Lesbenikone Maren Kroymann

Am 12. Juni erstmals in Bern!

Relativ spät realisierte die Schauspielerin, Sängerin und Kabarettistin Maren Kroymann, dass sie auf Frauen stand. Sie gab Lesben in Deutschland ein prominentes Gesicht, und trotz – oder vielleicht gerade wegen – ihrem Spätzünden wurde sie zu einer Ikone, die für die Akzeptanz und Rechte von Lesben einsteht. Jetzt kommt sie nach Bern! Eigentlich hätte Maren Kroymann schon vor 2 Jahren in Bern auftreten sollen. Aber eben, es kam eine Pandemie dazwischen. Endlich wurde eine neuer Termin für den ersten Auftritt in Bern gefunden: am 12. Juni im La Cappella.

DIE Maren Kroymann kommt zum ersten Mal nach Bern! Wenn ihr euch jetzt vielleicht fragt, wer das ist und wieso das so einen Aufruhr berechtigt, dann seid ihr, zugegeben, nicht die einzigen. Ich habe den Namen gefühlte zwei Mal irgendwo nebenbei gelesen oder gehört, und dabei garantiert nicht registriert, was Kroymann für eine wichtige Figur für die deutschsprachige Lesbengemeinschaft ist… Asche auf mein Haupt! Lasst uns rekapitulieren:

Auf die Bühne statt ins Klassenzimmer

1949 geboren, im Gründungsjahr der Bundesrepublik Deutschland, wuchs Kroymann in einem akademisch geprägten Haushalt als jüngstes Kind mit vier Brüdern auf. Auf ein Studium in Anglistik, Amerikanistik und Romanistik folgte das bestandene Staatsexamen. Doch statt Lehrerin zu werden, sammelte Kroymann nach Auslandaufenthalten in den USA und in Frankreich Erfahrungen auf der Theaterbühne und unterhielt ein immer grösseres Publikum mit ihrem feministischen Kabarett. Mit ihrem ersten Bühnenprogramm Auf du und du mit dem Stöckelschuh (1982) thematisierte Kroymann beispielsweise unter anderem den Weiblichkeitswahn in den Schlagern der spiessigen Welt der deutschen Nachkriegsjahre.

Reichweite für Aktivismus nutzen

Abseits der Bühne spielte Kroymann sowohl im Fernsehen wie auch auf der Kinoleinwand das ganze Spektrum an Rollen, von Tatort bis Maria, ihm schmeckt’s nicht. Auch hatte Kroymann zwischen 1993 und 1997 mit Nachtschwester Kroymann als erste Frau in der ARD ihre eigene Satiresendung. Fast zeitgleich zum Start der ersten Staffel outete sich die bekennende Feministin und Linksaktivistin als Lesbe, was in der breiten Masse nicht nur gut aufgenommen wurde. Kroymann stand aber vom Moment ihres Coming-Outs dazu und verteidigte ihre Position. In einem Interview im queeren Webmagazin Straight sagte sie 2015 rückblickend:

«Ich wollte was verändern. Ich war ein aufsteigender Fernsehstar und wollte meine Prominenz für was Sinnvolles nutzen: Und zwar, dass es jetzt eine Lesbe außer Hella von Sinnen oder Cornelia Scheel gibt, damit wir sichtbarer werden. […] Das ist doch heute auch noch das Problem: Dass die Leute denken, uns gibt es doch gar nicht. Solange es so ist, habe ich das Bedürfnis, öffentlich dafür einzutreten.»

© Stefan Derschum

Keine Fake-Akzeptanz!

Kroymann lehnt sich gegen die Schein-Toleranz auf, gegen das Sich-Zurückhalten-Sollen:

«Das wird dann gerne in Sätze gekleidet wie: Jeder kann machen, was er will. Man muss es ja nicht auf dem Tablett vor sich hertragen. […] Diese Sprüche kenne ich, von nicht offen lebenden Homosexuellen wie von Heterosexuellen, und sie gehen mir seit Jahren auf den Senkel. […] Es ist verlogen und heisst nichts anderes als: lasst mich mit Eurer Scheiss Homosexualität in Ruhe, ich will es nicht wissen. Das mündet dann da hinein, dass man einfach nicht drüber spricht.»

Outing bringt erst Nachteile, dann Respekt – und Auszeichnungen

Kroymann aber nutzt ihre Plattform vehement, um zu thematisieren. Sie spricht offen darüber, homosexuell zu sein, jedoch nicht ohne Verluste. In den ersten Jahren nach ihrem Outing kriegte sie kaum Rollen. Nun merke sie aber, dass die Leute eine gewisse Achtung dafür hätten, dass sie für eine Sache kämpfe.

«Leute rechnen mir das an, dass ich mich explizit für eine Sache eingesetzt und momentweise auch Karriere-Einbussen in Kauf genommen habe. Das schafft mir ein Standing und Glaubwürdigkeit, die mir jetzt zu Gute kommt – vielleicht sogar irgendwann im Beruf.»

Seit 2017 läuft die Satiresendung KROYMANN in der ARD und wurde schon mehrfach ausgezeichnet. Nebst dieser und unzähligen weiteren kleineren und grösseren Auszeichnungen erhielt Kroymann im Dezember 2019 einen Rose d’Or Lifetime Achievement Award – einen der wichtigsten globalen Fernsehpreise – und wurde so für ihr Lebenswerk und ihren Aktivismus geehrt.

Aufhören? Nee! Ab nach Bern!

Und jetzt nochmal: DIE Maren Kroymann kommt zum ersten Mal nach Bern! Werft eure Hände und Konfetti in die Luft! Mit ihrem Programm In my Sixties lässt sie die Musik der 1960er-Jahre Revue passieren, eben jene Musik, die erstes sexuelles Begehren auslöste und den Wunsch nach Hingabe, nach Leichtigkeit und nach Befreit-Sein lostrat, frei von den strikten Moralvorstellungen der Generation ihrer Eltern. Unverstellt, unbeschämt und tabulos zeigt Kroymann, dass Revolution und Emanzipation nicht nur bei jungen Leuten anschlagen, sondern auch im Alter kräftig nachwirken können. Und bei ihr ist mit 70 noch lange nicht Schluss!


Maren Kroymann und Band
In my Sixties

Donnerstag, 12. Juni 2022
La Cappella, Bern
Tickets gibt es hier


Quellen
marenkroymann.de Biographie
straight-universe.com/maren-kroymann/
la-cappella.ch
Wikipedia: Maren Kroymann
sueddeutsche.de/medien/maren-kroymann-70-geburtstag-portraet

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