DJ Coreys MusikTipps September 2024
Adam Lambert, Sofi Tukker, Empire Of The Sun, Zee Machine, Omar Apollo, Orville Peck, Remi, Beabadoobee, Cat Burns, Will Young, Die Mausis
Adam Lamberts hedonistische Hommage an das schwule Nachtleben. Sofi Tukker in maximal unbändiger Tanz- und Feierlaune. Empire Of The Sun schlagen mit campy Dream-Synthie-Pop zurück. Die modernen Queer-80s von Zee Machine. Omar Apollo giesst seinen Herzschmerz in facettenreiche R&B-Perlen. Orville Peck glänzt auf seinem starbesetzten Gay-Country-Album. Remi Wolf hat grossartige Songs-Ideen. Massentaugliche Indie-Pop-Songs in 90s Manier mit Beabadoobee. Cat Burns verträumter Pop über das Leben mit Anfang 20. Ein Pop-Album mit Anfang 40: Will Young. Last but not least: Die Mausis und ihre neuen deutschen Emo-Schlager.
ADAM LAMBERT
AFTERS (More Is More / LLC)
Nach dem erfolgreichen Engagement bei Queen als Freddie-Mercury-Ersatz und dem gefeierten Cover-Album «High Drama» von 2023 schlägt Adam Lambert ein neues Kapitel seiner langen Karriere auf. Die EP «Afters» fängt die Essenz der schwulen Club-Kultur mit pulsierenden House-Rhythmen und schlüpfrigen Texten ein. Adam Lambert liess sich bestimmt von wilden House-Party-Nächten inspirieren. Er versteht sich als singendes unverschämtes Sprachrohr für die feuchten Träume und die wildesten Fantasien der queeren Community. Eins steht fest: Adam Lambert wirkt auf «Afters» so selbstsicher, kühn und glücklich wie nie zuvor.
SOFI TUKKER
BREAD (Sofi Tukker LLC)
Sofi Tukker, das amerikanisches Musik-Duo bestehend aus Sophie Hawley-Weld und Tucker Halpern, ist seit der Single «Drinkee» von 2016 von der LGBTQI-Community schlicht nicht mehr hinwegzudenken. BREAD, Akronym für «Be Really Energetic and Dance» ist eine explizite Einladung, die unerfüllten Wünsche und Begierden auf der Tanzfläche auszuleben. Mit Ausnahme vom akustischen «Hey Homie» liefert Sofi Tukker auf BREAD praktisch nur euphorische Party-Songs zwischen (Tropical-)House, brasilianischem Funk, Drum&Bass, Bossa Nova, Pop und weiteren globalen Einflüssen. Es ist endlich an der Zeit, die Hemmungen zu verlieren und zu Sofi Tukkers Sound zu tanzen.
EMPIRE OF THE SUN,
Ask That God (Emi Australia)
Das australische Duo Empire Of The Sun ist zweifellos eines der bizarrsten Electro-Pop-Projekte der Nuller Jahre. Ihre Hits «We Are The People» und «Walking On A Dream» haben diese Dekade auch unglaublich geprägt. Nach acht Jahren Pause schlüpfen Emperor Luke Steele und Lord Nick Littlemore nochmals in ihre bunten Star-Wars-Kostüme. Sie tragen erneut ihre dicke Kriegsbemalung und schütteln wieder eine catchy Melodie nach der anderen aus den Ärmeln. Auf ASK THAT GOD schaffen EOTS den Spagat zwischen Camp, Fantasy-Märchen-Synthie-Pop und Eurovision. Australien sollte sie ans nächste ESC schicken.
ZEE MACHINE
Can I Be Honest…? (Zee Machine)
Zee Machine, der queere Sänger und Multiinstrumentalist aus Los Angeles, macht aus seiner Sicht modernen 80s-Pop, wie dieser im Jahr 2084 klingen würde. Ähnlich wie Conan Gray auf seinem letzten Album «Found Heaven» taucht Zee Machine auf seiner neuen EP «Can I Be Honest…?» ebenfalls in den schwulen fetten Synthie-Pop-Himmel der retrofuturistischen Achtziger ein. Seine Trennungssongs sind wie eine emotionale Achterbahnfahrt der Gefühle. Der Opener «I’m In Love (With Everyone)» ging auf BookTok viral und wurde als grosse Polyamorie-Hymne gefeiert. Die Synthie-Orgie «Anyone But Him» und die radiotauglichen «Heartbreakery» und «Good Boy» sind auch sehr hörenswert.
OMAR APOLLO
God Said No (Warner)
Jemand hat Omar Apollos Herz gebrochen. Der schwule Alternative R&B-Künstler gibt auf GOD SAID NO einen tiefen Einblick in seine Gefühlswelt und innere Zerrissenheit nach einer dramatischen Trennung. Omar Apollo giesst seinen Herzschmerz in sehr abwechslungsreiche R&B-Songs, die sämtliche Register ziehen, von smooth, Classic Soul, LoFi- bis zu Synthie-Pop und Cyber-Disco. Der chilenisch-amerikanische Schauspieler Pedro Pascal, kulturell und sprachlich eng mit Omar Apollo verbunden, hinterlässt auf Pedro eine Sprachnachricht, die das offensichtlich irrationale Verhalten von Liebeskranken offenlegt. So schön kann Liebeskummer sein.
ORVILLE PECK
Stampede (Warner)
Seit der maskierte schwule Cowboy Orville Peck Einzug in die Pop-Welt gehalten hat, wird das klassische Nashville-Genre nicht mehr als heteronormativ wahrgenommen. Queerness tut dem Country einfach nur gut. Auf «Stampede» überschreitet Orville Peck wieder mal die Country-Grenzen und zeigt sich so vielseitig wie noch nie, indem er hier und da einen Schuss Glitzer-Pop, Disco und Rock’n’Roll beigibt. Mit Superstars wie Elton John, Kylie Minogue oder Beck und auch mit Künstler/innen der alten und aktuellen Country-Szene, von Willie Nelson zu Maren Morris und Margo Price, verleiht Orville Peck alten und neuen Songs einen schönen queeren Glanz.
REMI WOLF
Big Ideas (Universal)
Von wegen schwieriges zweites Album! Die kalifornische American-Idol-Gewinnerin und olympische Abfahrtsskiläuferin Remi Wolf schafft mit ihrem Zweitwerk unangestrengt ein überzeugendes abwechslungsreiches Sommeralbum, das vor den grossen Ideen im Albumtitel nur so strotzt. Die bisexuelle Künstlerin greift altbewährte Klänge wie Soul, Dance, R&B, Synthie-Pop und 90s Indie-Rock auf und überträgt sie mit ihrer eigenen stilsicheren Handschrift ins Heute. Remi Wolf hüpft zwar von einer musikalischen Idee zur anderen, doch ergibt sich aus den unterschiedlichen Tracks ein in sich stimmiges Album.
BEABADOOBEE
This Is How Tomorrow Moves (Dirty Hit)
Beatrice Laus, die queere 24-jährige, auf den Philippinen geborene Londonerin, heisst auf der Bühne Beabadoobee. Mit cleverem Bedroom-Pop, umhüllt in einer nostalgischen Neunzigerjahre-Indie-Pop-Decke, hat es Beabadoobee nicht nur ins Vorprogramm von Taylor Swift geschafft, sondern auch die Aufmerksamkeit eines gewissen Rick Rubin geweckt. Der kultige Produzent zeichnet sich auch verantwortlich für Beabadoobees drittes Album, das in den legendären Shangri-La-Studios in Malibu entstanden ist. Auf THIS IS HOW TOMORROW MOVES geht es ums Erwachsenwerden. Beabadoobbe zeigt sich aber verspielter, fröhlicher, lockerer und poppiger als auf ihren bisherigen Werken. Die Sonne Kaliforniens hat ihre Sound-Entwicklung bestimmt beeinflusst.
CAT BURNS
Early Twenties (RCA/Sony)
Mit ihrem Debütalbum «early twenties», das ihr zu Recht eine Nominierung für den diesjährigen Mercury Prize beschert hat, entpuppt sich die Britin Cat Burns als eine der tiefgründigeren und einfühlsameren queeren Singer-Songwriterinnen ihrer Generation. In akustischen Pop- und R&B-Miniaturen erzählt Cat Burns mit samtener Stimme Geschichten, in welchen sich nicht nur junge Menschen in ihren Zwanzigern identifizieren können. Schliesslich sind Selbstfindung, Selbstakzeptanz, Beziehungen, Unsicherheiten, Ängste und Träume universelle Themen, die ein ganzes Leben prägen.
WILL YOUNG
Light It Up (BMG)
Will Young ist eine britische Pop-Institution. Diesseits des Ärmelkanals hat er zwar kurz nach seinem Sieg beim britischen DSDS einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt, aber leider nie den Status eines Elton John oder George Michael erreichen können. Fans der ersten Stunde wie Corey und Ludwig sorgen dafür, dass der schwule Balladen-Sänger nicht ganz in Vergessenheit gerät. Zum 20-jährigen Karrierejubiläum bringt Will Young mit «Light It Up» ein neues Album, das zum Tanzen, Weinen und Feiern animieren soll. Der Neustart gelingt ihm gut dank dem skandinavischen Pop-Produzenten- und Songwriter-Duo pHD, das bereits mit Kylie und Little Mix zusammengearbeitet hat, Andy Cato von Groove Armada und den langjährigen Songwriter-Partnern Jim und Mima Elliot.
DIE MAUSIS,
In einem blauen Mond (My Favourite Chords / Broken Silence)
Stella Sommer, Sängerin der Band die Heiterkeit, liebt die Dunkelheit und singt mit tiefer Grabesstimme. Max Gruber, Sänger von Drangsal, gilt eher als neoromantischer Melancholiker. Seit 2016 haben sie ein gemeinsames Musik-Projekt ins Leben gerufen und eine EP herausgebracht. 2024 besingen Sommer und Gruber alias Die Mausis Freud und Leid der kleinen grauen Nagetiere nun auf Albumlänge. «In einem blauen Mond» wandeln Die Mausis zwischen Shoegaze, Schlager, Pop, Country und Folk. Mit Produzent Max Rieger, der sonst mit seiner Band Die Nerven unterwegs ist, haben Sommer und Gruber ein atmosphärisch dichtes Indie-Pop-Juwel fertiggestellt, eine spannende Mischung zwischen Kinderliedern und Songwriter-Pop.
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Playlist
Die Musiktipps von DJ Corey immer am 1. Sonntag im Monat im QueerUp Radio auf Radio RaBe
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