gaybern.ch | ha-bern.ch | 3gang.ch | cominginn.ch
gaybern.ch - lesbischwules portal für bern der hab
   
spacer

 

linie
Dienstag, 8. Dez., 20:30 Uhr
Mittwoch, 9. Dez. 18:30 Uhr

EN LA GAMA DE LOS GRISES
In the grayscale

Chile 2015, 98 Min., digital, OV/d, Regie: Claudio Marcone, Drehbuch: Rodrigo Antonio, mit: Francisco Celhay, Emilio Edwards, Daniela Ramirez, Sergio Hernandez, Matías Torres, Marcial Tagle

Trailer

Bruno hat als Familienvater und Architekt vieles, um rundum glücklich zu sein. Durch einen neuen Auftrag – ein bauwerkliches Denkmal in Santiago – trifft er auf den Geschichtslehrer Fer, der agil, energiegeladen und schwul ist. Die zwei Männer kommen sich näher, und Bruno findet sich in einer unerwarteten, intensiven und leidenschaftlichen Romanze wieder, die ihm allerdings voller Widersprüche erscheint. Bruno muss Farbe bekennen – wobei er sich auf einem schmalen Grat zwischen Freund und Frau bewegt…
In nüchternen, schlichten Bildern taucht der Regisseur Claudio Marcone auf eindrückliche Art in die Innenwelt eines Mannes, der hin und her gerissen ist zwischen Liebe und seiner Suche nach Sicherheit und Geborgenheit. Ungekünstelt und überzeugend, besticht die Geschichte durch ihre Ruhe und ihre Atmosphäre.

Die ersten Einstellungen auf die Hauptfiguren sind optische Verwirrspiele. Ein Mann, ein Bett, ein kleiner Raum voller Gerümpel. Schmutzige Glasscheiben, halb erblindete Spiegel, schiefe Rahmen, spiegelnde Fenster. Kein Blick zeigt etwas deutlich, sondern die Einstellungen zeigen, dass sie etwas nicht gut zeigen können. Und dann schaut der Held knapp an der Kamera vorbei, tut, was im Film verboten ist, schaut uns fast an, während wir ihn anschauen. Halb nackt ist er dabei, der schöne, schlanke, ins Bett gehende, aufstehende, schlafende, erwachende Bruno.
Der Architekt Bruno soll für seine Stadt eine prägende Sehenswürdigkeit bauen, eine Struktur, die für das Ganze steht, um die herum sich alles ordnen kann. Er unternimmt dazu Exkursionen mit einem Stadtführer, der ihn ganz aus seiner inneren Ordnung herausführt. Das Chaos und die Vielfalt der grossen, halb unbekannten Stadt wird sein eigenes Chaos. Lange hat er keine Ahnung, was für ein Gebäude er errichten soll, bis er sich dazu erschliesst, eine historische Brücke wieder zu errichten, vielleicht um das andere Ufer besser erreichen zu können.
Der Film unterscheidet sich von einem Coming-Out-Film mit Sechzehnjährigen, denn wenn erwachsene Männer, Familienväter zumal, plötzlich schwul werden, dann schlagen sie eben nicht nur einen alternativen Pfad ein, sondern sie müssen eine umfassende Ordnung, in der Begehren, Lebensumstände, ökonomische Verhältnisse und soziale Räume aufeinander bezogen waren, aktiv verlassen, umgestalten, vielleicht sogar ein Stück weit zerstören.
Bei Bruno scheint der Weg aus der Ehe einer Grabung nach etwas zu gleichen, das lange, vielleicht sogar immer schon, da gewesen ist. So wie die Lösung für sein Architekturproblem in den unterirdischen Überbleibseln eines verschwundenen Bauwerkes liegt, sucht er nach einer Konstellation für sich selbst, die alles im richtigen Licht erscheinen lassen könnte.
Der Film zeigt dass es zu wenig ist zu sagen: Einer ist schwul, eine ist heterosexuell, einer ist verheiratet. Der Schwule mit Kind und Familie ist eben ein anderer Schwuler als der fröhliche Gay Party Bachelor. Was so einfach klingt, wird in diesen Filmen in seiner ganzen emotionalen und lebenspraktischen Komplexität gezeigt. (Text: sissymag.de)

Zurück zur Übersicht