Befreiende Komik

Philipp Fankhauser empfängt Ralf König am 21. Februar

Der Blues-Musiker Philipp Fankhauser las in den 80ern seinen ersten «Schwulcomix». Ihn und eine ganze Generation von Schwulen haben die Comics von Ralf König durch das Leben begleitet. Jetzt hat der Berner Musiker den Comiczeichner aus Köln zur «Soirée Fankhauser» eingeladen, am 21. Februar in der Mühle Hunziken.

Lachen ist gut für die Gesundheit. Der Berner Blues-Musiker Philipp Fankhauser hat eine schwierige Operation hinter sich und ist auf dem Weg der Genesung. Also, wieso sich nicht etwas Lustiges gönnen. Der Comiczeichnern und Autor Ralf König ist genau der Richtige, um einen aufzuheitern und wurde deshalb von Fankhauser in die Mühle Hunziken eingeladen. In losem Rhythmus lädt der Musiker illustre Gäste zur «Soirée Fankhauser» ein. Doch um den Abend am Mittwoch, 21. Februar mit Ralf König in der Wohnzimmeratmosphäre der Mühle zu geniessen, musst du dich sputen, denn im Vorverkauf sind nur 220 Tickets. Es gilt das Motto: Dr ender isch dr gschwinder!

 

Schwule Sozialisierung Mit Ralf König

Wenn du in den 80er-Jahren aufgewachsen bist und schwul, bist du unweigerlich den Comics von Ralf König begegnet. Die wurden damals in jedem queeren Haushalt gelesen. Das ging Philipp Fankhauser genauso. Leicht beschämt kaufte er sich 1984 am Thuner Bahnhof-Kiosk das Schwulenmagazin «MÄNNER aktuell». Irgendwo mitten im Heft gab es eine Seite «Schwulcomix» eines gewissen Ralf König. Ziemlich deftige Kost für damalige Zeiten, aber Philipp war sofort angefixt: «In den vergangenen vierzig Jahren habe ich praktisch jedes seiner weit über 50 Werke gekauft. Meistens doppelt, damit ich eines verschenken konnte und viele habe ich geschenkt gekriegt!». Es mag sonderbar klingen, aber an Philipps schwuler Sozialisierung der vergangenen vierzig Jahre trägt der vier Jahre ältere König, ohne es zu wissen, die Hauptschuld. Und da ist er bestimmt nicht der Einzige. Ralf Königs und seine Figuren, insbesondere Konrad und Paul, haben uns begleitet und sind mit uns älter geworden. König ist der (humorvolle) Chronist unsere Community: «Ich habe in 40 Jahren Comiczeichnen abgebildet, was in meiner unmittelbaren Umgebung zu sehen war». Sein Blick auf die LGBT-Community ist lustig, aber auch schamlos, schrill, ironisch und entlarvend. Er half uns unsere – oft auch leidvolle – Geschichten mit Humor und Stolz zu tragen. Ralf König gab uns eine befreiende Komik.

 

Die Nasen sind grösser als die Penisse

Ralf König gilt als der weltweit populärste Autor schwuler Geschichten. Rund sieben Millionen seiner Comicbücher wurden weltweit verkauft, in 15 Sprachen ist sein Werk übersetzt. 1987 wurde er mit seinem Comic «Der bewegte Mann» berühmt. Die Verfilmung mit Til Schweiger 1994 hatte über 6 Millionen Zuschauer*innen. Er hat es geschafft, als Chronist des schwulen Alltags, auch ein grosses heterosexuelles Publikum zu begeistern. Doch er stiess auch auf Widerstand. 1993 warf ihm das Bayerische Jugendamt vor, in seinen pornografischen Ergüssen Homosexualität als etwas Selbstverständliches darzustellen und Heterosexuelle zu diskriminieren. Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften in Bonn entschied hingegen, es handele sich dabei um ‘Kunst’, da die Nasen in den Zeichnungen in aller Regel grösser seien als die Penisse. Schamlos zeichnet Ralf König schwulen Sex in allen Variationen. Er zeigt mit viel Humor schwule Klischees, von der kreischenden Tunte, dem Lederkerl, der Kulturhusche, um sie im selben Moment zu widerlegen, indem er sie satirisch überzeichnet. Mit seiner Bibeltrilogie macht er sich über die Sexfeindlichkeit der katholischen Kirche lustig und mit mutigen Comics zum Islam zeigt er, dass er keine Angst vor Kontroversen hat.

Der Rosa von Praunheim-Film «König der Comics» zeigt den Lebensweg Ralf Königs, aufgewachsen in einem kleinen Dorf in Westfalen, bis hin zu seinen grossen Erfolgen als Comiczeichner. Ralf König wuchs auf dem Land auf, machte eine Tischlerlehre und begann schon früh zu zeichnen. Er zog in die Weltstadt Dortmund und trat dort in der Szene als Elvira Brunftschrei auf. 1981 kam sein erstes Buch in einem Pornoverlag heraus. In Dortmund entstanden Bücher wie «Der bewegte Mann», «Lysistrata» und «Das Kondom des Grauens», die ihn international berühmt machten. Er zog nach Köln und genoss alle sexuellen Freiheiten, die er dann in seinen Comics verarbeitete, zum Beispiel in seinem Buch «Bullenklöten», welches die bayerische Staatsanwaltschaft auf den Plan rief. Persönlich still und bescheiden, lässt er in seinen Comics die Sau raus.

Am 21. Februar lässt Ralf König in der Mühle Hunziken die Sau raus. Doch nicht wie sonst üblich, liest er mit Bildbegleitung aus seinen Comics vor, sondern wird diesmal musikalisch begleitet. Philipp Fankhauser bringt nämlich seine komplette Band mit zur «Soirée Fankhauser». Seien wir gespannt, wie es tönt, wenn Ralf und Philipp zusammen fabulieren und – man weiss ja nie so genau, was passieren wird – auch musizieren. Ein Abend, wie es ihn noch nie gab und wie es ihn höchstwahrscheinlich auch nie mehr geben wird.


Soirée Fankhauser
Philipp Fankhauser & Ralf König

Mittwoch, 21. Februar 2024
20 Uhr, Mühle Hunziken, Rubigen.

Vorverkauf

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