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Dienstag, 9. Mai, 20:30 Uhr
Mittwoch, 10. Mai, 18:00 Uhr

AH-GA-SSI / THE HANDMAIDEN /
DIE TASCHENDIEBIN

Südkorea 2016, 145 Min., digital HD, OV Koreanisch, Japanisch / d
Regie, Buch: Park Chan-wook
Mit: Kim Min-hee, Kim Tae-ri, Ha Jung-woo, Cho Jin-woong, Kim Hae-sook, Moon So-ri

Trailer

Während der japanischen Besatzung Koreas in den 1930er-Jahren soll eine zur Taschendiebin ausgebildete junge Frau einer reichen, unverheirateten Erbin in einem abgelegenen Anwesen zu Diensten sein. Das Mädchen ist Teil eines raffinierten Eheschwindelplans, verliebt sich dann aber in die Erbin, was nur eine von mehreren überraschenden Wendungen ist. Die in drei Kapiteln virtuos entfaltete Liebesgeschichte ist mit einem romantischen Kriminalthriller verknüpft und entfaltet als kunstvolles Vexierspiel eine illustre Dynamik voller Perspektivwechsel und optischer Täuschungen. Ein kluger, facettenreicher Film voller Eleganz und Tempo, geprägt von intensiver Musik und großer Inszenierungskunst.

Eine koreanisch-japanische Liebesgeschichte, noch dazu unter Frauen, ist in Asien noch immer ein Tabubruch. Auch hier steht, wie meist in Parks Filmen, ein Fetischismus im Zentrum – der des Zuschauers. Alles ist prachtvoll ausgestattet und anzusehen, die kostbaren Bücher der Bibliothek, die Wandgemälde, Möbel und Tapeten, selbst ein riesiger Oktopus, der einmal in einem viel zu kleinen Aquarium im für die Story bedeutenden Keller des Onkels auftaucht. Was zugleich ein amüsantes Selbstzitat des Regisseurs ist: In „Oldboy“ wurde ein kleiner Oktopus lebendig gegessen.

Hinzu kommen die nackten Frauen- und Männerleiber bei den gelegentlichen, dann aber vergleichsweise expliziten Sexszenen. Park erfüllt insofern alle Erwartungen an sein Kino, an das Kino überhaupt: „Die Taschendiebin“ argumentiert in Bildern; es ist ein Film der sinnlichen Gewissheiten, nicht so sehr der intellektuellen Analyse und psychologischen Triftigkeit. Trotzdem ist es ein kluger, facettenreicher Film.

Übrigens bedeutet der koreanische Titel in wörtlicher Übersetzung „unverheiratete Frau“; er bezieht sich insofern im Gegensatz zum internationalen und deutschen Titel auf Hideko – oder zumindest auf beide Hauptfiguren. Dies ist nur ein weiteres Indiz dafür, dass in dieser Art Kino alles im Auge des Betrachters liegt.

 

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