DJ Coreys MusikTipps Oktober 2024
Purple Disco Machine, Jamie XX, Michaela Jaé, Sophie, Rahim C Redcar, Lady Gaga, Stéphane, Ebow, Gia Ford, Kate Pierson
Im Disco-Himmel mit Purple Disco Machine. Im four-to-the-floor-Kosmos mit Jamie XX. Selbstfindungs-R&B von Michaela Jaé. Später Ruhm für die Pop-Visionärin Sophie. Die Rollenspiele von Rahim C Redcar und Lady Gaga. Frankreichs neue queere Pop-Heldin: Stéphane. Eine Lesbe im Deutschrap: Ebow. Englands queere Newcomerin Gia Ford. Das zweite Solo-Album von Kate Pierson.
PURPLE DISCO MACHINE
Paradise (Columbia/Sony)
Purple Disco Machine, das Projekt des deutschen DJs und Produzenten Tino Piontek, garantiert dem Disco-affinen Publikum auf seinem dritten Album einen sicheren Platz im Disco-Himmel. «Paradise» bietet Pionteks bewährte Zauberformel aus Funk, Disco, House und Synth-Pop mit starken 80’s-Dance-Reminiszenzen. Nach dem Grammy-Sieg für den Remix von Lizzos «About Damn Time» im Jahr 2023 durften viele prominente Gäste an Pionteks Disco-Himmelspforte anklopfen. Z.B. Disco-Gott Nile Rodgers in Person, das Neo-Disco-Duo Chromeo und aktuelle Dance-Acts wie Sophie & The Giants, Kungs und Roosevelt. Jack Shears, Ex-Sänger von Scissor Sisters, vertritt würdig die LGBTQ-Community.
JAMIE XX
In Waves (Young)
Der Mastermind hinter dem Indie-Dance-Trio The XX setzt auf seinem zweiten Solo-Album «In Waves» alle Karten auf die euphorisierenden und therapeutischen Wirkungen des Dancefloors. Die Melancholie des Debüts “In Colour» weicht einer grossen Lust nach Spass und Vergnügen, die Jamie XX gerne mit vielen bekannten Acts teilt. Seine The-XX-Partners Romy und Oliver Sims verfeinern die Soul-Dance-Nummer «Waited All Night». Die Schweden-Pop-Prinzessin Robyn ist eine kongeniale Begleitung für die Funk-House-Hymne «Life». Und die queere House-DJane Honey Dijon sorgt für den musikalischen Höhepunkt mit «Baddy On The Floor». Songs wie «Falling Together» und «Dafodil» fangen indes Jamie XXs introspektive und kosmische Seite ein.
MICHAELA JAÉ
33 (Tribe Disciples Inc.)
Für ihre Rolle der Blanca Evangelista in der Serie «Pose» wurde Michaela Jaé Rodriguez als erste transgender-Schauspielerin mit einem Golden Globe ausgezeichnet und hat damit Geschichte geschrieben. Mit der Single «Something To Say» hat Michaela Jaé bereits 2021 auch im Musikgeschäft Fuss gefasst und nun legt sie ihr erstes Album vor. Auf 33 erzählt MJ ihre Geschichte von Selbstfindung aus der Sicht eines Androiden, der ihr helfen soll, ihre Erinnerungen automatisch zu sortieren und herauszufinden, wer sie wirklich ist. Mit Power Pop, R&B, Funk und souligen Balladen stellt sich MJ der Welt nochmals vor.
SOPHIE
SOPHIE (MSMSMSM INC)
Ohne die schottische queere Elektronik-Musikerin und Pop-Visionärin Sophie würden heute Acts wie Charlie XCX, Kim Petras und Hannah Diamond nicht existieren. Leider ist Sophie im Januar 2021 mit nur 34 viel zu früh von dieser Welt gegangen. Sie hinterliess ihr Debüt von 2018 «Oil Of Every Pearl’s Un-Insides», den Sampler «Product» und einige Mainstream-Infiltrationen mit Madonna, Kim Petras und Charlie XCX. Nun hat Sophies Bruder, der Produzent Benny Long, Sophies Vision auf ihrem ersten posthum veröffentlichten Album vollendet. Die Bandbreite reicht von Trap-Rap über Hyper-Pop zu Techno und EDM. Das schlicht betitelte «Sophie» ist kein perfektes Album, aber es legt eindeutig Zeugnis dafür ab, wie einflussreich und wichtig Sophie in den letzten zehn Jahren eigentlich war und heute noch ist.
RAHIM C REDCAR
Hopecore (Because Music)
Héloïse Letissier, besser bekannt als Christine & The Queens, verwandelt sich auf «Hopecore» wieder in Rahim C Redcar, das Alter Ego aus ihrem Album «Redcar et les adorables étoiles» von 2022, das Hoffnung, Liebe und Selbstvertrauen verkörpern soll. Auf «Hopecore» enthüllt die genderfluide Figur Redcar ihre Leidenschaft für die Underground-Clubkultur der 80er- und 90er-Jahre. Disco, Acid House und Berliner Raves lassen grüssen. «Hopecore» hypnotisiert mit ätherischem Gesang und fesselnder Atmosphäre. Das Cover-Bild in 80er-Asthätik stilisiert Redcar zu einer Ikone à la David Bowie, vielleicht der grösste Verwandlungskünstler des Pop.
STÉPHANE
La prison des amoureuses malheureuses (TGIT/Sony)
Das neue Schätzchen des französischen Pop ist eine Schweizerin mit Genfer Wurzeln namens Stéphane. Mit «Ma chérie» hat sie vielleicht einen der grössten Sommerhits von 2024 im französischsprachigen Raum gelandet. Der Song handelt von einer Dreiecksgeschichte unter Frauen. Stéphane liebt eine Frau, die sie nicht liebt. Zugleich wird sie von einer Frau geliebt, die sie aber nicht liebt. Die ganze Thematik wird auf Stéphanes zweiten Album «La prison des amoureues malheureuses» (Das Gefängnis der unglücklich verliebten Frauen) in 13 weiteren radiotauglichen Pop-Rock-Chansons beleuchtet. Nach Hoshi, Angèle und Santa hat Frankreich wieder eine stolze queere Mainstream-Pop-Sängerin hervorgebracht.
EBOW
FC Chaya (Garip Werkstätten)
Ebru Düzgün, besser bekannt als Ebow, ist eine der wichtigsten Deutschrapperinnen. Als lesbische Frau mit Migrationshintergrund bricht die 24-Jährige mit Klischees und Tabus. Ihr zweites Album «FC Chaya» ist ein offener Brief an die Chayas (attraktive Mädchen im deutsch-türkischen Slang) eines fiktiven Fussballklubs. Im FC Chaya läuft die ganze Spielzeit erotischer Hip-Hop und R&B auf fetten Old-School-Beats. Die Texte sind echt stark und authentisch, gespickt mit queerem Empowerment, Sexyness und Solidarität. Ebow weist den Patriarchat mit Links in die Schranken und das tut so gut.
GIA FORD
Transparent Things (Chrysalis)
Die queere Newcomerin der britischen Indie-Musikszene betört auf ihrem Debüt mit nachdenklich-melancholischem Songwriting und zieht die aufmerksamen Zuhörer/innen mit ihrer sinnlichen, leicht tiefen Stimme in ihren Bann. In den magischen, meist in Moll gehaltenen Songs auf «Transparent Things» befasst sich Gia Ford mit der gesellschaftlichen Entfremdung und gibt allen Ausgestossenen, Randständigen und Unsichtbaren eine Stimme. Als queere Frau weiss sie nämlich ganz genau, wie es sich anfühlt, als Aussenseiter/in aufzuwachsen.
KATE PIERSON,
Radios & Rainbows (Kate Pierson)
Es gibt keine markantere Stimme im Bereich spaciger Alternative-Dance-Rock als Kate Pierson. Fast 50 Jahre war die schrille Sängerin und Keyboarderin mit der prägnanten Bienenkorbfrisur im Dienst von The B-52’s, der queeren Party-Band der 70er- und 80er-Jahre, die Spiel, Spass und soziales Engagement so gut zu verbinden wusste. Auf ihrem zweiten Solo-Album «Radios & Rainbows» entfesselt Kate Pierson ihre positive und schier unbändige Energie, die alle von der ersten Sekunde packt und nicht mehr loslässt. Mit «Beauty Of It All» gibt es einen persönlichen Song über Kate Piersons Frau Monica und ihre Beziehung.
LADY GAGA
Harlequin (Lil Monsters/Interscope)
Offenbar konnte Lady Gaga ihre Filmfigur Harley Quinn aus «Joker: Folie à Deux» so einfach nicht loslassen. Auf dem Überraschungsalbum «Harlequin» schlüpft Gaga nochmals in die Psyche der Super-Heldin durch einen Strauss von genreübergreifenden Songs. Für die Partnerin des Batman-Antagonisten hat sie überwiegend Klassiker aus dem amerikanischen Songbook aufgefrischt. Das Ergebnis erinnert an ihre Duett-Alben mit dem Jazz-Crooner Tony Bennett. Harlequin ist eine gelungene Hommage an Broadway, Judy Garland, Tony Bennett und Burt Bacharach. Lady Gaga behauptet sich wieder einmal als echtes Chamäleon und Alleskönnerin. Mit Harlequin können die kleinen Monster die Wartezeit zum nächsten Pop-Album ganz gut überbrücken. Für sie ist schon jetzt Weihnachten.
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Playlist
Die Musiktipps von DJ Corey immer am 1. Sonntag im Monat im QueerUp Radio auf Radio RaBe
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