DJ Coreys Musiktipps
für den September

Beyoncé, Lana Del Rey, Taylor Swift, Mabel, Marika Hackman, Shura, Freya Ridings, Clairo

Ganz die Mama: Die neue Pop-Sensation Mabel. Romantik pur: Taylor Swift setzt die rosa Brille auf. Lesbische Liebe in all ihren Facetten: Marika Hackman und Shura. Die neue Meisterin der gefühlvollen Ballade: Freya Ridings. Ein Herz für Afrika: Beyoncés kulturelle Aneignung. Abrechnung mit dem weissen Amerika: Lana Del Rey. Geheimtipps: die Neo-Soul-Stimme Snoh Aalegra und das Bedroom-Pop-Phänomen Clairo.


MABE

High Expectations (Polydor)

Mabel ist die jüngste Tochter von R&B- und Hip-Hop-Ikone Neneh Cherry und Produzentenlegende Cameron McVey (Massive Attack, Portishead). Bei Eagle Eye-Cherry und Don Cherry handelt es sich um ihren Onkel bzw. ihren Stiefgrossvater. Angesichts ihres illustren musikalischen Stammbaums verwundert es nicht, dass sie eine besondere Affinität zu Pop-Musik pflegt. Die hohen Erwartungen, die alle an sie stellen und ihrem Debüt den Titel geben, kann sie ohne Weiteres erfüllen. Die 23-Jährige wurde zweimal für den BRIT-Award nominiert, verkaufte schon über drei Millionen Songs und sammelte bislang über einer Milliarde Streams. Mit den famosen Vorab-Singles «Don’t Call Me Up», «Mad Love» und «Bad Behaviour» hat Mabel schon einen tollen Vorgeschmack auf ihren raffinierten Dance-Pop mit Soul- und R&B-Elementen gegeben. Die anderen Songs können es locker mit diesen Hits aufnehmen. Dua Lipa und Anne-Marie können sich schon mal warm anziehen.


FREYA RIDINGS

Freya Ridings (Good Soldier/Universal)

Auf ihrem ersten selbstbetitelten Album setzt die Britin Freya Ridings in erster Linie auf emotionale Piano-Balladen, die unter die Haut gehen. Die 25-jährige Sängerin und Klavier-Spielerin verfügt über eine einzigartige Stimme. Kraftvoll, voller Vibrato und zugleich verletzlich. Freya Ridings hält mühelos dem Vergleich mit Grössen wie Adele, London Grammars Frontfrau Hannah Reid und Florence Welch stand. Die ehemalige Absolventin der renommierten Brit School For Performing Arts lässt die Hörerschaft tief in ihre Seele blicken und teilt mit ihr ihre Sorgen und Ängste. Auch wenn Uptempo-Nummern wie «Castle» und «Love Is Fire» mit moderaten Dance-Beats für Abwechslung sorgen, stehen Freya Ridings gefühlvolle und intensive Balladen einfach am besten.


SHURA

forevher (Secretly Canadian / Cargo)

Die 28-jährige britische Musikerin Shura ist zurück. Auf «forevher» optimiert sie die auf ihrem erfolgreichen Debut «Nothing‘s Real» von 2016 bereits getestete Rezeptur aus Synthie-Pop, Electronica und smoothen R&B. Mit «forevher» dokumentiert Shura ihre Reise zum Liebesglück, die sie von London nach Brooklyn geführt hat. Shura ist verliebt, ihr Himmel ist voller Geigen, ihr Bauch voller Schmetterlinge. Die Songs auf «forevher» strahlen Wärme, positive Energie und eine Überdosis Zuckerwatte aus. Shura hatte keine durchtanzten Nächte in der Disko vor Augen, sondern einen langen Schmusetanz mit ihrer Liebsten in den eigenen vier Wänden. Perfekt dazu passen «The State» und «Religion (u can lay your hands on me)», die entspannt mit Funk und Disco flirten.


MARIKA HACKMAN

Any Human Friend (Caroline)

War ihr Debütalbum von 2015, «We Slept At Last», noch im Indie-Folk anzusiedeln, bewegte sich die 27-jährige britische Songwriterin auf «I’m Not Your Man» von 2017 immer mehr in Richtung Indie-Rock à la Courtney Barnett. Auf ihrem dritten Werk «Any Human Friend» ergänzt Marika Hackman nicht nur ihren eigenwilligen Sound um New Wave und Pop, sondern übt sich in Selbsterforschung und Eigentherapie. Auf dem Albumcover präsentiert sich die Künstlerin halbnackt, nur mit Grossmamaunterhosen und Socken bekleidet, ein Ferkel vor der Brust tragend. Genauso unzensiert und schonungslos singt Marika Hackman über lesbischen Sex und Fleischeslust aus der Perspektive einer Frau, die Sex mit Frauen hat und sich komplett dem männlichen Blick entzieht.


CLAIRO

Immunity (Caroline)

Nach Billie Eilish wird die 21-jährige Clairo als das nächste grosse Ding des Indie-Pop gehandelt. Vor zwei Jahren nahm die damals 19-jährige Claire Cottrill aus Massachusetts in ihrem Schlafzimmer mit GarageBand den Song „Pretty Girl“ auf. Auf YouTube hat das hierzu veröffentlichte amateurhafte Video über 35 Millionen Klicks generiert und die Songs aus Clairos Debüt-EP «diary 001» erreichten bis zu 350 Millionen Streams. «Immunity» ist ein Coming-Of-Age-Album, auf welchem Clairo mit lustloser Stimme ihr Beziehungsleben beleuchtet und ihre Sexualität entdeckt, die sie im Moment als «nicht straight» beschreibt. Ihr Bedroom-Pop versammelt melancholische Indie-Rock-Gitarren, böse Basslinien und pumpende Drums. Zwischen Haim und Lana Del Rey anzusiedeln.


TAYLOR SWIFT

Lover (Republic/Universal)

Mit ihrem siebten Album «Lover», der den Anfang eines neuen Plattendeals mit Universal markiert, schlägt die Country-Pop-Sängerin, Songwriterin und Produzentin ein neues Kapitel ihrer erfolgreichen Karriere auf. Der Albumtitel und das in Pastellfarben gehaltene Coverbild, wo sich die 30-Jährige mit einem funkelnden Herzen ums rechte Auge und himmelsblauen Haarspitzen präsentiert, lassen es bereits erahnen. Hier dreht sich alles um Romantik und Romanzen, heitere wie traurige. In Songs wie der LGBTQ-Hymne „You Need To Calm Down“, in welchem sie ihren Kampf gegen Homophobie fortsetzt, dem poppigen «The Archer» über die Unvermeidlichkeit des Erwachsenwerdens oder dem Lagerfeuer-Romantik versprühenden „Lover“ bestätigt Taylor Swift einmal mehr ihr gutes Händchen für cleveres Songwriting.


SNOH AALEGRA

Ugh, Those Feels Again (Artium)

Die Schwedin mit persischen Wurzeln verfügt über eine hell schimmernde Stimme, die alles, was sie anrührt, in Gold zu verwandeln scheint. Drake, Ariana Grande und Khalid überhäufen sie mit Komplimenten und pushen ihre Karriere. Auf ihrem Debütalbum «Feel» lieferte Snoh AAlegra ein abwechslungsreiches Programm, das Hip-Hop-beeinflusste Beats und geschmeidige R&B-Melodien umarmte und den Euro-Pop ihrer Anfänge in die Schranken wies. Mit dem Sequel «Ugh, Those Feels Again» verfeinert die 31-Jährige ihren samtenen Neo-Soul, der an Mary J. Blige, Erykah Badu und die frühe Amy Winehouse erinnert. Snoh Aalegra schafft mit Brillanz den Spagat zwischen Sixties-Vintage-Soul und vielschichtigen Beat- und Synth-Techik.


LANA DEL REY

Norman Fucking Rockwell (Interscope/Universal)

Seit ihrem Album «Born To Die» von 2012 inszeniert sich Elizabeth Woolridge Grant alias Lana Del Rey als Mischung aus unschuldiger Lolita, Hollywood-Hippie und glamouröser Pop-Diva der 60er im Stil von Nancy Sinatra. Ihr melancholischer Zeitlupen-Pop, den sie gekonnt in nostalgischen Super8-Filmen visuell umsetzt, zeichnet sich durch schleppende (Hip-Hop-)Rhythmen, dezente Streicherarrangements und einen verruchten R&B-Touch aus. Über allem thront die lasziv-gelangweilte Stimme einer Frau, die von einem emotionalen Desaster ins andere stolpert. «Normal Fucking Rockwell» fügt sich wie ein Puzzle-Stück perfekt in Lana Del Reys Gesamtwerk. Im Grunde bleibt alles beim Alten, aber wen stört das schon. Als düstere White-Trash-Königin ist Lana Del Rey schlicht eine Klasse für sich und distanziert deutlich ihre Konkurrenz.


BEYONCÉ

The Lion King – The Gift (Columbia)

In der im Juli 2019 erschienenen Realverfilmung des Disney-Klassikers «Der König der Löwen» hat Beyoncé der Löwin Naia ihre Stimme geliehen. Die R&B-Diva hat ausserdem die Produktion und Auswahl des dazugehörigen Albums übernommen. Auf «The Lion King: The Gift» schlägt Beyoncé eine Brücke zwischen Afrika und Amerika. Mit diesem Album stellt sie nicht nur ihr Gesangstalent unter Beweis, sondern sie erweist sich auch als grosse Talentsucherin. Beyoncé verschmilzt amerikanischen R&B und Hip-Hop mit dem bewährten Disney-Filmsound und den besten Talenten der afrikanischen Musikszene (WizKid, Shata Wale, Tiwa Savage e Burna Boy).


Sendung hören:

 

Die Musiktipps von DJ Corey immer am 1. Sonntag im Monat im GayRadio auf Radio RaBe
https://queerup.ch/gayradio

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