DJ Coreys MusikTipps für den Dezember 2021

Elton John & Ed Sheeran, Adele, Donna Summer, Olivia Newton-John, LP, Marco Mengoni, Angèle, Juliette Armanet, Rufus Wainwright, Arcas

Fröhlich-kitschiges Pop-Duo: Das Weihnachtslied von Elton John und Ed Sheeran. Adele ist in ihren Dreissigern angekommen. Donna Summers verlorene Album erhält eine Frischzellenkur. Olivia Newton-Johns epochales Album «Physical» ist 40 geworden. Die neuen spirituellen Powerpop-Songs von Laura Pergolizzi alias LP. Marco Mengoni geht zurück zu seinen Wurzeln. Die neuen Heldinnen des frankophonen Pop: Angèle und Juliette Armanet. Das grandiose Konzert von Rufus Wainwright und die Amsterdam Sinfonietta. Arcas vierteiliger Musik-Trip gegen konventionelle Hörgewohnheiten.


ED SHEERAN & ELTON JOHN

Merry Christmas (Asylum Records)

Laut eigenen Angaben telefoniert Ed Sheeran täglich mit Elton John und beide sind beste Freunde. Es ist daher sehr erstaunlich, dass sich auf Elton Johns aktuellem Top-Album «The Lockdown Sessions» keine Kollaboration mit Ed Sheeran befindet. Jetzt ist aber klar warum. Die Schurken haben ihren gemeinsamen Song extra für die Weihnachtszeit aufgehoben. Schliesslich wollen sie mit der Charity-Single «Merry Christmas» die britischen Weihnachtscharts stürmen. Der Gewinn der handwerklich soliden Nummer mit den vielen Weihnachtsglöckchen geht zu gleichen Teilen an die Sheeran Suffolk Music Foundation und die Elton John AIDS Foundation.


ADELE

30 (Sony)

«30» von Adele ist mit “Voyage” von ABBA sicherlich das wichtigste Pop-Album des Jahres. Seit dem Mega-Erfolg von «25» sind 6 Jahre vergangen. Inzwischen hat Adele zum Platten multi Sony gewechselt, ist nach Los Angeles umgezogen, hat 45 Kilos Gewicht verloren und sich von ihrem Mann scheiden lassen. Die Scheidung, deren Auswirkung auf ihren Sohn Angelo und ihre neue Beziehung sind die Hauptthemen des neuen Albums. Die erste Singleauskopplung «Easy On Me» fügt sich perfekt in Adeles reiches Repertoire an herzzerreissenden Balladen ein. Auch «To Be Loved» und «Love Is A Game» schlagen in die gleiche Kerbe. In einigen anderen Titeln versucht Adele, ihre Komfortzone zu verlassen und Pop- bzw. Neo-Soul-Terrain zu betreten («Can I Get It», «Hold On», «Woman Like Me»).


DONNA SUMMER

I’m A Rainbow – RECOVERED AND RECOLOURED (Driven By The Music)

Dank dem Produzenten Giorgio Moroder war Donna Summer die grösste Disco-Queen der 70er-Jahre. Anfang der 80er-Jahre wechselte Donna Summer zum Label von David Geffen. Nach einem verhaltenen Start mit dem New-Wave-inspirierten «The Wanderer» wollte die neue Plattenfirma Donna Summer mehr im Bereich R&B positionieren. Das führte unvermeidlich zur Trennung von ihrem Produzententeam um Giorgio Moroder. Deshalb wurde das Doppelalbum «I’m A Rainbow» 1981 von der Veröffentlichungsliste gestrichen und erschien zum ersten Mal 1996 auf CD, überraschend und weitgehend ohne Promotion. 40 Jahre später haben namhafte und weniger bekannte DJs wie Junior Vasquez, Le Flex, Figo Sound, Jean Tonique, Ladies On Mars and Oliver Nelson einige Songs aus Donnas verlorenem Album in ein zeitgenössisches Kleid gesteckt. Die neuen Bearbeitungen zeigen einmal mehr die artistische Versatilität der grossartigen Donna Summer.


OLIVIA NEWTON-JOHN

Physical Deluxe Edition (CD/DVD – Primary Wave)

Vor Kylie Minogue war Olivia Newton-John Australiens grösster Popmusik-Export. Nach ihren Anfängen als Country-Sängerin näherte sich Olivia Newton-John immer mehr dem Pop. Es folgte ein Imagewechsel vom Mädchen von nebenan zur Sexy-Diva, den sie im megaerfolgreichen Musical-Film «Grease» mit John Travolta auch perfekt vollzog. Mit dem «Grease»-Soundtrack und dem epochalen Album «Physical» von 1981 erreichte Olivia Newton-John den kommerziellen Höhepunkt ihrer internationalen Karriere. Anlässlich des 40-jährigem Jubiläums wurde «Physical» neu und opulent aufgelegt. Neben dem remasterten Originalmaterial beinhaltet die Neuaufmachung auch seltene und bisher unveröffentlichte Studio- und Live-Aufnahmen sowie eine DVD mit sämtlichen Videos zum Album und einem Konzert aus dem Jahr 1982. Mit diesem Reissue erhalten Olivia Newton-John und «Physical» endlich die pophistorische Relevanz, die beide verdienen.


LP

Churches (PIAS)

Album Nummer 6 für Laura Pergolizzi alias LP, die 2016 mit dem Hit “Lost On You” international bekannt wurde. Die lesbische US-amerikanische Sängerin und Songwriterin mit italienischen Wurzeln setzt sich auf «Churches» mit ihrer eigenen Vision von Spiritualität und Religion auseinander. In musikalischer Hinsicht hat LP nach wie vor keine Berührungsängste und changiert zwischen Powerballaden, Drama-Pop, Elektronik und Indie-Rock. Mit Kike Del Rio, Nate Campany & Kyle Shearer (Valley Girl), Dan Wilson, Dan Nigro, Isabella Summers und Emily Lazards hat LP die zurzeit hipsten Pop-Produzenten ins Boot geholt. Aber das eigentliche Tüpfelchen auf dem i bleibt nach wie vor LPs unangepasste, näselnde und kratzige Stimme, mit der sie ihre mehr als solide Songs eindringlich interpretiert.


MARCO MENGONI

Materia (Terra) (Epic / Sony)

Seit seinem Sieg bei der Castingshow «X-Factor» im Jahr 2009 zählt Marco Mengoni zu der Speerspitze des italienischen Pop. Sein sechstes Werk “Materia (terra)” ist der erste Teil einer Trilogie und markiert thematisch eine Rückkehr zu seinen geographischen und musikalischen Wurzeln. Abgesehen von den Dance-Nummern «Ma Stasera», Italiens Sommerhit 2021 und «Mi fiderò», einer Kollaboration mit Newcomerin Madame, dominieren grundsätzlich warme, nächtliche, geerdete und organische Klänge, die vom Blues und Soul beeinflusst sind. Die Produktionsarbeit haben sich Taketo Gohara, Andrea Suriani und Purple Disco Machine geteilt.


ANGÈLE

Nonante-Cinq (Angèle VL Records)

Die 26-jährige Angèle ist in Belgien und Frankreich ein grosser Star. Mit ihrem Debüt «Brol» von 2018 hat Angèle sämtliche Rekorde gebrochen und einen unglaublichen Berühmtheitsgrad erreicht, der in eine Kollaboration mit Dua Lipa («Fever») gipfelte. Im Sommer 2020 hat sich Angèle als lesbisch geoutet und ihre Beziehung mit der Filmemacherin Marie Papillon bekannt gemacht, von der sie sich inzwischen bereits getrennt hat. Auf ihrem zweiten, nach ihrem Geburtsjahr benannten Album «Nonante-Cinq» fängt Angèle die Befindlichkeiten ihrer Generation ein und untermalt sie mit cleveren Melodien und Klängen, die Pop, Hip-Hop, Chansons und R&B sanft umarmen. Anspieltipps: die Ode an ihre Hauptstadt «Bruxelles je t’aime», «Libre», «Plus de sens» und «Demons» mit Rapper Damso.


JULIETTE ARMANET

Brûler le feu (Romance Music)

Mit Fishbach, Clara Luciana und Calypso Valois ist Juliette Armanet eine der wichtigsten Exponentinnen einer neuen schicken French-Pop-Welle. Ihr Debüt «Petite Amie» von 2017 ging in Frankreich 200’000mal über den Ladentisch und bescherte ihr einen französischen Grammy für das beste Album einer Newcomerin. Ihre Musik klingt wie ein Update der Chansons von Véronique Sanson und Michel Berger. Auf dem Zweitling «Brûler Le Feu» erzählt Juliette Armanet in 13 Songs, wie sie sich aus einer zerstörerischen Liebe befreien konnte. Sie balanciert schüchtern, aber unerschrocken auf einem gespannten Seil zwischen melancholischem Disco-Glamour und Piano-Balladen. Für den Disco-Anteil zeichnen sich die Dance-Produzenten SebastiAn, Yuksek und Julien Delfaud verantwortlich.


Rufus Wainwright and Amsterdam Sinfonietta

Live (BMG)

Der Dandy unter den LGBTQ-Songwriter*innen beschenkt seine Fans zu Weihnachten mit einem ganz tollen Live-Album. Im Januar 2017 tourte Rufus Wainwright mit dem Streicherensemble Amsterdam Sinfonietta durch die Niederlande. Dreizehn exzellent arrangierten Aufnahmen aus fünf von zehn Konzertabenden wurden auf «Rufus Wainwright and Amsterdam Sinfonietta» für immer verewigt. Die Songs decken das breite musikalische Spektrum des amerikanisch-kanadischen Künstlers ab. Neben einigen Eigenkompositionen interpretiert Rufus Wainwright Songs von seiner Mutter, seiner Tante sowie von Irwin Berlin, Leonard Cohen, Joni Mitchell und Jacques Brel. Die Mixtur aus Klassik, Barock, Folk und Chansons ist einzigartig und beweist einmal mehr Rufus grosses, musikalisches Können. 


ARCA

Kick ii, iii, iiii, iiiii (XL)

Alejandra Ghersi Rodriguez alias Arca legt eine vierteilige Fortsetzung ihres letzten Albums «Kick» vor. Mit 47 Songs und über 145 Minuten Musik ist das Sequel über musikalische und persönliche Identität äusserst üppig geraten. Kick ii steht im Zeichen von Raggaeton-Rhythmen. Kick iii ist Club-Musik für Mutant*innen. Kick iiii bietet ein Experiment zwischen Zukunftspop und der venezolanischen Tradition. Und Kick iiiii ist eher im Ambient-Bereich anzusiedeln. Die non-binäre Künstlerin mit venezolanischen Wurzeln entzieht sich nach wie vor jeglicher musikalischen Schubladisierung. Trotz einer Kollaboration mit Pop-Star Sia ist Arca immer noch nicht ganz bereit, sich dem Mainstream anzupassen. Mit Kick ii bis iiiii hat Arca ein verstörend-faszinierendes Werk geschaffen, das einem/r nicht so leicht loslässt.


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Playlist


Die Musiktipps von DJ Corey immer am 1. Sonntag im Monat im QueerUp Radio auf Radio RaBe
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