TransMilenio Bogotá

Fotoausstellung mit Live-Rap-Show am 21. Juni

Bruno Egger dokumentiert fotografisch seine Streifzüge durch Kolumbiens Hauptstadt Bogotá. An der Vernissage werden diese gezeigt und verkauft. Der Erlös geht zugunsten des Projekts Sancocho-Lab, eine Suppenküche mit Weiterbildungsanspruch. Dank einem Auftritt der Trans-Künstlerin Lomaasbello wird das ein ganz besonderer Anlass.

Der in Zürich lebende Berner Bruno Egger studierte Kunst und Film in Berlin, Basel und Barcelona. Über die Fotografie fand er in der Druckgrafik einen vielversprechenden Ansatz, analog Unikate herzustellen. Ende 2022, anfangs 2023 war er für zwei Monate in Kolumbien unterwegs. Nun zeigt er im Haupt Atelier in der Länggasse, was er auf seinen Streifzügen durch Bogotá mit seiner Kamera eingefangen hat. Dazu werden auch seine druckgrafischen Werke aus einer früheren Serie gezeigt und verkauft. Der Erlös geht zugunsten des Projekts Sancocho-Lab.

Sancocho-Lab – Suppenküche mit Weiterbildungsanspruch

Das Sancocho-Lab steht im Zentrum dieses Events. Der Schweizer Auswanderer Nikolaus Wyss initiierte unter dem Eindruck der verheerenden Hungerfolgen der Covid-19-Pandemie in Kolumbien in Bogotá das Projekt. Der Sancocho ist eine Art Nationalgericht und besteht aus einer reichhaltigen, nährenden Suppe aus Mais, Yuca, Kartoffeln, Huhn oder Fleisch. 10’000 Portionen Suppen hat er uns sein Team in armen Quartieren der Stadt bereits ausgeschöpft. Doch das Sancocho-Lab ist mehr als eine Suppenküche. Der Begriff Lab soll zum Ausdruck bringen, dass das Projekt noch ein weiteres Ziel verfolgt. Diejenigen, welche die Suppe zubereiten und verteilen, sollen mittels Weiterbildungskurse in die Lage versetzt werden, ein eigenes Berufsprojekt zu realisieren. Bereits konnten sie sechs jungen Menschen helfen, ein eigenes Projekt zu entwickeln und zu realisieren, welches ihnen eine Existenz sichern soll. Am 21. Juni wird mittels eines Videos und einer hoffentlich lebhaften Diskussion drüber berichten. Und übrigens, auch wenn es nirgends festgeschrieben ist: fast alle Akteurinnen und Akteure des Projekts haben einen queeren Hintergrund und schöpfen daraus ihre Motivation, an diesem Vorhaben, das jetzt auf der Suche nach neuen Unterstützer*innen ist, mitzutun.

Unterwegs in Bogotá

TransMilenio Bogotá, der Titel der Veranstaltung, darf zweideutig verstanden werden., schliesslich tritt die Trans-Rapperin Lomaasbello auf! Doch TransMilenio Bogotá ist eigentlich der Name des Transportsystems in der Hauptstadt Kolumbiens. Gleich bei der Bushaltestelle Flores im Quartier Chapinero steht ein zweigeschossiges Reihenhaus, das Casa Wyss. Es ist ein Bed&Breakfast, das vom Sancocho-Lab-Gründer Nikolaus Wyss geführt wird, zusammen mit Danika Nogales, wie Lomaasbello bürgerlich heisst. «Es ist die wohl ungewöhnlichsten und kreativsten Privatpension Bogotàs» findet Bruno Egger, der dort wohnte, als er seine fotografischen Streifzüge durch die Stadt machte. «Schon am zweiten Abend platzte ich in eine Vorstandssitzung des Vereins Sancocho-Lab. Vom Projekt und der schlanken und humorvollen Arbeitsweise überzeugt, überlegte ich mir, welchen Beitrag ich dazu leisten könnte. Bei den feinen von Nikolaus servierten Frühstücks entstand die Idee, die Ergebnisse meiner täglichen, fotografischen Stadterkundungen zusammen mit dem Projekt Sancocho-Lab im Sommer 2023 einem breiteren Publikum in Bern vorzustellen. Der Erlös aus den verkauften Fotografien soll in das Suppenprojekt fliessen».
Nicht nur das B&B hat Bruno Egger gefallen. Auch die Stadt hat ihn überrascht. «Bogotá ist eine Stadt im Aufbruch. Sie überraschte mich mit ihrer kulturellen Vielfalt und mit den vielen Brachen im Zentrum, mit ihrem enormen städtebaulichen Potential. Bei meinen Streifzügen durch die Metropole wähnte ich mich an gewissen Ecken in New York und ein paar Strassen weiter in London oder in Madrid. Die soziale Ungleichheit ist an jeder Strassenecke ablesbar: Der Norden reich, der Süden arm. In den Schnellbussen des TransMilenio steigen an jeder Haltestelle Bedürftige ein, welche den Fahrgästen mit teils bühnenreifen Darbietungen ein Almosen zu entlocken versuchen. Die offenen, kommunikativen und oft gut gebildeten Einwohner*innen erleichterten meinen Aufenthalt in dieser Stadt im Wandel sehr. Gute Spanischkenntnisse sind jedoch von Vorteil. Dies alles und mehr habe ich in meinen Fotografien einzufangen versucht».

Lomaasbello – Aktivistin und Texterin

Der krönende Abschluss diese Events wird allerdings der Auftritt von Lomaasbello sein. Die Künstlerin wird uns ein paar ihrer provokativen Trap-Songs vortragen. «In meinen Texten geht es um Widerstand. Ich drücke meine Erfahrungen aus, bei denen es sich in den meisten Fällen um Gewalt handelt, der mensch ausgesetzt ist, wenn der eigenen Körper nicht der Norm entspricht». Lomaasbello wurde 1991 in Buenaventura an der pazifischen Küste Kolumbiens geboren. «Seit 5 Jahren lebe ich in Bogotá, einer Stadt, in die ich mich wegen ihrer vielfältigen und multikulturellen Atmosphäre verliebe». Sie hat Modedesign studiert und 2018 mit Musik und dem Texten angefangen. Zuerst hat sie ihre Lieblingslieder für soziale Netzwerke in ihrem Freestyle publiziert, was sie schnell bekannt machte. Inzwischen schreibt sie ihre eigenen Texte. «Meine Kunst ist enorm von den Erfahrungen der Marginalisierung und Unterdrückung beeinflusst, die Menschen mit Hautfarbe und/oder Geschlechtsidentität und unterschiedlicher Sexualität machen». Als Mitglied des Posa Suto Afro Diverse Collective betreibe sie derzeit Artivismus zu Fragen der Rasse und des Geschlechts.
Schon ein paar Tage vor ihrem Auftritt in Bern wird Lomaasbello am 17. Juni die Zürich Pride im Kasernenareal auf der Hauptbühne eröffnen mit ihrer vielfältigen Show.


TransMilenio Bogotá

21. Juni 2023, ab 18 Uhr
Haupt Atelier 14B
Falkenplatz 14, 3012 Bern

Ab 18:00 Uhr
Fotoausstellung Bruno Egger

Ab 18:30 Uhr
Nikolaus Wyss stellt das Projekt Sancocho-Lab vor

Ab 20:00 Uhr
Live-Rap-Show mit Lomaasbello

Eintritt frei, Apéro, Kollekte.

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