Stonewall Inn Jukebox

Die Musik unserer LGBT Vorfahren

Als in der Nacht zum Samstag, 28. Juni 1969 die Polizei zum wiederholten Male in der Gay-Bar Stonewall Inn an der Christopher Street in New York eine Razzia durchführte, wehrten sich Schwulen, Lesben und Trans zum ersten Mal gegen diese willkürliche Schikanierungen. An diesem Tag sollen sich besonders viele Schwule in der Stadt und in dieser Bar befunden haben, denn ein Tag zuvor war die Beisetzung der Gay-Ikone Judy Garland. Das die Polizei ausgerechnet an diesem Tag, als die Community um ihren grossen Star trauerte, eine Razzia durchführte, war der Tropfen der das Fass zum überlaufen brachte. Die Gays wehrten sich so heftig, dass sich die Polizei in der Bar verschanzte musste. Das sich die Bullen vor den vermeintlich schwachen und minderwertigen Gay verstecken mussten, wird ihre Wut angestachelt haben. Sie zertrümmerten das Inventar des Stonewall In und auch ihre Jukebox. Eine 5-tägier Krawall begann, der als Geburtsstunde der LGBT-Bewegung gilt und den wir in diesem Jahr zum 50. Mal feiern.

DJ Ludwig schaut auf diese aufregende Zeit aus musikalischer Sicht. Auch wenn die Jukebox im Stonewall Inn zerstört wurde, wissen wir dank dem Verein der Stonewall Veteranen, was für Lieder im Musikautomaten dieser legendären Gay-Bar zu finden war. Weil Schwule, Lesben, Trans und Bi ihre Geschichte pflegen, wissen wir auch, welches ihre Stars waren und welche Songs sie damals liebten. Für seine Sendung «Perlen aus Ludwigs Plattenkiste», die im GayRadio auf Radio RaBe läuft, hat er eine zweiteilige musikalische Stonewall-Geschichte zusammengestellt. Im 1. Teil wird die Zeit vor und während des Stonewall-Aufstands beleuchtet. Im 2. Teil hören wir die Musik der 70er Jahre, als die LGBT-Community ein neues Selbstbewusstsein entwickelte und begann ihren eigene Musik zu machen.

Die zerstörte Jukebox im Stonewall Inn nach den Krawallen am 28. Juni 1969.

 

Before Stonewall

In den 60er-Jahren, was es fast unmöglich offen homosexuell zu leben. Nicht nur war es gesellschaftlich geächtet sondern auch noch verboten. Also wurde auch nicht darüber gesungen. Doch Schwulen, Lesben und Trans fanden Lieder die sie umdeuten konnten und so zu «ihren Songs» machten. Der berühmteste ist «Over The Rainbow» von Judy Garland. Schon damals liebten Schwule Drama-Queens und deshalb war auch «This Is My Life» von Shirley Bassey und «Where The Boys Are» von Connie Francis in der Stonewall Jukebox zu finden. Getanzt wurde in der Gay-Community schon damals gerne. Sie liebten die R’n’B Songs vom Plattenlable Motown. In den Protestsongs der Black-Power Bewegung, wie «Stand!» von Sly & The Family Stone, fanden sie Bestärkung eine Gay-Power Bewegung zu starten. Natürlich gab es auch damals schon schwule Sänger und lesbische Sängerinnen wie z.B. Dusty Springfield, Lesley Gore oder Johnny Mathis. Nur wusste es damals niemand!

Stonewall Inn Jukebox – Teil 1 – The 60s

Johnny Mathis, Dusty Springfield und Lesley Gore konnten in den 60er-Jahren nicht zu ihrer Homosexualität stehen.

 

After Stonewall

Nach den Stonewall Aufständen 1979 brach ein neues Jahrzehnt an, in dem sich für die LGBT-Community viel änderte. Die ersten politischen Gruppen wurden gegründet, die sich für unsere Rechte einsetzten und 1970 fand in New York die erste Gay-Pride statt. Sie entwickelten ein neues Selbstbewusstsein und in New York schossen Bars und Clubs wie Pilze aus dem Boden. Der passende Sound zur Gay-Party wurde auch bald erfunden: Disco. Klassiker wie «We Are Family» oder «I’m Coming Out» dürfen auch heute an keiner Gay-Party fehlen. Damals wurden auch die erste Pride-Songs veröffentlicht wie «I Was Born This Way» von Valentino, «I Am What I Am» von den Village People oder «Glad To Be Gay» von Tom Robinson. Mit Jobriath und Silvester kamen in den 70er-Jahre die ersten Sänger in die Charts, die offen schwul waren. Doch die Gay-Right-Bewegung hatte auch Auswirkungen auf heterosexuelle Musiker wie David Bowie oder Marc Bolan, die als Glam-Rocker gerne ausgefallenen Kostüme, Glitter und Make-up trugen und mit der Bisexualität kokettierten. Trotz Aufbruchstimmung in der LGBT-Community wagten viele homosexuelle Stars aus den 70er-Jahren das Coming-Out nicht. In der breiten Öffentlichkeit war Homosexualität immer noch ein Tabu. Elton John, Freddie Mercury und Janis Ian beispielsweise, standen erst viel später dazu, schwul, bzw. lesbisch zu sein.

Stonewall Inn Jukebox – Teil 2 – The 70s

Die ersten Sänger die offen zu ihrer Homosexualität stehen konnten: Queen of Disco Sylvester, Rockstar Jobriath und Glenn Hughes von den Village People.

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