DJ Coreys Musiktipps
für den Oktober

Cher, Chic, Mylène Farmer, Rosenstolz, Christine & The Queens, Villages, Lady Gaga & Bradley Cooper und Rosenstolz

Mamma Mia! Cher ist im ABBA-Fieber und stiehlt Agnetha und Frida die Show. Dance, dance, dance: Mit Disco-Urgestein Nile Rodgers und seine Band Chic lassen sich alle Sorgen wegtanzen. Sanfte Provokation: Mylène Farmer will gesellschaftliche Konventionen so einfach nicht hinnehmen. Von Christine & The Queens zu Chris: je kürzer der Name, desto intensiver die Begierde. Feines und melodieseliges Songwriterhandwerk: das vierte Album des Iren Conor O’Brien und seinen Villagers. A Star Is Born: der Soundtrack zur vierten Verfilmung des Hollywoodklassikers hebt die Country-Seite von Lady Gaga und Bradley Cooper hervor. Ein Akt der Versöhnung: AnNa R. und Peter Plate schliessen Frieden mit ihrer Rosenstolz-Vergangenheit.


CHER

Dancing Queen (Warner Bros. Records Inc.)

Mit ihrem fulminanten Auftritt in «Mamma Mia! Here We Go Again» hat Cher nicht nur allen die Show gestohlen, sondern auch die zündende Idee für ihr neues Album gefunden. Auf «Dancing Queen» zollt die Pop-Legende dem wohl berühmtesten Quartett aus Schweden Tribut. Selbst wenn einige Teile von ihr bereits 72 sind, trifft Cher alle Töne, die Agnetha und Frida sangen, als sie beträchtlich jünger waren und noch ihre Beine zeigten. Cher begegnet dem Phänomen ABBA mit grossem Respekt. Grundsätzlich bleibt sie den Originalversionen treu. Punktuell werden einige Songs mit leicht tanzbaren Beats unterlegt. Natürlich darf der von Cher seit 1998 eingeführte Auto-Tune-Effekt nicht fehlen. Die grosse Überraschung ist Chers Version von «One Of Us», den sie in eine herzzerreissende Piano-Ballade verwandelt.

 

NILE RODGERS & CHIC

It’s About Time (EMI Virgin)

Nile Rodgers und seine Band CHIC haben nicht nur die Disco-Ära geprägt, sondern auch den Grundstein für coole Dance Music gelegt. Obwohl das letzte Studio-Album von CHIC vor 26 Jahren erschien, hat Nile Rodgers sein Projekt schon vor einiger Zeit wieder reaktiviert und seine Stärke als Live-Band auf den Bühnen von Montreux und anderen renommierten Festivals unter Beweis gestellt. Auf «It’s About Time» lautet die Devise «Rein in die Tanzschuhe und los geht die Party, den widrigen Zeiten zum Trotz». Nile Rodgers katapultiert seinen unverkennbaren Disco-Funk erfolgreich in die Gegenwart. Er lässt Newcomers (Mura Masa, Nao) und alte Hasen (Elton John, Lady Gaga, Craig David, Emeli Sandé) mit ihm feiern. Höchste Zeit für einen neuen Hedonismus und eine neue Lebensfreude.

 

MYLENE FARMER

Désobéissance (Sony)

Frankreichs grösste schwule Pop-Ikone schlägt wieder zu. «Désobéissance» ist ihr elftes Studioalbum, das erste für ihr neues Plattenlabel. Auf dem Coverbild des Albums, das vom Kultfotografen Jean-Baptiste Mondino geschossen wurde, posiert die «Libertine» in Lederanzug und -Stiefeln, der rechte Fuss auf einen Totenkopf gelehnt. Ein typisch liebevolles Eintauchen in die SM- und Gothic-Kultur. Nach wie vor trägt die Rothaarige ihre doppeldeutigen und desillusionierten Texte mit traurig gehauchter Stimme vor. Ihr langjähriger Produzent Laurent Boutonnat ist diesmal zwar nicht mit von der Partie. Jedoch verhilft ihr eine jüngere Generation von Künstler/innen wie DJ Feder, der lesbischen Sängerin LP und dem 21-jährigen Léon Deutschmann zu einem überzeugenden Elektro-Pop-Sound.

 

CHRISTINE AND THE QUEENS

Chris (Caroline/Universal)

Mit “Chaleur Humaine” schaffte Héloise Letissier mit ihrem Projekt Christine And The Queens den Durchbruch im Musikgeschäft. Ein Indie-Album mit dunklem Elektro-Pop, dessen englische Version 2016 die Liste der meistverkauften Alben in Grossbritannien anführte. Jetzt doppelt die Französin nach. Neu schlüpft sie in die Rolle ihres Alter Ego Chris, ein kleiner Macho im Anzug, mit Gel im Haar, offenem Hemd und Goldkettchen. Ein kleiner Gott, der wie Madonna und Michael Jackson tanzt. Wie David Bowie und Grace Jones hat Héloise offensichtlich ein Faible für Androgynität. Die Melancholie von «Chaleur Humaine» weicht nun einem körperlicheren, direkteren und aggressiveren Musikstil, der seinen Ursprung im Disco, Funk und R&B der 80er und 90er hat.

 

VILLAGERS

The Art Of Pretending To Swim (Domino)

Hinter dem Namen Villagers versteckt sich nur der Ire Conor O’Brien, einer der brillantesten schwulen Singer-Songwriters unserer Zeit. Der schwule Musiker aus Dublin hat sich diesmal sowohl vom spirituellen Jazz von Alice Coltrane und Pharoah Sanders als auch vom Soul à la Donny Hathaway und Ann Peebles inspirieren lassen. Es war ihm ein Anliegen, trotz seinem Hang zu depressivem Sound lebensbejahende Musik zu kreieren, was ihm zum Teil sicher gelungen ist. Mit „The Art Of Pretending To Swim“ liefert Conor O’Brien einen eklektischen Strudel aus Soul, Folktronica und Kammer-Pop, der langsam aber sicher eine Anmut und Sog entwickelt, denen man sich nur schwer entziehen kann.

 

LADY GAGA & BRADLEY COOPER

A Star Is Born Soundtrack (Interscope)

Im dritten Remake des Hollywood-Klassikers aus den 30er-Jahren «A Star Is Born» (die Geschichte einer Sängerin, die über Nacht bekannt wird und den Erfolg ihres alkoholabhängigen Entdeckers in den Schatten stellt) schlüpfen Lady Gaga und Bradley Cooper in die Rollen, die zuvor (1976) Barbra Streisand und Kris Kristofferson spielten. Für die Neuverfilmung wurden 18 neue Songs komponiert und aufgenommen, die entweder im Duett oder solo präsentiert werden. Lady Gaga setzt den Ausflug in die Country-Welt weiter, den sie mit dem Album “Joanne” initiiert hatte. Sie sagt der Exzentrik adieu und verzichtet auf dicke Make-Up-Schichten, um nur ihr musikalisches Können in den Vordergrund zu stellen. Eine Oscar-Nominierung ist ihr so gut wie sicher.

 

ROSENSTOLZ

Lass es Liebe sein (Universal)

Die Karriere von AnNa R. und Peter Plate, besser bekannt als Rosenstolz, fing 1991 klein an. In der Berliner schwulen Subkultur kam ihr Mix aus Pop, Chanson und Rock mit zweideutigen Texten sehr gut an. Im Lauf der 00er-Jahre eroberten Rosenstolz mit gefälligeren und eingängigeren Songs den deutschsprachigen Pop-Mainstream. Mit den massiven Erfolgen zeigten sich dann auch grosse Ermüdungserscheinungen, die 2012 in einer Trennung auf unbestimmte Zeit mündeten. Die Liederkollektion «Lass es Liebe sein» ist ein Akt der Versöhnung, aber auch ein Nostalgie-Trip in das spektakuläre 20-jährige Schaffen des Duos. Die reguläre Version mit 39 Titeln ist für Einsteiger, die Deluxe-Version mit 77 Titeln eine sinnvolle Erweiterung für Komplettisten.

 


Die Musiktipps von DJ Corey immer am 1. Sonntag im Monat im GayRadio auf Radio RaBe
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