Happy Birthday ABQ!

Fest zum 20. Geburtstag

Es scheint klar, dass man für eine offene und akzeptierende Gesellschaft bei der Bildung und bei aufwachsenden Generationen ansetzen muss, oder? Genau das macht ABQ. Nun schon seit 20 Jahren stellt ABQ Schulprojekte auf die Beine, in denen Oberstufenschüler*innen in Workshops Vorurteile abbauen und Fragen zu Queerness stellen können. Im Frauenraum der Reitschule Bern feierte ABQ am vergangenen Sonntag Geburtstag!

Der Frauenraum ist in gedämpftes pinkes Licht getaucht, goldene Bändel bewegen sich im Wind der geöffneten Tür oder der vorbeigehenden Leute, und das reflektierte pinke Licht tanzt an den Wänden und Holzbalken. Die Stimmung ist entspannt, Menschen sitzen auf Sofas beieinander, unterhalten sich, aperöölen. Auf der Bühne sorgt DJane icecold Angel für super Vibes. Wo man hinschaut, sind Leute gut gelaunt. Ich bin zwar alleine hergekommen, doch nach kurzer Zeit gesellt sich ein junger Mann zu mir und wir tauschen uns über unseren Bezug zur LGBTQ+ Community aus. Gerade als wir einander von unseren Coming Outs erzählt hatten, begannen die Coming Out Monologues.

Coming Out – wieder und wieder

Die erste Sprecherin betritt die Bühne. «Ich hatte nie wirklich Probleme mit Coming out. Ich bin privilegiert, ich bin weiss, ich komme aus einer liberalen, zur Mittelschicht gehörenden, nicht wirklich religiösen Familie», erzählt sie, während sie mit dem Mikrofon in der Hand auf der Bühne hin- und herspaziert. «Aber: es war einfach immer sehr awkward.» Verständnisvolles Lachen im Raum. Man müsse sich ja immer wieder outen, mal konkreter und mal unterschwelliger, erzählt sie weiter. Als sie an die Uni ging, war eine gleichgeschlechtliche Beziehung plötzlich viel normaler als im Ort, in dem sie aufgewachsen ist. Eines Abends fragte sie eine Frau, «bei der auch für mich ohne funktionierenden Gaydar klar war, dass sie auf Frauen stand», ob sie eigentlich auf Frauen stehe, worauf ihr in bester Awkward-Fashion mehrere Minuten nur gestammelte Worte aus dem Mund kamen – schliesslich fand sie diese Frau ziemlich anziehend.

X erzählt von ihrem Coming out. «Ich weiss, wie sich falsch anfühlt», wiederholt sie. Als Kind wurde sie in ihrem Dorf oft von anderen ausgeschlossen. Deshalb war sie so glücklich, als sie in der fünften Klasse einen Freund hatte. Sie wurde vor dem Schulhaus geküsst. Sie – und nicht die anderen. Endlich war sie besonders. Da war es zweitrangig, ob sie diesen Jungen überhaupt mochte. Als Teenager hatte sie zwei Jahre lang einen liebevollen Partner, der nichts falsch gemacht hat – und doch war sie nicht glücklich. Es brauchte jedoch einen guten Freund, der sich seinerseits bei ihr outete, um den Gedanken anzustossen, dass sie vielleicht lesbisch sei. Mit 19 verliebte sie sich in eine Frau: «Hals über Kopf!». Es sei so wundervoll, eine Frau zu lieben, sagt sie mit glänzenden Augen ins Mikrofon, und noch viel wundervoller von einer Frau geliebt zu werden. Sie wisse, wie sich falsch anfühlt – und das war sowas von richtig. Das ging mir direkt ins Herz.

Ein Blick in die Vergangenheit – the Future is bright

Nun geht es los mit feiern: Wunderkerzen werden angezündet, die Torte angeschnitten, Leute holen sich ein Stück des süssen Regenbogens und tanzen mit den Papptellern. Ich gehe mit meinem Tortenstück zu den aufgelegten Fragebögen der Schulbesuche, die ABQ macht. Schüler*innen schreiben offen darüber, was sie gelernt haben. Man sieht bei einzelnen noch Skepsis und Unsicherheit, aber überwältigend viel Positivität und klar Fortschritt in der Akzeptanz von LGBTQ+ Menschen. Das macht Mut, und mir ist innerlich warm, als ich mich schliesslich auf den Heimweg mache. Die Zukunft scheint doch nicht ganz verkorkst zu sein. (:

https://abq.ch

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