«Mir geht’s besser, wenn ich ein «Projektli» am Laufen habe.»
Im Gespräch mit Fabio Huwyler
Seit kurzem unterstützt Fabio Huwyler im Ressort Kommunikation Sasha Hug und zeichnet für den Newsletter und für die Webseite verantwortlich. Für Fabio stimmen männliche Pronomen, er wird in diesem Jahr 36, ist im Kanton Zug aufgewachsen und lebt zusammen mit seinem Partner in der Stadt Bern.
Lieber Fabio, du bist der «Hansdampf in allen Gassen» der queeren Community. Du hast dich bei verschiedensten Projekten engagiert – etwa bei «LesBiSchwul Zug», bei «It Gets Better Switzerland», bei GAYRADIO (jetzt QueerUp Radio) und zuletzt als Chefredaktor beim HAZ-Magazin – um nur einige aufzuzählen. Warum engagierst du dich so intensiv für die queere Community?
Das könnte ich dich also auch fragen 😉. Meine Motivation stammt wohl von irgendwo ganz weit in mir innen. Mir geht’s besser, wenn ich ein «Projektli» am Laufen habe. Und Projekte für «meine» Community fühlen sich einfach am besten an.
Was sind für dich die grössten Meilensteine – persönlich und in unserer Bubble?
Für die Bubble wohl, dass die Milchjugend absolut fantastische Arbeit leistet – da hatte ich meine Hände aber (leider) ganz und gar nicht im Spiel. Ich war schon zu alt, als diese Community entstand. Persönlich wohl die Entscheidung Ende 2022, etwas kürzer zu treten und mich vermehrt für mein Wohlbefinden einzusetzen.
Wir können jetzt heiraten! Sind wir, die das gleiche Geschlecht lieben, jetzt am Ziel?
Nope! Wer sagt denn, dass das unser einziges Anliegen war? Es ist aber bestimmt ein toller Schritt.
Was geht dir durch den Kopf, wenn du die Buchstabenreihe LGBTIQA siehst? Ist die Buchstabenreihe vollständig oder fehlen noch Buchstaben?
Eine niemals endende Reihe. Es wäre schön, wenn irgendwann alle mit einem einzigen Wort beschrieben werden könnten. Obwohl, so ein Wort gibt es doch! Es ist «Mensch». Aber klar, das ist unglaublich utopisch. Eine Welt, in der alle einfach sind, wer sie sind.
Jetzt machst du also bei hab queer bern mit, einem Verein, der notabene nicht gerade als «jugendlich» gilt. Warum gerade jetzt und warum eigentlich?
Vielleicht darum, weil ich mit fast 36 Jahren auch nicht mehr zur Jugend gehöre. hab queer bern ist ein erwachsener Verein. Vielleicht ist es gar nicht verkehrt, den Fokus auf die Erwachsenen zu setzen, anstatt der Jugend nachzurennen? Warum jetzt? Weil es sich richtig anfühlt.
Wie erlebst du unseren Verein? Was sind für dich die wichtigsten Angebote von hab queer bern?
Als alte Tante mit ganz vielen Erinnerungen. Die Treffpunkte scheinen ein relativ einfaches, und doch sehr hilfreiches Gefäss, für viele Menschen zu sein. Das ist schön.
Und wo sollte deiner Meinung nach unsere «alte Tante» HAB verstärkt die Schwerpunkte setzten?
In der Kommunikation, natürlich 😉. Und vielleicht die vielen Angebote etwas streamlinen/rationalisieren. Ein klares, überschaubares Bouquet an Angeboten, die sich ergänzen.
Ist eigentlich dein Coming-out für dich persönlich noch Thema?
Eher wenig. Sowohl privat wie auch öffentlich weiss «man», dass der Fabio schwul ist. Dass ich das heute sagen kann, liegt aber auch ganz fest daran, dass ich damals vor bald 20 Jahren ein super Supportsystem hatte. In der Mitte dann auch hab queer bern.
Was machst du beruflich? Womit verdienst du deine «Brötchen»?
Ich arbeite als Sozialpädagoge und bin hab queer bern mittwochs jeweils näher als gedacht 😉.
Und einen kleinen, aber doch tollen Betrag verdiene ich als Kursleiter bei der Radioschule klipp+klang, wo ich mit Kindern und Jugendlichen in der Region Radio-Workshops machen darf.
Im März 2013 hast du deinen langjährigen Partner «eingetragen». Ich bin stolz, dass ich da dabei sein durfte, es war nämlich ein rauschendes Fest in der Villa Stucki. Wann aber wird jetzt «richtig» geheiratet?
Es war wunderschön, dass du dabei warst! Auf ein ähnliches Fest musst du aber noch lange warten. Wir planen zurzeit nicht, zu heiraten.
Interview aus dem habinfo März/April 2023,