«Die kleinen Meerjungraun»

Kim de l’Horizons neues Theaterstück in Bern

Das neue Stück von Kim de l’Horizon ist eine Überschrei­bung des Märchenstoffes um die kleine Meerjungfrau. Es handelt von der Sehnsucht nach einem anderen Körper und dem Traum von der einzigen wahren Liebe. 

 

Kim de l’Horizons neues Werk

Seit Kim de l’Horizons Romandebüt «Blutbuch», das den Deutschen sowie den Schweizer Buchpreis gewann und bereits in 17 Sprachen übersetzt wurde, gilt dei als eine der gewichtigsten Stimmen in der deutschsprachigen Literatur. Eine Stimme, die die deutsche Sprache von ihrer geschlechtlichen Binarität befreit hat, und sie dabei gut klingen lässt. Kim wackelt gerne an den Bildern, die wir von Körpern haben, die wir von Menschen und Nichtmenschen haben, die wir von «Natürlichkeit» haben, die wir vom «Wir» haben. Die Bühne Bern darf stolz darauf sein, dass Kim de l’Horizon in der Saison 2021/22 Teil ihrer Hausautor*innenschaft war und in dieser Zeit zwei Inszenierungen auf die Bühne brachte, «Hänsel & Greta & The Big Bad Witch» sowie die Bühnenadaption von «Blutbuch». Nun ist Kim de l’Horizon zurück bei Bühne Bern und präsentiert das neueste Werk: «Die kleinen Meerjungraun».

Halb Mensch, halb Fisch, flutscht das Fabelwesen Meerjungfrau durch die Kategorien. Im Märchen «Die kleine Meerjungfrau» erzählte Hans Christian Andersen von einer, die für ihre grosse Liebe das Halb-Halb aufgibt, dafür Schmerzen erträgt und die Liebe doch nicht erwidert wird. Eine Transformation die sich in Meerschaum auflöste. Das neue Stück von Kim de l’Horizon ist eine Überschrei­bung des Märchenstoffes von Anderson. Es handelt von der Sehnsucht nach einem anderen Körper, dem Traum von der einzigen wahren Liebe – und ist gleichzeitig eine grosse queere Erzählung und ein Aufruf zu Empathie und Solidarität.

 

DAS FLUTSCHIGE STRIKES BACK

An seinem 15. Geburtstag darf das kleine Meer­jungraun endlich an die Meeresoberfläche schwim­men – und entdeckt Ungeheuerliches: einen Marcomann! Wunderschön und auf geraden Beinen. Sofort wird das Meerjungraun von wilden Wünschen gepackt, halb Begehren, halb die Sehnsucht, anders zu sein. Im Tausch für die neue Norm verzichtet es auf Flutschigkeit, schillernde Schuppenpracht und seinen grossen glitzernden Schwanz. Es ist die Geschichte all jener, die nicht der Norm entsprechen, die nicht in der Mitte der Gesellschaft stehen, die kein «Prinz» sind, die sich mühsam Gehör verschaffen müssen und deren Bedürfnisse, Anliegen und Probleme gerne übersehen werden.

Lucia Kotikova und Linus Schütz. Foto ©Florian Spring

Die Geschichten mit dem Titel «Die kleinen Meerjungraun. Das Flutschige strikes back. Eine Einschwörung auf die Epoche der Transformationen» endet mit einer grossen Klage und einem grossen Wunsch. «Ich will euch (liebe Marcos) nicht anklagen. Aber ich will klagen. Ich bedrohe euch nicht: Wir bedrohen keine Menschen. Wir bedrohen die herrschende Ordnung. […] Ich möchte mitmachen, ohne mir meine nachwachsenden Schuppen immer wieder aufs Neue auszureissen. Und ich glaube daran, dass es Wege gibt, auf denen alle gehen können. Auch die, die nicht gehen können wie ihr.»

Das Stück bringt das Trio ACE auf die Bühne: die spanische Regisseurin Alia Luque, Bühnenbildner Christoph Rufer und Kostümbildnerin Ellen Hofmann, die in mehrjähriger, erfolgreicher Zusammenarbeit eine gemeinsame Handschrift entwickelt haben. Die Hauptrolle hat Lucia Kotikova inne, die auch schon in «Blutbuch» spielte. Für diese Darstellung wurde sie vom Fachmagazin «Theater heute» 2024 ausgezeichnet als Nachwuchsschauspielerin des Jahres. Ebenfalls im Ensemble von «Die kleinen Meerjungraun» sind Claudius Körber, Linus Schütz und Jonathan Loosli.


Die kleinen Meerjungraun

DAS FLUTSCHIGE STRIKES BACK
Eine Einschwörung auf die Epoche der Transformationen von Kim de l’Horizon

Regie: Alia Luque (Trio ACE)
Ensemble: Lucia Kotikova, Claudius Körber, Jonathan Loosli, Linus Schütz
Bühne: Christoph Rufer (Trio ACE)
Kostüme: Ellen Hofmann (Trio ACE)
Dramaturgie: Felicitas Zürcher

Spieldaten: buehnenbern.ch

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