Milan Milanski will kein Mitleid, weil er ein schwuler Mann aus dem Balkan ist. Er ist stolz, selbstbewusst und vor allem ist er lustig. Aus seinem Weg vom Kind zwischen den Kulturen zum eigenständigen Individuum hat er Comedy gemacht.
Ein selbstbewusster, lustiger, schwuler Jugo klingt wie ein Widerspruch in sich selbst. Ein schwuler Mann aus dem Balkan muss leiden. Liest man über sie, dann weil sie von ihrer Familie verstossen werden oder gar umgebracht. Eine Schwuchtel bringt Schande über die Familie. Dem setzt Milan Milanski Humor entgegen und nennt sich selbst einen Schwugo. Er macht Comedy aus seinem Leben. Nicht nur macht er sich über sein homophobes Umfeld lustig, auch die, die ihn als Opfer abstempeln wollen kriegen ihr Fett weg. Und sich selbst, wie es sich für einen guten Komödianten gehört, macht er auch zum Witz.
Milan Milanski wuchs im Basler Quartier Gundeli auf, in einer aus Serbien stammenden Familie, ein Migrationskind, das mit zwei Kulturen aufwächst, wie es sie in der ganzen Schweiz gibt. Was ist serbisch, was ist schweizerisch, was bin ich? Und dann ist er auch noch schwul. «Wenn ich mit meinen Brüdern und Cousins Backstreet Boys spielte, war ich Emma von den Spice Girls. Es war offensichtlich!», macht er sich heute darüber lustig. An den Fragen zu welcher Kultur man gehört und was mit der eigenen Sexualität nicht stimmt, kann ein Kind zerbrechen. Milan schöpft aus dem Wiederspruch sowohl «Jugo» als auch «Schweizerli» zu sein und zieht aus beiden Kulturen das bester heraus, erzählt er in der SRF-Serie Helvetia. So ist Milan Chaot und Bünzli gleichzeitig. Das Coming-out bei den Eltern war dementsprechend. Es geschah nicht freiwillig und war ein Schock für seine Eltern und mehr noch für ihn selbst. Doch weder wurde er verstossen noch seine Kehle aufgeschlitzt. Seine Mutter heulte und betrauerte vor allem, dass er ihr keine Enkel machen wird. Ein Tag nach dem Coming-out sagte sein Vater zu ihm: Du bist mein Sohn, ich liebe dich, egal was ist. «Das bedeutet mir sehr viel. Auch später, in anderen Situationen, merkte ich, dass kostet meine Vater Überwindung. Das half mir Verständnis für ihn zu haben, wie ich das auch mir gegenüber von ihm erwartet habe», erzähl er im Interview mit SRF. «Das Letzte, was ich will, ist dass die Leute denken, der arme Milan». Heute ist er dankbar, dass er diesen Prozess machen konnte vom Kind zwischen den Kulturen zum eigenständigen Individuum. «Es war kein einfacher Weg. Aber es war ein Weg. Ich finde geil, wie es jetzt ist». Milan hat genug Material gesammelt, um darüber Witze zu machen.
Der 33jährige Milan Milanski lebt heute in Zürich und hat sich einen Namen als Comedian gemacht. Er war Moderator des erfolgreichsten Open Mics der Schweiz und Aussenreporter bei Stefan Büssers «Late Nite Switzerland». Der Schwugo liefert ab und gehört zu den jungen Wilden der hiesigen Comedyszene. Mit seinem unnachahmlichen Stil und seiner scharfen Zunge trifft er den Nerv der Generation Y und denen, die da gerne dazugehören wollen. Zur Zeit ist er unterwegs mit seinem ersten Solo-Programm. Natürlich heisst es «Schwugo» und wird wie folgt angepriesen: Was wie eine Beleidigung klingt, ist in Milanskis Welt eher die Erfindung eines Superhelden. In seinem ersten abendfüllenden Programm geht es eben genau um diese Reise: Vom Coming Out zu Coming of Age, von Plattenbau und Arbeiterklasse zu RTL2 und Britney Spears. Seine Comedy ist lustig, ein bisschen loco und in erster Linie verdammt ehrlich. Milan nimmt uns mit auf eine Achterbahnfahrt durch sein bisheriges Leben und scheut sich nicht, auch die schrägsten und (je nach Gusto) peinlichsten Momente zu teilen.
Milan Milanski
SCHWUGO
Dienstag, 11. Februar 2025
20 Uhr, La Cappella
Vorverkauf