DJ Coreys Musiktipps
für den Dezember

Mariah Carey, Take That, Lil Pep, Dolly Parton, Planningtorock, Jools Holland & Marc Almond, Jessie J, John Legend

Überraschung: Mariah Carey präsentiert sich als fragile und zurückhaltende Diva auf ihrem feinen neuen Album «Caution». Filmreif: Country-Ikone Dolly Parton sammelt alte und neue Songs für den Soundtrack zum Film «Dumplin’». Boybands sind wie Zombies: manchmal kommen sie zurück. Diesmal sind Take That an der Reihe. Queer-Dance und Politik: Die nicht-binäre, genderqueere Wahlberlinerin Jam Rostron alias Planningtorock ist zurück mit «Powerhouse». Das Vermächtnis des Emo-Rappers: Lil Peep verblüfft mit seinem ersten Album nach seinem Tod. Eine langjährige Freundschaft: Pianist Jools Holland und Sänger Marc Almond veröffentlichen ihr erstes gemeinsames Album. Eine schöne Bescherung: Die Weihnachtsalben von Jessie J und John Legend.


MARIAH CAREY

Caution (Epic Records/Sony)

Die Erfolgsgeschichte von Mariah Carey lässt sich kurz zusammenfassen: Weltweit mehr als 200 Millionen verkaufter Alben, 18 Nummer-Eins-Singles, 5 Grammys und selbstverständlich ihre berühmt-berüchtigte Fünf-Oktaven-Stimme, die sie in dieselbe Liga wie Whitney Houston und Celine Dion katapulierte. Auf ihrem 15. Studioalbum schöpft die amerikanische Diva das Potential ihres aussergewöhnlichen Stimmorgans nicht gänzlich aus. Und von den melodramatischen Balladen, die ihren Erfolg in den 90er-Jahren ausmachten, ist auch nur ganz wenig zu spüren. Vielmehr geben sanfte R&B-Songs, entspannte Hip-Hop-Beats und Mariahs mal lasziver mal liebliches Gesäusel den Ton an. Mit «Caution» beschreitet Mariah Carey den Weg der Zurückhaltung und verwandelt ihre persönliche und kreative Krise in eine tolle Chance.


PLANNINGTOROCK

Powerhouse (DFA/PIAS)

Hinter dem Multimedia- und Performance-Projekt Planningtorock verbirgt sich die in Grossbritannien geborene und in Berlin lebende Künstler_in Jam Rostron, der/die sich geschlechtlich weder als Mann noch als Frau sieht. Auf dem Vorgängeralbum «All Love’s Legal», das als ihr bis dato politischstes Werk gilt, führte Planningtorock die Nicht-Binarität der Geschlechter auf die Tanzfläche. Mit «Powerhouse» setzt Jam Rostron diesen Diskurs fort, wobei er/sie zum ersten Mal Einblick in ihr persönliches, non-konformes Leben gewährt. «Powerhouse» wartet mit einem coolen Mix aus R&B, House und Dance auf. Über alles thront diese mit Pitch-Shifting verfremdete Stimme, die man weder einem Mann noch einer Frau zuordnen kann.


LIL PEEP

Come Over When You’re Sober Part 2 (Sony)

Im November 2017 ist Lil Peep an einer Überdosis Medikamente gestorben. Aber selbst der Tod kann den Kultstatus des 21-jährigen bisexuellen Künstlers aus Long Island, dem zu Lebzeiten eine grosse Karriere vorausgesagt wurde, nicht aufhalten. Lil Peep war Wegbereiter des Emo Rap, einem Mix aus klassischem Rap, dem Emo-Stil der 2000er und dem Grunge der 1990er. In seinen Texten geht es um Drogen, Depressionen, Angstzustände und Suizidgedanken. Die Songs auf dem posthumen Album «Come Over When You’re Sober Part 2» hat Lil Peep auf seinem Laptop hinterlassen. Sein langjährigen Produzenten George Astasio und Smokeasac haben sie dann bearbeitet, d.h. vom Rap-Rahmen befreit und in einen Emo-Rock-Kontext gesetzt. Das schöne Vermächtnis eines Exzentrikers.


DOLLY PARTON

Dumplin’ (Original Motion Picture Soundtrack) (Sony)

Die Ikone der amerikanischen Unterhaltungsindustrie hat mit der lesbischen Songwriterin und Produzentin Linda Perry sechs neue tolle Songs zum Film «Dumplin’» beigesteuert. Weitere sechs Songs sind Neueinspielungen von Dollys Klassikern wie «Here We Come Again» oder «Jolene». Im Film «Dumplin’», der ab 7. Dezember 2018 auf Netflix startet, geht es um die pummlige Teenagerin Willowdean Dickson, die selbst ein grosser Fan von Dolly Parton ist. Willowdean will ihr Selbstvertrauen zurückgewinnen, indem sie an dem von ihrer Mutter organisierten Schönheitswettbewerb teilnimmt. Dolly Partons Songs sind wie geschaffen für diese Geschichte um Selbstakzeptanz, Freundschaft, Versöhnung und Lebensglück. Die Country-Diva holte prominente Unterstützung von Sia, Elle King, Mavis Staples, Miranda Lambert, Allison Krauss und Macy Gray. Mit «Dumplin’» gelingt Dolly Parton ein weiterer Meilenstein in ihrer überfünfzigjährigen Karriere.


TAKE THAT

Odissey (Polydor)

2019 feiern Take That das Jubiläum zu 30 Jahren Karriere. Europas erfolgreichste Boyband um Gary Barlow, Robbie Williams, Jason Orange, Howard Donald und Mark Owen erreichte ihren Höhepunkt im Jahr 1995. Just in diesem Moment verliess Robbie Williams ihre Weggefährten und ein Jahr nach dem Drama folgte die offizielle Auflösung. 2005 gelang Take That ohne Robbie Williams ein fulminantes Comeback mit «Patience». 2011 stiess Robbie Williams wieder hinzu und nach der Wiedervereinigung schmiessen er und Jason Orange den Bettel. Die verbliebenen Mitglieder haben auf «Odissey» Take Thats grösste Hits mit Produzenten Stuart Price neu aufgenommen und drei neue Songs hinzugefügt, die es locker mit den alten aufnehmen können. Ein Album für Pop-Softies, die gerne in 90s-
Nostalgie schwelgen.


JOOLS HOLLAND AND MARC ALMOND

A Lovely Life To Live (Warner Music UK)

Der Moderator der kultigen Musiksendung “Later with Jools Holland” bei der BBC und der ehemalige Soft-Cell-Frontmann veröffentlichen nach vielen gemeinsamen Bühnenerfahrungen nun endlich ihr erstes gemeinsames Album. «A Lovely Life To Live» besteht aus 14 Songs, darunter viele Coverversionen, u.a. von Irving Berlin’s “How Deep Is The Ocean” und Bobby Blands “It’s My Life Baby” und “I’ll Take Care Of You”. Die drei neuen Songs sind eine persönliche Hommage an London. Pianist und Arrangeur Jools Holland packt die Songs in einen flockigen Swingmantel. Sänger Marc Almond lebt seinen Hang für Theatralik, Drama und Cabaret in vollen Zügen aus. Beide fangen auf ihrem Album eine angenehme verrauchte Bar-Jazz-Atmosphäre ein.


JESSIE J

This Christmas Day (Republic Recordings)

JOHN LEGEND

A Legendary Christmas (Sony)

Auch dieses Jahr dürfen neue saisonale Weihnachtsalben nicht fehlen. Die britische Sängerin Jessie J präsentiert sich auf «This Christmas Day» in bester Festlaune. Dabei ist sie voll auf Nineties-R&B eingestellt. Es gibt ein Duett mit der Goldkehlchen-Kapelle Boyz II Men und eins mit Babyface. Produziert haben Rodney Jerkins und Jimmy Jam und Terry Lewis. Nach einem Duett mit Mariah Carey auf deren Album «Merry Christmas II» ist auch John Legend auf den Geschmack gekommen und liefert mit «A Legendary Christmas» sein Weihnachtsprogramm auf Albumlänge. Neben den üblichen Klassikern reicht es noch für passende Eigenkompositionen und ungewöhnliche Coverversionen aus dem Hause Motown. Stevie Wonder und Esmeralda Spalding sind auf der Gästeliste.



Die Musiktipps von DJ Corey immer am 1. Sonntag im Monat im GayRadio auf Radio RaBe
https://queerup.ch/gayradio

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