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Dienstag, 22. April, 20:30 Uhr

BAMBI


Frankreich 2013, 60 Min. Digital HD, Französisch/d, Schwarz/Weiss und Farbe; Regie, Drehbuch: Sébastien Lifshitz (« Les Invisibles, Wild Side, Plein Sud,… »). Mit: Marie-Pierre Pruvot
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Trailer

Die Geschichte von Marie-Pierre Pruvot alias Bambi, die als Jean-Pierre Pruvot geboren wurde, ist ein sehr dankbares Thema für eine Dokumentation. Sie vereint Glanz, Glamour und Drama. Sie zeigt, wie ein Mensch, der in dem falschen Körper geboren wurde, gegen alle Widerstände das lebt, was er fühlt.

Bambi war von den 50er Jahren bis mit Mitte der 70er Jahre ein Revuestar in dem Pariser Cabaret Le Carrousel. Inzwischen ist Pruvot 77 Jahre alt und blickt in dem Film von Sebastian Lifshitz auf ihr Leben zurück.

Lifshitz Film lässt sich in drei Teile aufteilen: Im ersten Teil berichtet Pruvot von ihrer unglücklichen Kindheit und Jugend in Algerien. Mit Eintritt in die Schule konnte sie nicht mehr die Kleider ihrer Schwester anziehen und musste das machen, was sie am meisten ablehnte: ein Leben als Junge führen. Zu den Erzählungen von Pruvot schneidet Lifshitz sowohl Archivmaterial als auch aktuelle Aufnahmen, wie Pruvot ihre ehemalige Heimat besucht.
Der zweite Teil beginnt mit der Flucht aus Algerien und zeichnet den Aufstieg von Marie-Pierre Pruvot zum Showstar Bambi nach. Unterhaltsam und nachvollziehbar schildert Pruvot die befreiende Wirkung von Paris, das Leben mit den Kolleginnen im Le Carrousel und von emotionalen Verwirrungen.
Der dritte Teil ist ein kurzer Epilog. Als Pruvot auf die 30 zugeht und die Zeit als Revuestar sich dem Ende zuneigt, macht sie einen Abschluss an der Sorbonne. Sie beginnt ein neues Leben als Lehrerin in der Provinz von Frankreich, ist sehr beliebt bei ihren Schülern und lebt heute als lesbisches Paar mit ihrer deutschen Freundin zusammen.

Lifshitz schafft ein sehr dichtes Personen- und Künstlerporträt. Besonders die Möglichkeit, auf Pruvot´s Super 8 Archivmaterial zurückzugreifen, kommt dem Film zugute. BAMBI wird so zu einem stimmungsvollen Zeit-Dokument und einem Plädoyer für eine selbstbewusst gelebte Transsexualität.

Sebastien Lifshitz hat ein hinreisendes dokumentarisches Porträt einer Grande Dame gezeichnet, wie sie wahrscheinlich nur Frankreich hervorbringen konnte – so flüstern es uns zumindest die gängigen Klischees über das westliche Nachbarland ins Ohr. Dies ist einer der Effekte, die «Bambi» so faszinierend machen: Denn weder ist Mme Pruvots Hintergrund ein originär französischer, noch ist ihr Körper immer der einer Dame gewesen. Als 17-jahriger algerischer Junge kommt sie durch eine Truppe reisender KünstlerInnen aus Paris das erste Mal mit Trans* in Berührung. In dem Bewusstsein, selber mindestens in der falschen Rolle, wenn nicht sogar im falschen Körper zu existieren, macht sie sich auf nach Paris, um dort endlich sie selbst zu werden. Und Mme Pruvot erzählt so undramatisch einnehmend davon; blickt mit dieser ihr eigenen warmen Nonchalance zurück, dass sie uns zeitweise vergessen lasst, dass es in ihrer Vergangenheit durchaus nicht immer mit Leichtigkeit zugegangen sein durfte. So gerne wurden wir mehr von ihr hören, langer in ihre schönen Augen gucken.

Auf der Berlinale 2013 wurde BAMBI mit dem Teddy Award für Beste Dokumentation ausgezeichnet.

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