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Dienstag, 26. Januar, 20:30h

BANDAGED

Von Maria Beatty, Deutschland/USA 2009, DVD 92’, E/dt
Mit Janna Lisa Dombrowsky, Susanne Sachsse, Hans Plesbergen, Martine Erhel, Stefan Dickfeld, Gisela Meinke, Sebastina Ellrich

Nach einem gescheiterten Selbstmordversuch erwacht die Tochter eines Arztes mit verätztem, dick bandagiertem Gesicht als medizinisches Versuchskaninchen ihres tyrannischen Vaters. Nur in einer schönen Krankenschwester findet sie eine Verbündete und Geliebte. Mit Elementen des Horror-, Erotik- und Trash-Kinos spielende Genre-Mixtur zwischen Hommage und Parodie.

Die 18-jährige Romantikerin Lucille liebt Oscar Wilde und „Die Blumen des Bösen“. Baudelaires berühmt-berüchtigter Gedichtband, für den der Dichter wegen Verletzung der öffentlichen Moral verurteilt wurde, fungiert in Maria Beattys lesbischem Drama „Bandaged“ als Motor für Lucilles erotischen Erweckungsprozess wie auch für ihre Autonomie-Bestrebungen gegenüber dem despotischen Vater, einem verwitweten Chirurgen. Der verbietet ihr das Literaturstudium und bezeichnet Wilde als „Perversen“, gibt sich selbst aber gerne dem Ätherrausch hin, wenn er nicht gerade im Keller mit zwielichtigen wissenschaftlichen Experimenten zugange ist. Lucille hält die Enge nicht mehr aus, sie begeht Selbstmord, doch irgendwas läuft schief. Ihr Gesicht ist verätzt und sie selbst fortan bandagiert ans Bett gebunden; für ihren Vater aber ist sie das ideale Forschungsobjekt seiner bizarren Versuche mit Hauttransplantationen. In die Quere kommt ihm dabei nur Joan, eine gefährlich schöne Krankenschwester, die er für die Pflege der Tochter engagiert hat.
 
Dieser trashige Plot vermengt eine ganze Reihe genretypischer Klischees und filmhistorischer Referenzen: das hermetisch abgeschlossene Haus, das den Zugang zum „Außen“ abschneidet, die Fassbinder-artige Abhängigkeitsbeziehung zwischen Vater und Tochter sowie die Figur der Femme Fatale oder die des „verrückten Professors“. Das Verhältnis zu den filmischen Vorbildern bewegt sich dabei zwischen Hommage und ironischer Parodie. „Mädchen in Uniform“ (fd 1099, fd 7129) taucht hier lose als Bezug auf, ebenso der Film-noir-Klassiker „Die schwarze Natter“ (fd 876), in dem sich Humphrey Bogart nach einer Gesichtsoperation bandagiert durch den halben Film bewegt; unweigerlich muss man auch an „Der englische Patient“ (fd 32 406) denken. Dabei gehören die wortlosen Szenen zwischen Joan und der vermummten Patientin zu den gelungensten des Films. Kommuniziert wird über subtile Gesten und Blicke, die Lucille der Krankenschwester durch die Schlitze ihrer Bandagen zuwirft; als dieses Handicap wegfällt, büßt der Film allerdings viel an Spannung ein.
 
 
Beatty hat in den vergangenen 17 Jahren zahlreiche SM- und Fetischfilme produziert und inszeniert, dabei ist sie auch als Schauspielerin aufgetreten. „Bandaged“, für den Abel Ferrara als ausführender Produzent verantwortlich zeichnet, verfügt über einige schöne, ironische und vielleicht auch erotische Momente, bleibt aber ziemlich unentschieden auf halber Strecke stecken. Dass beispielsweise alle Schauspieler ein hölzernes Englisch sprechen, wirkt eher lähmend als dass sich daraus eine parodistische Verschiebung ergebe, wie es bei manchen B-Movies der Fall ist. Überhaupt vermisst man etwas mehr Camp und Ironie, mehr Trash und Erotik, vor allem aber sehr viel mehr Horror. Die „Blumen des Bösen“ bleiben ein ungelöstes Versprechen.
Esther Buss

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