Die Rote Stute

Queer Feministisches Punk Film Festival

Am 20. und 21. Januar zeigt das Kino in der Reitschule fünf Filme über Feministinnen und Queers in der Punk-Bewegung. Ihre Rebellion richtet sich nicht nur gegen die homophobe Gesellschaft an sich, sondern auch gegen das enge Bild von Feminismus, allzu angepasstem schwulem Mainstream, eigentlich gegen jede Form der falschen Anpassung.

Als Ende der 70er-Jahre die Punk-Bewegung entstand, zog sie viele junge Menschen an, die ohne Arbeit waren und bestimmt nicht so werden wollte wie ihre spiessigen Eltern. Die Punks waren die Strassenköter, die dem Establishment ans Bein pissten, der Stinkefinger für alle Duckmäuser. Ein Punk hatte eine freche Schnauze, trugen provozierende Klamotten, wie aus dem Müll gefischt, war ein Rebell und lebten unangepasst. Obwohl der typische Punk für viele ein britischer, bleicher und männlicher Tunichtgut ist, war und ist diese Bewegung doch sehr divers. Feministische Frauen und Queers waren seit Beginn aktiv in der Punk-Bewegung und haben ihre Spuren hinterlassen. Doch werden sie gerne übersehen. Dem will das Kino in der Reitschule entgegenwirken und zeig deshalb an einem Wochenende fünf Filme über Queers und Feministinnen, die Punk geprägt haben. «Die Rote Stute» nennt sich das Festival und wird mit einem Konzert in der Cafete in der Reitschule beendet. Zwei Filme möchten wir gerne näher vorstellen:

«Rebel Dykes»

Das Festival startet am Freitag um 18 Uhr mit dem Film «Rebel Dykes». Der Dokumentarfilm von Siân A. Williams und Harri Shanahan erzählt die Geschichte einer Gruppe junger, unangepasster und gender-nonkonformer Frauen bzw. Dykes, die im London der 1980er Jahre eine eigene, radikale, lesbische und sexpositive Kultur erschaffen. Über ein feministisches Protestcamp und die Punk- und Hausbesetzer*innenszene finden sie zueinander. Wichtiges Zentrum ihrer Aktivitäten ist das Chain Reaction, ein Club, in dem sie u. a. eine regelmässige BDSM-Nacht starten. Ihre rebellische Haltung ist auch Reaktion auf die widrigen gesellschaftlichen Umstände, in denen sie leben: den homo- und transphoben Alltag, die aufziehende Aidskrise, die deprimierende Politik der Thatcher-Regierung oder die Zensur homoerotischer Publikationen. Dazu kommen die Anfeindungen aus der lesbisch-feministischen Bewegung selbst, deren enges Bild von Feminismus mit der Lust an BDSM, Leder- und Fetischkleidung nicht vereinbar ist.
Anhand von Interviews, einer Fülle an bislang unveröffentlichtem Archivmaterial und selbst gestalteten Animationen rekonstruiert die Doku ein wichtiges Stück lesbischer Bewegungsgeschichte. Trans- und Schwarze Perspektiven stehen dabei mit im Zentrum. Unterlegt ist der Film mit einem grossartigen Soundtrack, der auch die Musik der in Vergessenheit geratenen feministischen (Post-)Punk-Bands von damals wieder hörbar macht. Teils digitalisierten die Filmemacherinnen dafür Songs, die nur noch auf Kassette existierten. So entwirft Rebel Dykes ein fulminantes, mitreissendes Szeneporträt. (Frauen Filmfest)


«Queercore – How to Punk a Revolution»

Was machst Du, wenn es die offene Gemeinschaft, die Du als queerer Punk dringend brauchst, nicht gibt? Rede Dir einfach ein, es gibt sie doch! Klebe und drucke Fanzines, drehe und vertreibe subversive Filme, schreibe anarchistische Songs, do it yourself und vor allem: don’t give a fuck! Nach und nach wird aus der anfänglichen Pseudo-Gemeinschaft eine revolutionäre Welle werden, ja eine internationale Bewegung … Queercore. Diese Geschichte zeigt uns am Samstag der amerikanische Dokumentarfilm «Queercore – How to Punk a Revolution». Der Regisseur Yony Leyser erzählt von der losen Gruppe nordamerikanischen Punk-Künstler*innen, die in den 1980er und 90er Jahren ihre queeren Identitäten radikal ins Zentrum der eigenen Arbeiten rückten – und sich damit nicht nur gegen die damals von heterosexuellen Männern dominierte und latent homophobe Punk-Szene auflehnten, sondern auch gegen den allzu angepassten schwulen Mainstream. Im Film kommen die schillernden Schlüsselfiguren der Bewegung zur Wort: die Filmemacher*innen Bruce LaBruce und G.B. Jones, die Musiker*innen Kim Gordon (Sonic Youth), Jody Bleyle (Team Dresch) und Kathleen Hana (Bikini Kill), ihren schamlosen Wegbereiter John Waters – und viele mehr. Künstler*innen wie Beth Ditto und Peaches erzählen, wie die Bewegung ihr Verständnis von queerem Leben und Denken, das sich von allen normativen Einschränkungen löst, geprägt hat. Filmclips, Konzertausschnitte und Aufnahmen der spektakulärsten Aktionen dokumentieren das vielschichtige Schaffen der Szene. Leysers mitreissendes Szene-Porträt schliesst nicht nur eine klaffende Lücke innerhalb der nicht-heterosexuellen Geschichtsschreibung, es ist auch ein wilder Appell gegen jede Form der falschen Anpassung.


Die Rote Stute – Queer Feministisches Punk Film Festival

Fr 20.01.2023, 18:00 Rebel Dykes
Fr 20.01.2023, 20:00 Pussy Riot: A Punk Prayer
Fr 20.01.2023, 22:00 Tank Girl
Sa 21.01.2023, 16:00 Vi är bäst!
Sa 21.01.2023, 18:00 Queercore – How to Punk a Revolution
Sa 21.01.2023, 20:00 Poly Styrene: I Am a Cliché
Sa 21.01.2023, 22:00 Konzert in der Cafete

Das Programm findest du hier

Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.