, der als Mitbegründer des New Queer Cinema gilt. Im Gegensatz zu Hollywoods Mainstream-Kino, in dem Schwule und Lesben gerne dargestellt werden, als ob sie sind, wie alle anderen, legt das New Queer Cinema den Fokus auf die wahren Queers, die von Ausgrenzungen und der Gewalt gegen sie geprägt sind. Die Bewegung ist künstlerisch definiert durch filmische Beobachtungen jeder Identität, die sich dem heteronormativen Standard widersetzt.

Low Budget Filme

Mit wenig Geld – nur 5000 Dollar – aber umso mehr Enthusiasmus, dreht Gregg Araki 1987 seinen Debütfilm «Three Bewildered People in the Night». Für diesen erhielt er am Locarno Film Festival den Ernest Artaria Award. Es folgten zwei weitere Low-Budget-Filme: «The Long Weekend (O’ Despair)» (1989) und «The Living End» (1992). Dann folgte die «Teen Apocalypse Trilogy» die nun im Kino der Reitschule gezeigt wird. Wie der Titel sagt, geht es in den drei Filmen um (queere) Teenager, in einer Welt die kurz vor dem Untergang steht. Arakis erforscht darin die Herzen der Teens und die Herzlosigkeit der Queers ausgesetzt sind. «Wenn man ein Teenager ist, scheint alles so apokalyptisch», sagt der Regisseur dazu. «Die Emotionen sind so gross. Wenn alles neu ist, ist an jedem verdammten Tag das Ende der Welt». 30 Jahre alt sind die Filme, doch diese als überholte Ansichten von Queerness, die in Selbstverachtung verwurzelt ist, abzutun, greift nicht. Die Einsamkeit, die in Arakis Werk dargestellt wird, ist etwas, gegen das seine Charaktere verzweifelt kämpfen; sie sind alle auf der Suche nach Kameradschaft, nach Liebe. Arakis Charaktere suchen nach Hoffnung in einer unwirtlichen Umgebung und versuchen, aufzuwachsen, während die Welt um sie herum endet. Das ist heute nicht anders als damals in den 90er-Jahren.

Gregg Araki (mitte) mit James Duval und Kathleen Robertson bei den Dreharbeiten zu «Nowhere»

 

Mit dieser Trilogie konnte Gregg Araki sein Ruf als Regisseur festigen und bekam für seine nächsten Filme höhere Budges zugesprochen. 2004 folgt der von Kritiker*innen hoch gelobte Film «Mysterious Skin» über zwei Jugendlich die in ihrer Kindheit sexuellen Missbrauch erlebten und diesen ganz unterschiedlich bewältigen. Bemerkenswert ist das Casting von Gregg Araktis, das schon in seinen früheren Filmen sein Gespür, wahre Talente zu entdecken, zeigte. In «Mysterious Skin» spielten Joseph Gordon-Levitt mit, ein heute vielgebuchter Schauspieler in Film und TV und Brady Corbet, der dieses Jahr als Regisseur für den Oscar nominiert wurde für den Film «The Brutalist».

Gregg Araki zehnter Film «Kaboom» feierte 2010 seine Premiere am renommierten Filmfestival in Cannes und gewann dort die damals zum ersten Mal vergebene Queer Palm. Sein neustes Werk «I Want Your Sex», ein Erotikthriller mit Olivia Wilde, Cooper Hoffman und Charli XCX ist zurzeit in der Postproduktion und wird bald in die Kinos kommen.


Gregg Arakis Teenage Apocalypse Trilogy
im Kino in der Reitschule

Mit Gregg Arakis «Teenage Apocalypse Trilogy» bringt das Kino in der Reitschule diesen März Höhepunkte des New Queer Cinema auf die Leinwand zurück. Als einer der wichtigsten Regisseure der Indie-Filmbewegung bringt Gregg Araki mit seinem Werk seinen Protest gegen die homofeindliche Mehrheitsgesellschaft in den USA der 90er Jahre zum Ausdruck. Wie der Name verrät, behandelt die Trilogie die Thematik eines sich stetig nähernden Weltuntergangs ebenso wie die kleinen und grossen Probleme des Heranwachsens von queeren Teenagern in einer unfreundlichen bis gewalttätig-feindseligen Umwelt.

Das Kino zeigt die Filme der Trilogie jeweils an zwei Abenden, sodass deine Freund*innen und du auch sicher keinen Teil verpassen müssen.


Totally Fucked Up

Spielfilm von Gregg Araki, USA, 1993, OV Englisch d/f, 78 Minuten

Sa. 15.03.2025; 20:00 Uhr
Sa. 22.03.2025; 20:00 Uhr

Eine Gruppe schwul-lesbischer Teenager versucht in den 90er-Jahren in Los Angeles mit den Problemen des Heranwachsens fertig zu werden. Sie sind auf der Suche nach ihrer sexuellen Identität und der «grossen Liebe». Ihre Eltern haben sie rausgeworfen, sie sind pleite, leben in ständiger Angst vor der homofeindlichen Umwelt und ziehen über alles her, was sie bewegt – Safe Sex, Drogen, Liebe, Selbstbefriedigung und AIDS. Gregg Araki zeigt in seinem pseudo-dokumentarischen Film, wie sich Jugendliche durch «teen angst» dem Leben entfremden. Der Streifen wurde im Guerrilla-Stil auf der Strasse gedreht und reflektiert den surrealen Zustand vom Leben in einer ungewöhnlichen und ausgeflippten Welt. Eine ironische, leidenschaftliche, humorvolle und bewegende Studie über eine ungeliebte Generation.


The Doom Generation

Spielfilm von Gregg Araki, USA, 1995, OV Englisch d/f, 85 Minuten

Sa. 15.03.2025; 21:30 Uhr
Fr. 28.03.2025; 20:00 Uhr

Drei rebellische Teenager begeben sich auf einen Roadtrip durch die düsteren Vereinigten Staaten der 1990er-Jahre. Auf ihrem Weg machen sie Halt in billigen Convenience Stores und stylischen Motels. In den Shops erleben sie unaufhörliche Gewalt, wobei reichlich Blut fliesst. In den Motels können sich die drei Freund*innen davon erholen und sexuell austoben. Dabei verleiht eine gute Portion Trash dieser gewaltvollen Geschichte eine kontrastierende Leichtigkeit. Die beachtenswerte Ästhetik des Films ist von abstrakten und surrealen Aufnahmen geprägt, die gut zur dystopischen Darstellung der USA passt.


Nowhere

Spielfilm von Gregg Araki, USA, 1997, OV Englisch d/f, 82 Minuten

Fr. 21.03.2025; 20:00 Uhr
Sa. 29.03.2025; 20:00 Uhr

Eine Jugendkultur am Rande der Gesellschaft im modernen Los Angeles. Der smarte, 18-jährige Dark Smith (James Duval) ist auf der Suche nach Liebe, und zusammen mit seinen Freunden bereitet er sich auf die grösste Party des Jahres vor. Die Gruppe von gut 20 Jugendlichen driftet durch ein buntes, aber umso böseres Paradies aus bizarren Ereignissen, homo-, hetero-, bi-, multi-, metro-, omni- und pansexuellen Erfahrungen, Selbstmorden, Vergewaltigung und sogar Alien-Entführungen …


Trailer und Infos: kino.reitschule.ch

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