Queeres Leben im Kino

QUEERSICHT 2025 – vom 6. bis 12. November

Kürzlich las ich in der Kommentarspalte zu einem Filmtrailer mit einem queeren Charakter: «Oh man! Muss jetzt wirklich jeder Film irgendetwas über Schwule und Lesben enthalten?». Dass dieser Kommentar von einem heterosexuellen Mann kommt, ist sicher. Wieso diese Hater nicht fähig sind – nur für einen kurzen Augenblick – die andere Sichtweise zu übernehmen, und dabei festzustellen, wie viel heteronormative Überpräsentation queere Menschen ertragen müssen. Zum Glück gibt es ein Festival wie QUEERSICHT, in dem es Filme zu sehen gibt, in denen es nur um queere Menschen und ihre Geschichten geht.

Wenn das Wetter im November immer ungemütlicher wird, ist es Zeit, sich in einem gemütlichen Kinosessel bequem zu machen und in die vielschichtige queere Kinowelt einzutauchen. Vom 6. bis 12. November zeigt QUEERSICHT 37 Langfilme und 44 Kurzfilme aus 33 Ländern in 4 Kinos. Ein buntes Programm, das Geschichten aus der Community an unterschiedlichen Orten der Welt erzählt. Geschichten voller Liebe, Aufbruch, Lust und Verbundenheit, die auch von Einsamkeit, Schmerz, Wut und Widerstand handeln. Das QUEERSICHT Team sagt zu ihrer Auswahl: Die Kriege, unter denen die Zivilbevölkerung leidet, der Backlash gegen queere Rechte – die aktuelle Weltlage ist erdrückend und gibt vielen Menschen ein Gefühl von Ohnmacht. Umso wichtiger ist es, Räume zu schaffen, in denen Mut, Solidarität und Menschlichkeit sichtbar werden. Deshalb liegt der diesjährige Fokus bei der Filmauswahl auf engagierten Menschen, die sich inmitten schwieriger Umstände für queeres Leben einsetzen.

Wusstest du zum Beispiel, dass trotz der aktuellen Situation in Kyjiw ein queeres Filmfestival organisiert wird? Das braucht immense Kraft und Courage. Vom Kämpfen statt Fliehen erzählt der Film «Queens oft Joy». Der Doku begleitet drei ukrainischem Drag Queens vom Glamour der Bühne bis zur Härte des Krieges und zeigt ihre Stärke trotz der Verluste und die Hoffnung auf ein Ende des Kriegs.

 

bern.lgbt präsentiert: «Queerness im Wandel der Zeiten»

Unser queeres Webmagazin stellt eine lokale Dokumentation von Luna Paiano vor, die als Maturarbeit entstand. Der Film beleuchtet mit fünf älteren queeren Personen 50 Jahre queere Geschichte in der Schweiz und zeigt, wie Queerness Bereiche wie Sport, Kirche und das gesellschaftliche Zusammenleben prägt. Die Regisseurin reflektiert zudem ihre Erfahrungen als nonbinäre Person.

 

Diverse Highlight aus dem Programm

Eröffnet wird der Filmfestival mit dem Animationsfilm «Lesbian Space Princess» von Emma Hough Hobbs und Leela Varghese aus Australien. Erzählt wird die humorvolle, krawallige und bonbonbunte Abenteuerreise von Prinzessin Saira durch die Weiten des queeren Weltraums. Saira begibt sich auf eine inter-gay-laktische Selbstfindungsreise, auf der sie mit einem verdächtigen Raumschiff konfrontiert wird und sich mit der Ausreisser*in Willow anfreundet.

«Queer as Punk» erzählt von einer queeren Punkband aus Malaysien. Knapp drei Jahre lang begleitet die Filmemacherin Yihwen Chen die Band «Shh …Diam!» (übersetzt: «Maul halten»), deren Songs von Diskriminierungserfahrungen, Gegenkulturbewegungen und politischem Protest handeln. In einem Land, in dem LGBTIAQ+-Menschen kriminalisiert und unterdrückt werden, wird Punk zum Akt des Widerstandes.

«We Are Faheem & Karun» erzählt von einer verbotenen Liebe in Kaschmir. Karun, ein junger Soldat aus Südindien, ist nahe der pakistanischen Grenze stationiert. Dort begegnet er dem jungen Faheem, der ihn mit seinem Lächeln verzaubert. Ihre verbotene Liebesbeziehung steht vor zwei Herausforderungen: Zum einen kann sie aufgrund religiöser Tabus nicht offen gelebt werden, zum anderen aufgrund seines Berufs.

Mit dem Thema Intergeschlechtlichkeit setzt sich der mexikanische Film «Un mundo para mí» auseinander. Ein Paar sieht sich mit einer schwierigen Entscheidung konfrontiert, als sein erstes Kind sowohl mit weiblichen als auch männlichen Geschlechtsmerkmalen zur Welt kommt. Die medizinische Empfehlung lautet, das Geschlecht des Kindes operativ zu bestimmen. Doch die Mutter ist tief bewegt von den Geschichten intergeschlechtlicher Menschen. Was soll sie nun tun?

Ein queeres Zentrum in Lille nimmt Menschen auf, die vor homo- oder transphober Verfolgung fliehen mussten. Ein Team engagierter Freiwilliger hilft ihnen dabei, die Worte zu finden, um Asyl zu erhalten. Im Film «J’en suis J’y Reste» erzählen sie, was sie verbergen mussten, um zu überleben, und teilen Freuden und Leiden in unerschütterlicher Solidarität.

Eine Romanze mit viel Musik, bunten Kleidern und sexy Menschen ist der brasilianische Film «O Melhor Amigo (The Best Friend)». Nach einer Krise mit seinem derzeitigen Freund beschliesst Lucas, alleine an die Küste zu reisen. Dort trifft er auf den Reiseleiter und früheren College-Kollegen Felipe. Die beiden nähern sich einander erneut an, bis Felipes geheimnisvolles Wesen Lucas dazu bringt, sich in den heissen und musikalischen Nächten von Canoa Quebrada zu verlieren.

 

Die Rosa Brille

Ein Highlight sind auch in diesem Jahr die drei Kurzfilmblöcke. Diese kleinen filmischen Juwelen bieten in wenigen Minuten intensive und abwechslungsreiche Einblicke in queere Lebenswelten. Sie fordern uns heraus, bringen uns zum Lachen und Weinen und erinnern uns daran, dass selbst in den dunkelsten Zeiten das Licht der Hoffnung und des Widerstands nicht erlischt. Welches der beste Kurzfilm ist, entscheidest du. Die Rosa Brille für den besten Kurzfilm (Prämie CHF 2000.–) und für den kontroversesten (Prämie CHF 500.–) wird am 12. November um 20.30 Uhr im Kino Rex verkündet. Auch du kannst tolle Preise abstauben!

 

Spezialprogramme

Fight for your Right. Engagierte Menschen in herausforderndem Umfeld ist das Hauptthema des diesjährigen Filmfestivals. Diesen Menschen mit Courage widmet QUEERSICH einen Kurfilmblock mit 5 Filmen am Freitag, 7.11. im Lichtspiel.

Visions of Palestine. Wer wird uns sagen, wie es war, wenn es vorbei ist? Ein Reality Check und ein radikaler Schimmer Hoffnung in Werken queerer Palästinenser*innen. Sie erzählen über revolutionäre Liebe, Widerstand und Selbstbestimmung. Mit allem und trotz allem. Am Sonntag, 9.11. im Kino in der Reitschule.

Lesbian Longs. Die Programmgruppe von QUEERSICHT war überwältig wie viele herausragende Filme mit lesbischen Figuren sie erreichten. Grund genug für sie, vier lange Kurzfilme an einem Abend zusammenzubringen. Am Samstag, 8.11. im Kino in der Reitschule und am Dienstag, 11.11. im Kino Rex.

Beeindruck war QUEERSICHT von den Regisseur*innen Alecio Araci (Schweden), Hao Zhou (China) und Rosida Koyuncu (Kurdistan), die sie mit mehr als einem Film begeistert haben. Grund genug, ihnen ein eigenes Filmprogramm zu widmen, den Regieblock am Samstag, 8.11. im Lichtspiel.

 

Quiz, Lounge, Party und Brunch

QUEERSICHT will auch ein Treffpunkt für die queere Community sein. 2025 wird das Kino Rex-Foyer im coolen 50s-Look zur pulsierenden Festivalzentrale: Unsere QUEERSICHT Lounge ist der Ort zum Anstossen, Austauschen und Kennenlernen. 

Allwissende Film- und Popkultur-Nerds treffen sich am Samstag um 20 Uhr im Kino Rex zum fabulösen QUEERSICHT QUIZ. Miss dich mit den hellsten Köpfen und den charmantesten Überfliegern der Community. Es werden Fragen rund um queere Filme und Popkultur gestellt. Gespielt wird allein oder in Teams von bis zu drei Personen. Durch den Abend führt die stets erheiternde Nella Pecorella mit ihrer Quiz-Crew. Danach wird es noch eine REXtone Party geben.

Nella Pecorella präsentiert das Queersicht-Quiz

Schon am Freitag steigt im Stellwerk die grosse QUEERSICHT Party. Dich erwartet eine Nacht voller Tanz, Rhythmus und queer Joy. Schnapp dir deine Liebsten und feiert gemeinsam mit uns. Das Line-up hat auch diesmal für alle etwas dabei! Unter andern sind dabei: DJ KA-RABA und LUKA.

Der QUEERSICHT Brunch wird im DuNord serviert, und du kannst dir vegan oder fleischig den Magen füllen. Wer zu den Spätaufstehenden gehört, kann auch erst um 13 Uhr ins DuNord. Eine Reservation wird jedoch empfohlen! www.du-nord.ch

 

QUEERSICHT in Biel

QUEERSICHT geht auf Tour, wie sie selbst sagen. Doch die Wortwahl ist etwas übertrieben, denn auf ihrer Tour machen sie nur einen Halt, und zwar in der Stadt Biel-Bienne. Im Filmpodium werden vom 13. bis 23. Dezember drei Filme aus dem QUEERSICHT-Programm gezeigt «TRUTH OR DARE» von Maja Classen, eine fragmentarische Erzählung von Menschen, queeren Körpern, dem Bedürfnis nach Konsens und selbstbestimmter Sexarbeit, den QUEERSICH-Eröffnungsfilm, «LESBIAN SPACE PRINCESS», eine bonbonbunte animierte Abenteuerreise durch die Weiten des queeren Weltraums von den Regisseurinnen Emma Hough Hobbs & Leela Varghese und zudem der kroatische Film «SANDBAG DAM» von Čejen Černić Čana über ein Dorf, das von einer Überschwemmung bedroht wird und Mauern aus Sandbänken baut, und über Salve, der Mauern gegen seine emotionalen Turbulenzen errichtet.

Film ab: Sicher dir die Tickets für die Filme und die Party jetzt auf www.queersicht.ch

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