DJ Coreys Musiktipps für den Februar ’20

Marc Almond, Halsey, Kesha, La Roux, 070 Shake, Arlo Parks, Àsgeir, Ryan Beatty, Lina und Raül Referee

Seelen-Striptease: Halsey zeigt den Menschen hinter dem Star. Kesha, die ehemalige Party- Nudel, will nun wieder Spass haben. Alle fünf Jahre wieder: La Roux ist mit melancholisch- buntem Synthie-Pop zurück. Lesbisch, Latina und Rapperin: Nach Features für Kanye West tritt 070 Shake allein ins Rampenlicht. Arlo Parks: Eine 19-jährige britische Poetin macht souligen Bedroom-Pop für die neue LGBGTQ-Generation. Der Isländer Àsgeir überzeugt mit feinfühligem Dream-Pop. Ryan Beatty ist der neue Queer-Pop-Held. Marc Almond: Ein queerer Pop-Veteran besticht mit gotisch-romantischen Torch-Songs. Last but not least: Lina und Raül Referee entstauben den Fado für das 21. Jahrhundert.


KESHA

High Road (Rca)

Mit «Rainbow» (2017) stieg Kesha wie ein Phoenix aus der Asche zu ihrem zweiten musikalischen Leben empor. Nach diversen persönlichen Rückschlägen und einem erfolglosen Rechtsstreit um Missbrauchsvorwürfe zwischen ihr und ihrem ehemaligen Produzenten Dr. Luke gelang der 33-Jährigen der Sprung vom beliebigen Pop-Sternchen zur ernstzunehmenden Künstlerin. Auf «High Road» kämpft Kesha für ihr Recht, Partys zu feiern. Trotz der schmerzlichen Erfahrungen hat sie ihre Lebenslust nicht verloren. Neben zahlreichen Dance-Tracks befinden sich auf «High Road» auch Synth-Pop-Nummern und Country-Balladen.


LA ROUX

Supervision (Supercolour Records)

La Roux, bestehend aus der rothaarigen Sängerin Elly Jackson und dem Musikproduzent Ben Langmaid, hielt im Pop-Jahr 2009 Einzug in die Musik-Welt. Auf dem selbstbetitelten Debüt bezog sich La Roux unverkennbar auf den Synthie-Pop der 80er-Jahre. Die Hits «Bulletproof» und «In For The Kills» klangen zum einen retro, zum anderen gleichzeitig frisch und trendig. Mit dem grossen Erfolg konnte Elly Jackson leider nicht umgehen und sie musste wegen Panikattacken kürzertreten. Seit 2011 macht sie alleine weiter. Mit dem selbstkomponierten und mitproduzierten dritten Album «Supervision» unterbricht die Grammy-, BRIT-Award und Mercury-Prize-Preisträgerin eine fünfjährige Funkstille. La Roux bleibt ihrem Synthie-Pop treu und wirkt definitiv viel entspannter als zuvor.


070 SHAKE

Modus Vivendi (G.O.O.D. Music/Def Jam/Universal)

Hinter dem Künstlernamen 070 Shake verbirgt sich 23-jährige Danielle Balbuena. Die lesbische Latina weiss sowohl als Rapperin als auch als Sängerin zu überzeugen. In ihren Gastbeiträgen zu Songs von Pusha T, Nas bzw. Kanye West liess sie ihre renommierten Label- Kollegen und sogar den Label-Chef selber ziemlich alt aussehen. Auf ihrem lang erwarteten Debüt «Modus Vivendi» geht 070 Shake selbstbewusst durch verschiedene Stilrichtungen. Neben Emo-Rap und Zeitlupen-R&B bleibt noch Raum für den perfekten futuristischen Pop- Song: «Guilty Conscience».


ARLO PARKS

Sophie (EP)

Die erst 19-jährige Arlo Parks aus London wird als eine der heissesten queeren Newcomer/innen dieses noch jungen Jahres gehandelt. Ihre musikalischen Einflüsse reichen von King Krule zu Fela Kuti, von Earl Sweatshirt zu David Bowie. Durch Sylvia Plaths Roman

«Glasglocke» kam Arlo Parks zum Schreiben von Geschichten und Gedichten, um dann zu poetischen Songs-Texten zu wechseln. In ihrem akustischen, mal souligen, mal funkigen Bedroom-Pop singt die Britin über die typischen Befindlichkeiten ihrer Generation. Trotz des jungen Alters wirkt Arlo Parks Musik aber schon ziemlich reif.


ÀSGEIR

Bury The Moon (One Little Indian)

Islands spannendster Musik-Export nach Björk und Sigur Rós verarbeitet auf dem dritten Album «Bury The Moon» eine schmerzliche Trennung. Um die Melodien zu seinen neuen Folk-Pop-Perlen zu schreiben, hat sich Àsgeir diesmal in ein abgelegenes Sommerhaus zurückgezogen, wo er zur inneren Ruhe zurückfinden konnte. Die Texte zu den neuen Stücken hat wieder sein Vater, der Dichter Einar Georg Einarson, in isländischer Sprache beigesteuert. Für die englische Übersetzung ist nach wie vor Wahlisländer und LGBTQ- Songwriter John Grant zuständig. Àsgeir blickt auf seine folkigen Anfänge zurück und untermalt seine sphärischen Klänge mit seiner an Bon Iver erinnernde Kopfstimme.


RYAN BEATTY

Dreaming Of David (A Boy In Jeans/Mad Love/Interscope)

Als Ryan Beatty 2018 sein souliges Debüt «Boy In Jeans» veröffentlichte, wurde er von der Musikwelt als der schwule Justin Bieber gefeiert. Mit dem Nachfolgeralbum «Dreaming Of David» steht der 24-jährige Sänger aus Los Angeles aber zweifellos ein Stück näher bei Troje Sivan als beim anderen kanadischen Superstar. Ryan Beatty macht explizit queeren Mainstream-Dream-Pop und beschreibt Sex und Liebe aus der Sicht eines jungen Mannes, der stolz auf Männer steht. «Dreaming Of David» wurde zum grossen Teil von Austin Anderson produziert (Frank Ocean, Tyler The Creator).


MARC ALMOND

Chaos And A Dancing Star (BMG)

Mit einer fast 40 Jahre umspannenden Karriere und mehr als 30 Millionen Plattenverkäufen zählt Marc Almond zu den grössten Gay-Ikonen der britischen Pop-Musik. Mit Soft Cell frönte er dem dunklen Synthie-Pop. Als Solo-Künstler tauchte er oft in die Welt des orchestralen 60er-Jahre-Pop und des Chansons ein. «Chaos And A Dancing Star” ist da keine Ausnahme. Das ganze grosse, unvermeidliche Drama um Liebe, Lust und Verlust wird in einer gotischen und melancholische Klangkulisse eingesperrt. Nur die Single «Slow Burn Love» fühlt sich wie ein kleines Licht in der Dunkelheit an.


LINA_ RAÜL REFREE

Lina_ Raül Refree (Glitterbeat/Differ-Art)

Der spanische Multiinstrumentalist Raül Refree gilt als einer der innovativsten Produzenten in Europa. Mit seiner modernen Interpretation des Flamencos verhalf er seiner Landesgenossin Rosalía zum internationalen Durchbruch. Auf seinem neuen Projekt tut sich Raül Refree mit der portugiesischen Sängerin Lina zusammen und erfindet den Fado neu. Die akustische Gitarre, das traditionelle Instrument des Fado, wird neu durch Klavier und Synthies ausgetauscht, aber die typischen Emotionen und das Gefühl bleiben erhalten. Lina und Raül Refree führen das Erbe von Amália Rodrigues ins 21. Jahrhundert.


Sendung hören:


Die Musiktipps von DJ Corey immer am 1. Sonntag im Monat im GayRadio auf Radio RaBe
https://queerupradio.ch

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