«Die inneren Melodien nach aussen tragen und teilen»

Interview mit DJ Nmx3 und Jérémie Jolo.

Zwei Menschen aus Biel. Die eine ist DJ und stellt Musik zusammen seit ihrer Schulzeit, der andere begann mit dem Spielen der Klarinette als 11-Jähriger. Zusammen machen sie heute Musik die sowohl zum tanzen wie auch zum träumen einlädt. Bei ihren Auftritten in Clubs begleitet Natalie alias DJ Nmx3 das improvisierte Klarinettenspiel von Jérémie Jolo. Wir haben uns mit ihnen unterhalten.

Kennengelernt habe sich Natalie und Jérémie an eine Together-Party in Biel. Diese Party wird vom Verein Together Concept veranstaltet, bei dem Natalie mitmacht. Das Ziel des Vereins ist es, einen festlichen und unterstützenden Raum zu schaffen, in dem alle ohne Angst vor Urteilen und in völliger Sicherheit zusammensein können. In diesem Safe-Space kam die Beiden schnell mal auf die Idee, etwas zusammen zu machen – schliesslich ist der Name Konzept! So kam es, dass Natalie als DJ Nmx3 mit ihrem Elektro-Sound die Improvisationen des Klarinettisten Jérémie begleitet.

Seid ihr schon einmal zusammen aufgetreten?

Natalie: Tatsächlich haben wir bereits dreimal gemeinsam bei Together-Veranstaltungen gespielt: im Duo Club und in der Cachette in Biel sowie im Crazy Club in Freiburg. Zuletzt im April 2025, im «Ici c’est le vin» in Biel — ein kleiner, charmanter Ort, der einen Besuch wert ist, wenn ihr in der Gegend seid.

Und am 24. Mai jetzt auch noch in Bern! Wie bereitet ihr euch auf einen Auftritt vor?

Natalie: Für jeden Auftritt wählen wir gemeinsam die Tracks aus, die uns berühren und die wir teilen möchten. Wir bereiten unser Set zusammen vor und proben ein paar Mal, um ein gutes Zusammenspiel zu finden.

Habt ihr für euren Auftritt am 24. Mai im queer-feministischen Raum etwas Besonderes vorgesehen? Worauf dürfen wir uns freuen?

«Jeder Abend ist einzigartig.»
Jérémie

Jérémie: Jeder Abend ist einzigartig. Improvisation spielt eine zentrale Rolle — sei es im Klarinettenspiel oder bei den Übergängen vom DJ-Set. Das macht jeden Auftritt zu einem besonderen Erlebnis: lebendig, spontan und direkt mit dem Publikum verbunden.

Natalie, Dein DJ-Name Nmx3 klingt, als wärst du von Elon Musk getauft worden! 😉 Wie bist du auf den Namen gekommen? Hat er eine Bedeutung?

Elon Musk?! 😱 Auf keinen Fall — eher ein interstellares Objekt!
Der Name ist ganz einfach: Er setzt sich aus meinen Initialen — Nathalie Menzi — und einem Wortspiel mit „Mix“ zusammen. Daraus wurde Nmx3.

Seit wann legst du als DJ auf? Kannst du dich noch an dein erstes Mal erinnern?

Mein erster Auftritt als DJ mit einem echten Mischpult war 1998 im Station Club in Biel. Doch meine Leidenschaft für Musik begann bereits in der Schulzeit in den 80ern. Damals habe ich für den Zeichen- oder Werkunterricht Kassetten vorbereitet, die ich beim Arbeiten in den Lektionen hören durfte. Später war ich über zehn Jahre Teil der Jugendmusik Biel, wo ich Schlagzeug gespielt habe. Danach spielte ich Schlagzeug in einer Indie-Rockband. Rhythmus war schon immer ein zentraler Teil meines Lebens.

«Rhythmus war schon immer ein zentraler Teil meines Lebens.»
Natalie

Was ist dir wichtig bei deiner Musikauswahl und wir würdest du deinen Stil beschreiben?

Ich würde sagen, die Musik sucht mich aus, nicht umgekehrt. Sie muss mich emotional berühren. Ich lege grossen Wert auf geschmeidige Übergänge und darauf, eine klangliche Geschichte ohne Brüche zu erzählen.
Mein Stil ist schwer in Worte zu fassen, weil er sehr persönlich ist. Die Basis ist Elektro, aber ich bewege mich zwischen Progressive, Tech House und Techno — alles, was die Menschen auf eine rhythmische Reise mitnehmen kann.

Jérémie Jolo, Du bist Berufsmusiker und spielst Klarinette. Auch andere Instrumente?

Ich bin der Klarinette stets treu geblieben. Ich habe eine klassische Ausbildung genossen und konnte mein Spiel durch Elemente aus Jazz, zeitgenössischer Musik, Klezmer und Volksmusik erweitern.

Wann hast du mit dem Musizieren begonnen? Wie ist dein Werdegang als Musiker?

Ich habe ganz traditionell mit Blockflöte in der Schule angefangen und spiele seit meinem elften Lebensjahr Klarinette. Ich bin mit Blasorchestern aufgewachsen und habe später an der ZHdK in Zürich den Master in Klarinette gemacht. Seitdem trete ich als Solist und Ensemblemitglied auf, unter anderem mit Top-Blasorchestern wie dem Sinfonischen Blasorchester AULOS oder dem SIBO Bern. Ich war auf Konzertreisen im Ausland, habe bei TV- und Radioaufnahmen für SRF mitgewirkt, Chöre und Orchester dirigiert und Studioaufnahmen gemacht.

Wo kann man dich sonst als Musiker hören?

Man kann meine Stücke auf meinem YouTube-Kanal hören. Mein Repertoire ist breit gefächert — von Klassik über Filmmusik und Volksmusik (z. B. Klezmer) bis zu eigenen Minimal-Kompositionen mit Loopstation. Ich habe beim Album «Labor1- Am ne sichere Ort» von Trummer mitgewirkt, das auf Spotify zu hören ist. Aktuell dirigiere ich den Blasmusikverein Derendingen sowie das Bläserensemble Seeland — beide sind öffentlich zu hören.

«Das ist moderne Poesie für mich.»
Jérémie

Wie unterscheidet sich ein Auftritt an einer Dance-Party von anderen Konzerten? Was ist anders, was bleibt gleich?

Normalerweise spiele oder dirigiere ich nach Noten und interpretiere ein bestehendes Werk möglichst genau. Bei Dance-Partys reagiere ich spontan auf das, was ich höre und auf die Stimmung im Raum — im Dialog mit Nmx3’s Musik.

Ich vermute, du improvisierst bei Club-Auftritten. Wie leicht oder schwer fällt dir das? Woher kommen deine Inspirationen?

Genau — das Improvisieren im Club macht mir richtig Spass. Es fühlt sich nicht neu an. Schon lange bemerke ich, dass ich beim Tanzen zu DJ-Musik gerne mitsumme. Und nicht etwa Melodien aus dem Track, sondern neue, die irgendwo in mir schlummern. Da Partys zum Teilen sind, habe ich beschlossen, diese inneren Melodien nun mit Klarinette nach aussen zu tragen und zu teilen — «Together».

Mit Klarinette zu elektronischer Musik zu spielen ist ein Dialog mit Nathalie. Sie folgt ihrer inneren Stimme mit viel Feingefühl und Intuition, indem sie bedeutungsvolle Sounds mischt. Ich spüre diese Stimme und bringe meine eigene zum Klingen — daraus entsteht etwas Neues, Lebendiges, Flüchtiges, das im Moment erlebt werden will. Das ist moderne Poesie für mich.

Natalie und Jérémie, danke für das Interview.


TanzBAR

Samstag, 24. Mai
queer_feministischer Raum

Alles ist tanzbar in der TanzBAR.

Von 20.30 bis 22.30 Uhr lockt tolle Standard- und Lateinmusik Hobbytänzer:innen aufs Parkett.

Ab 22.30 heisst es Discotime queerbeet für alle Tanzfreudigen mit DJ Zardas und einer Live-Session von DJ Nmx3 zusammen mit dem Klarinettisten Jérémie Jolo.

www.rainbowdancer.ch

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