DJ Coreys MusikTipps für den September 2022

Emeli Sandé, Elton John & Britney Spears, Kim Petras, Todrick Hall, Tia Kofi, Jon Darc, Oliver Sim, Marlon Williams, Rina Sawayama, King Princess und Ezra Furman.

Emeli Sandé macht auf Chic. Ein unwahrscheinliches, aber perfektes Duo: Elton John & Britney SpearsKim Petras wandelt auf Kate Bushs Spuren. Queere Dancing Queens: Todrick Hall und  Tia Kofi. Ein Meerjungmann rettet die Ozeane: Jon Darc. Ein Drittel von The XX geht solo: Oliver Sim. Marlon Williams spiel mit männlichen Identitäten. Die queere Lady Gaga: Rina Sawayama. Die Indie-Pop-Rock-Stars ihrer Generation: King Princess und Ezra Furman.


EMELI SANDÉ FEAT. NILE RODGERS

When Someone Loves You (Chrysalis Records)

Im letzten Frühling meldete sich Emeli Sandé nach einer langen Funkstille mit ihrem vierten Studioalbum «Let’s say for instance» zurück. Zeitgleich feierte sie ihr Coming-Out und drückte ihr Glück für ihre gefundene Liebe aus. Nun tut sich die britische Soul- und R&B-Sängerin mit Disco-Pionier Nile Rodgers zusammen. Auf der gemeinsamen funkiger und tanzbaren Single «When Someone Loves You» dreht sich die Disco-Kugel bis zur Ekstase und die Partylichter wollen einfach nicht ausgehen.


ELTON JOHN & BRITNEY SPEARS

Hold Me Closer (EMI)

In früheren Jahren hat Sir Elton John beklagt, dass Madonna in ihren Live-Shows lediglich die Lippen bewegen würde und ihre Konzerte mehr mit Hochleistungssport als mit Gesangskunst zu tun hätten. So mag es vielleicht erstaunen, dass er eine Kollaboration mit Britney Spears eingegangen ist, der die gleichen Vorwürfe gemacht werden können. Aber Elton John ist nicht nur ein grosses Lästermaul, sondern auch ein guter Samariter. Nachdem ein Gericht Britney Spears von der 13-jährigen Vormundschaft ihres Vaters befreit hat, versucht Elton John, mit «Hold Me Closer» Britney Spears Karriere wieder ins Lot zu bringen. Das tanzbare Remake des Elton John-Klassikers «Tiny Dancer» schlägt ins gleiche Fahrwasser wie sein Mega-Hit «Cold Heart» mit Dua Lipa und hat es bereits auf Platz 1 der Streaming-Charts geschafft. Mission accomplished, Elton.


KIM PETRAS

Running Up That Hill (Amigo Records)

Kate Bushs Kultsong «Running Up That Hill» aus dem Jahr 1985 ist dank der Science-Fiction-Mystery-Serie «Stranger Things» wieder in den Charts gelandet und im letzten Sommer zum globalen Hit geworden. Kim Petras, die queere Bubblegum-Pop-Fee der jetzigen Generation, hat diesen alten Song für sich entdeckt und ist so davon besessen, dass sie ihre eigene tanzbarere Version machen musste. In Kim Petras Hände wird «Running Up That Hill» zur grossen Gleichstellungshymne für die LGBTQI-Tanzfläche.


TODRICK HALL

ALGORHYTHM (Todrick Hall)

Gesang, Tanz, Theater, Show-Moderation, Broadway-Musical, Jury-Sitz bei RuPauls Drag Race, You-Tube-Phänomen. Das queere Multitalent Todrick Hall steigert sich in seiner musikalischen Ausdrucksweise von Album zu Album und wird seinem hohen Qualitätsanspruch gerecht. «ALGORHYTHM» ist Todrick Halls schrille Hommage an die 80er-Jahre. Die Songs scheinen dem Soundtrack von «Flashdance» entsprungen zu sein. Todricks Gesang erinnert manchmal sogar an einen überdrehten Prince («Call You, Tomorrow»). Und mit Titel-Stück «Dance Forever» ist ihm ein echter Knaller gelungen.


TIA KOFI

Part 2: The Antidote EP (Intentions Records)

Der RuPaul’s Drag Race UK-Star liess schon 2021 mit der EP Part 1: The Damage aufhorchen. Auf der Nachfolge EP Part 2: The Antidote bietet Tia Kofi Dance-Pop, 90’s House und Euro-Dance, die jede LGBTQI-Tanzfläche zum Glühen bringen. Tia Kofi erweist sich somit als eine der besseren musizierenden und singenden Drag-Queens. Sorry, RuPaul.


JON DARC

The Womb (Weltblick Records)

Der Berliner queere Pop-Musiker Jon Darc ist die Neuentdeckung des Monats. Sein Künstlername ist klar an die Jungfrau und Märtyrerin von Orléans angelehnt. Und wie diese Heldin, kämpft auch Jon Darc für die Freiheit. Im Video zum atmosphärisch dichten Song «The Womb» schlüpft Jon Darc in die Rolle einer Meerjungfrau und will die Ozeane von der Verschmutzung befreien. Die Unterwasserstimmung, ätherischer Gesang und dezente Trip-Hop-Beats machen diese Pianoballade zu einem ganz besonderen Song.


OLIVER SIM

Hideous Bastard (Young/Beggars)

Auch wenn The XX als eine der queersten Indie-Pop-Bands gilt, blieben ihre Texte stets im Vagen, ohne einen konkreten persönlichen Bezug zu queeren Themen zu haben. Das ändert Oliver Sim mit seinem ersten Solo-Album «Hideous Bastard». Der Sänger mit dunklem Bariton setzt einen kühlen und bedrohlichen elektronischen Sound ein, um zum ersten Mal mit ungefilterter Brutalität über seine HIV-Diagnose zu sprechen. Oliver Sim liefert musikalische Therapie für die lädierte und ängstliche Seele. Und wenn Ex-Bronski Beat Jimmy Somerville vorbeischaut, spendet er mit Engelsstimme Vertrauen und Zuversicht.


MARLON WILLIAMS

My Boy (Dead Oceans/Cargo)

Album Nummer Drei für den neuseeländischen Singersongwriter und Schauspieler, der oft mit Roy Orbison verglichen wird. Auf «My Boy» switcht der Crooner zwischen den Genres Doo-Wop (My Boy), Country (Promises, Easy Does It) und Synthie-Pop (Thinking Of Nina). Er befasst sich mit Identität, Eskapismus und den verschiedenen Seiten von Männlichkeit. Und er geniesst seine neue Rolle als verspieltes und sich wandelndes Wesen.


RINA SAWAYAMA

Hold The Girl (Dirty Hit)

Die offen pansexuelle Sängerin ist die queere Antwort auf Lady Gaga, aber mit einem viel grösseren Camp-Faktor. Auf ihrem zweiten Album «Hold The Girl» begibt sich die britisch-japanische Pop-Sensation auf eine Zeitreise durch die Musik der 1990er und 2000er Jahre. Rina Sawayama vereint Einflüsse von Lady Gaga, Britney Spears, Charli XCX, Girls Aloud und Sugababes. Sie steht ebenfalls auf Glamrock-Gitarrenriffs und schreckt von keiner Maximierung des Effekts zurück. «Hold The Girl» ist ein Album wie eine grosse bunte Tüte Süssigkeiten. Eine akustische Kalorienbombe.


KING PRINCESS

Hold On Baby (Sony)

Drei Jahre nach ihrem akklamierten Debütalbum «Cheap Queen» legt Mikaela Straus alias King Princess nun mit dem zweiten Album nach. Auf «Hold On Baby» zeigt sich die LGBTQI-Künstlerin aus Brooklyn erwachsener, selbstbewusster und doch noch ein bisschen unsicher und melancholisch. So pendelt auch das Album zwischen zwei Polen. Für die euphorischen Momente greift King Princess in den Fundus des «Nineties-Grunge» und Indie-Rocks. In den introvertierten Songs kommt sie der Indie-Folk-Sensibilität einer Taylor Swift näher. Das ist nicht zuletzt der Zusammenarbeit mit den gleichen Produzenten, Aaron und Bryce Dessner von The National, zu verdanken.


EZRA FURMAN

All Of Us Flames (PIAS/Bella Union/Rough Trade)

Die bisexuelle Transfrau und Mutter Ezra Furman entfernt sich vom melodiösen Punkrock ihres Vorgängeralbums «Twelve Nudes» und betritt auf «All Of Us Flames» neu Oldschool-Rock’n’Roll-Gefilde, die für queere Musiker*innen eher ungewöhnlich sind. Viele Musikzeitschriften sehen Ezra Furman deshalb als den Bruce Springsteen des Queer Pop. Und in der Tat erzählt Ezra Furman queere Geschichten von desillusionierten, kaputten und rastlosen Existenzen, für die der amerikanische Traum zum Alptraum geworden ist.


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Die Musiktipps von DJ Corey immer am 1. Sonntag im Monat im QueerUp Radio auf Radio RaBe
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