Die Geschichte von jemandem, dem verboten wird, sie selbst zu sein

«WOMAN OF …» jetzt im Kino

Vor dem Hintergrund des polnischen Wandels von Kommunismus zu Kapitalismus spannt «WOMAN OF…» 45 Jahre im Leben von Aniela Wesoły, die mehr als die Hälfte ihres Erwachsenenlebens als Mann in einer polnischen Provinzstadt lebt. Anielas Reise zur persönlichen Freiheit als Transfrau offenbart Schwierigkeiten in Ehe und Elternschaft, angespannte Familienbeziehungen und komplizierte Einstellungen in ihrem Umfeld, die sie ständig in unmögliche Situationen bringen. Welche Entscheidungen muss Aniela treffen? Wird sie bereit sein, alles zu opfern, um zu werden, wer sie wirklich ist?

Für das Regiedou Małgorzata Szumowska und Michał Englert ist «WOMAN OF…» ein sehr wichtiger Film. «Er ist das Ergebnis jahrelanger Arbeit und unzähliger Treffen mit Transgender-Personen – Menschen aller Altersgruppen, die seit Jahrzehnten in Polen leben. Sie haben uns ihr Vertrauen geschenkt, ihre Geschichten zu teilen, und dank ihrer grosszügigen Unterstützung haben wir diese Geschichte über Aniela und Iza zusammengestellt.»

Homo- und transphobes Polen

Laut ILGA-Europe ist Polen das homophobste und transphobste Land in der Europäischen Union. Es ist auch der einzige EU-Mitgliedstaat, der kein Gesetz zur Geschlechtsidentität hat und gleichgeschlechtliche Ehen nicht anerkennt. Regierungspolitiker entziehen LGBTQ-Menschen konsequent ihr Recht, vollständig am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Diese Situation, zusammen mit anderen rechtlichen Barrieren, spiegelt sich in alarmierenden Selbstmordraten und Traumata wider, hauptsächlich unter LGBTQ-Jugendlichen. Das Regieduo versteht ihren Film als Metapher für den Wandel Polens, die eine Gesellschaft widerspiegelt, die einst in Solidarität zusammenkam, um das kommunistische Regime zu stürzen. Doch diese Gesellschaft steht heute für eine Polarisierung der Einstellungen und ist nicht bereit, Überzeugungen zu akzeptieren, die im Rest der westlichen Welt längst zur sozialen Norm geworden sind. «Wir hoffe, dass unser Film den Geist unserer Zeit widerspiegelt und Diskussionen anregt – insbesondere, dass er dazu beiträgt, Misstrauen zu überwinden und die Wahrheit über das Transsein zu zeigen. Wir glauben, dass er auch dazu beitragen wird, jungen Menschen, die sich als trans identifizieren, aber Angst haben, dies öffentlich zu sagen, Mut zu machen. Vor allem hoffen wir, dass er die polnischen Behörden dazu bewegt, das Gesetz zu ändern, um ein würdevolles Leben für Transmenschen zu garantieren».

ARBEIT MIT DER TRANS-COMMUNITY

Dem Team war es wichtig, dass «WOMAN OF…» der polnischen LGBT-Community Sichtbarkeit verleiht. Daher wurden episodische Rollen von mehr als 100 Personen besetzt, die sich als queer identifizieren. Zusätzlich wurden auch Menschen aus der LGBT- Community in der Drehbuchabteilung und Regieabteilung eingestellt, Positionen, die für das durchschnittliche Publikum möglicherweise unsichtbar sind, aber den Ausgang des Films stark beeinflussen. Doch Schauspieler*innen für diesen Film zu finden, war nicht einfach. Es war unmöglich, eine*n trans Schauspieler*in zu finden, der/die eine grundlegende Schauspielausbildung hat und bereit ist, in einem Spielfilm mitzuwirken – um eine solche emotionale Reise und Verwundbarkeit darzustellen und das Risiko der Stigmatisierung auf sich zu nehmen, das danach folgen könnte. Die Schauspielausbildung in Polen ist nach wie vor nicht offen für Menschen mit einer nicht heteronormativen Geschlechtsidentität. Daher wurde in Absprache mit den Trans-Berater*innen des Films die aussergewöhnliche cis Schauspielerin Małgorzata Hajewska-Krzysztofik für die Rolle der Aniela besetzt. Sie hoffen, dass sie die Wahrheit der Geschichte der Figur – den Ausschluss und die Barrieren, denen Trans-Personen in ihrem Alltag gegenüberstehen – wirkungsvoll vermittelt.

 


WOMAN OF… (Kobieta Z…)

Polen, Schweden, 2023

Regie: Malgorzata Szumowska, Michal Englert
Mit: Malgorzata Hajewska-Krzysztofik, Joanna Kulig, Bogumila Bajor

KINOSTART: 05.09.2024

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