
DJ Coreys MusikTipps Juni 2025
Miley Cyrus, MARINA, Tom Aspaul, Cynthia Erivo, Shura, Jacob Alon, Patrick Wolf, Ezra Furman, Benson Boone, Damiano David, Drangsal
Etwas Schönes von Miley Cyrus. Das Comeback von MARINA. Der inspirierender LSD-Trip von Tom Aspaul. Mit viel Gefühl: Cynthia Erivo. Shura erfindet sich neu. Queere Singersongwriter-Kunst von Jacob Alon, Patrick Wolf und Ezra Furman Die neue Männlichkeit am Beispiel von Benson Boone und Damiano David. Drangsal wird zum Trio.
MILEY CYRUS
Something Beautiful (MCEO/Columbia/Sony)
2024 hat Miley Cyrus zwei Grammys für ihren Selbst-Empowerment-Song «Flowers» gewonnen. Auf «Something Beautiful» gönnt sich die Sängerin endlich den Luxus, musikalisch nur das umzusetzen, was ihr gefällt. Es ist ihr bisher experimentellste Pop-Album, ein Werk mit Ecken und Kanten, mit Licht, Farben und Schatten. Miley Cyrus bewegt sich mit grosser Hingabe durch die verschiedensten Stilrichtungen. Sie fügt Pop, Rock, R&B, Jazz, Klassik, Spoken Word, Disco, 80s-Dance, 90s-Rave, Electro, ABBA und Balladen à la Adele zu einem harmonischen und dynamischen Ganzen. Der beste Song ist wahrscheinlich «Walk Of Fame», eine Kollabo mit Brittanny Howard von Alabama Shake, die stark an Bronski Beat und New Order erinnert.
MARINA
Princess Of Power (Queenie Records/BMG)
Marina Lambrini Diamandis, früher besser bekannt als Marina and the Diamonds, heisst heute nur noch MARINA. Auf dem Debüt «The Family Jewels» von 2010 wurde die walisische Pop-Künstlerin mit griechischen Wurzeln als würdige Nachfolgerin von Kate Bush gehandelt. Aber schon mit dem zweiten Album «Electra Heart» von 2012 trat sie in die Fussstapfen von Lady Gaga und Katy Perry und landete mit «Primadonna» einen Mega-Hit. Seitdem versucht MARINA, mit mehr oder weniger Erfolg, die Balance zwischen Kunst und Kommerz zu wahren. Mit dem neuen Album «Princess Of Power» knüpft MARINA an den schrägen, theatralischen Dance-Pop von «Electra Heart» an und gibt ihren pop- und liebeshungrigen Fans exakt das, was sie brauchen. Wie Lady Gaga mit «Mayhem», will auch MARINA zurück zu ihren Pop-Wurzeln.
TOM ASPAUL
Cabin Fever (Tom Aspaul, 1609)
Tom Aspaul, der britische schwule Singer-Songwriter und Produzent, kombiniert auf «Cabin Fever» seine Dancefloor-orientierte Seite aus seinen früheren Disco-Pop-Alben mit einer neuen introspektiven und nachdenklichen Stimmung. Entstanden sind elf Songs im Zeichen des Confessional Dance Pop. Im Fokus von «Cabin Fever» steht ein LSD-Trip, den Tom Aspaul mit seinem Freund in Schweden erlebt hat. Die Schlüsselsongs zu Tom Aspauls musikalischer und persönlicher Neuentwicklung heissen «Drama» und «That Girl». Darin sinniert er über seine Erfahrungen als schwuler Mann in einer Kleinstadt, über Gefühle der Ablehnung und über die Angst vor der Liebe.
CYNTHIA ERIVO
I Forgive You (Verve/Republic Records)
Die britische bisexuelle Musical-Darstellerin, Schauspielerin und Sängerin Cynthia Erivo hat bereits Grammys, Tonys und Emmys gewonnen. Zuletzt gab es eine Oscar-Nominierung für ihre Darstellung der Elphaba im Hexen-Film «Wicked» an der Seite von Ariana Grande. Auf ihrem zweiten Album «I Forgive You» offenbart Cynthia Erivo neben ihrem Talent als ausdrucksstarke Pop- und R&B-Sängerin auch ein unglaubliches Fingerspitzengefühl in Sachen Songwriting und Atmosphäre. In den 20 gefühlvollen und mitgeschriebenen Liedern stellt Cyntha Erivo ihre musikalische Bandbreite unter Beweis, die Pop, R&B, Folk, Britpop, Hip-Hop und Gospel umfasst. In ihren persönlichen Texten widmet sie sich der Verletzlichkeit der Menschen und des Lebens.
SHURA
I Got Too Sad For My Friends (PIAS)
Die queere britische Sängerin und Musikerin Shura erfindet sich neu. Auf «I Got Too Sad For My Friends» verabschiedet sich Shura vom eleganten Synthie-Pop ihres Debüts «Nothing’s Real» (2016) bzw. vom Bedroom-Disco ihres Zweitlings «forevher» (2021), um ihren Blick nach innen zu richten. Ihr musikalischer Horizont wird nun von melancholischem Kammerpop, 60er-Jahre-Folk und Lagerfeuer-Americana abgesteckt. Vielleicht hat sich Shura von boygenius oder von den ersten Songs von Christine & The Queens inspirieren lassen. Wie auch immer: Shura ist hoch anzurechnen, dass sie Themen wie Isolation, Traurigkeit und Depression nicht mit Resignation und Ressentiment, sondern mit Stil und Schönheit begegnet. Wie z.B. im Song «Richardson» mit der queeren Songwriterin Cassandra Jerkins.
JACOB ALON
In Limerice (Island/Universal)
«In Limerence», das Debütalbum der/des nonbinär*en Künstlers*in aus Schottland, bietet intimen Folk-Pop mit einer leichten Kajal- und Glamour-Note. Durch das ganze Album scheint der Geist des wichtigsten britischen Folk-Barden Nick Drake zu schweben. Die fragilen Folk-Songs von Jacob Alon zeichnen sich durch die poetischen Texte, die sanfte wie kraftvolle Stimme zwischen Jeff Buckley, Rufus Wainwright und Tamino und natürlich auch durch das sphärische Gitarrenspiel aus. Das queere Multi-Talent entführt uns in seine Welt, wo Queerness, Identitätsfindung und die eigenen Dämonen stets die Hauptrolle spielen.
PATRICK WOLF
Crying The Neck (Apport)
Zwischen 2003 bis 2010 war Patrick Wolf, der schwule britische Singersongwriter, der Liebling aller Musikkritiker/innen. Er arbeitete unter anderem mit Marianne Faithfull, Tilda Swinton, Angelo Badalamenti und Patti Smith zusammen. Neben seinen ausgefallenen Klamotten und Frisuren fiel er als begnadeter Multiinstrumentalist auf. Er benutzte insbesondere Bratsche, keltische Harfe, Hackbrett, Bariton Ukulele, Klavier, Cembalo und analoge Synthesizer. Nach einer persönlichen Pechsträhne und kreativen Blockade kehrt Patrick Wolf mit «Crying The Neck» zum folkigen Art-Pop seiner Anfänge zurück, um seine Süchte und all die dunklen Momente der letzten Jahre wie den Tod seiner Mutter und den eigenen Bankrott zu verarbeiten. Damit erobert er seinen Platz in der ersten Reihe der queeren Singer-Songwriters zurück.
EZRA FURMAN
Goodbye Small Head (Bella Union)
In einer Zeit, in der sich die Lebenssituation für trans* Personen vor allem in den USA und Grossbritannien gefährlich verschlechtert, wirkt das neue Album von Ezra Furman wie ein Triumph über den Hass und die Hetze gegen trans*Menschen. Auf «Goodbye Small Head» liefert die trans* Frau und queere Indie-Rock-Künstlerin den Soundtrack für all jene, die sich ohnmächtig und wütend fühlen, aber gleichzeitig weitermachen wollen, obwohl das Fundament einer gerechten Gesellschaft immer mehr wackelt und weitere Kontrollverluste drohen. Auch klanglich zeigt sich Furman mutig und in Top-Form. Sie ergänzt ihren energiegeladenen Rock’n’Roll und Indie-Folk mit elektronischen Elementen und einem Streicherensemble.
BENSON BOONE
American Heart (Warner Records)
DAMIANO DAVID
Funny Little Fears (Sony Music Italy)
Männliche Hetero-Popstars wie Benson Boone und Damiano David haben die Zeichen der Zeit erkannt und verbreiten ein neues Bild von Männlichkeit: sie tragen enge Jumpsuits, zeigen sich fluid, oben ohne und stark, sind gleichzeitig aber auch einfühlsam und verletzlich. Musikalisch setzen beide Solo-Acts auf sauber produzierte und hübsch gesungene Kost. Es hört sich alles an, wie wenn die PR- und Produktionsabteilung von Harry Styles mehr als ein Wörtchen mitgeredet hätte. Auf «American Heart» huldigt Benson Boone dem Americana-Sound, einer typisch amerikanischen stilistischen Mixtur aus Folk, Blues, Rhythm-and-Blues und Country. Er wäre sehr gerne der junge Bruce Springsteen. Wie der Boss hat er nämlich auch einen Song speziell für seine Mama geschrieben. Sehr ergreifend. Der Måneskin-Frontmann Damiano David zeigt auf seinem Solo-Album «Funny Little Fears» ebenfalls Mut zur Verwundbarkeit und enthüllt seine Ängste, wie die Einsamkeit und die Schattenseiten des Ruhms. Diese neue melancholische und poppige Seite passt perfekt zu seinem neuen Sad-Boy-Image.
DRANGSAL
Aus keiner meiner Brücken die in Asche liegen ist je ein Phönix emporgestiegen (Virigin/Universal)
Drangsal ist nicht mehr die One-Man-Band hinter dem bisexuellen Max Gruber, sondern das Projekt ist mittlerweile zu einem Trio mit Lukas Korn und Marvin Holley herangewachsen. Auf dem vierten Album mit einem der längsten Titel in der Pop-Geschichte werden Drangsal reif und ernst. Dank der neuen Band-Dynamik frönen Drangsal einer neuen Musikalität. Klamauk und Electro-Pop waren gestern. Heute halten dramatische Chansons, charmante Neo-Schlager, hübscher Yacht-Rock und Indie-Pop à la Smiths Einzug in Drangsals vielfältige Musikwelt, in der meistens auf Deutsch auch mal auch auf Englisch gesungen wird.
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Die Musiktipps von DJ Corey immer am 1. Sonntag im Monat im QueerUp Radio auf Radio RaBe
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