Das Pink Mama Theatre feiert einen runden Geburtstag. Ein besonderes Geschenk für die queere Berner Tanztheater-Kompanie ist ein Award für ihren ersten Film «Faggots» am internationalen Filmfest Oldenburg. Aber Pink Mama haben auch Geschenke für uns: Nach ein paar Reprisen ihrer «alten» Tanztheaterstücke wird jetzt noch eine Premiere gefeierte. Ab dem 9. Dezember zeigen sie das Monodrama «Who is Ricco?» vom Pink Mama-Leiter Sławek Bendrat.
Award für «Faggots»
Am 17. September feierte der erste Film von Pink Mama am Filmfest in Oldenburg seine Weltpremiere. «Faggots» ist ein verspielt-genialer Frontalangriff auf alle Sinne. In einer dystopischen post-pandemischen Realität hat nur eine Schar von gender-fluiden Charakteren überlebt. Eine groteske Beerdigung der letzten Frau der Erde, Maria Magdalena Wysocka, auch bekannt als Pink Mama, offenbart die wahre Natur der modernen Gesellschaft und leitet eine neue Ära ein. Der Film ist eine Utopie, die wie der ultimative Albtraum rechtsextremer Fantasien anmutet. «Faggots» ist bei der Jury sehr gut angekommen. Sie bekamen dafür den Audacity Award . Wir freuen uns darauf, den Film bald in Bern zu sehen. bern.lgbt wird darüber berichten.
Pink Mama ist Bernerin
Für die Stadt, in der Pink Mama seit 10 Jahren an ihren Stücken arbeitet und von der sie auch unterstützt wird, haben sie ein Geschenk als Dankeschön. Sie zeigen ein paar ihrer alten – doch keineswegs verstaubten – Stücke. Schon im Mai spielten sie die «Gottesmütter» auf einer Dachterrasse in der Berner Altstadt. Im September führen sie im Tojo Theater in der Reitschule ihr Cross-Over-Projek «Fashion» von 2019 auf. Im November kommt es in der Tanzloung zu einer Wiederaufführung von «Jungle» (2017) und im Dezember gibt es sogar eine Premiere: Sławek Bendrat, der künstlerische Leiter von Pink Mama, wird erstmals seine Solo-Produktion «Who is Ricco» auf die Bühne bringen.
«Who is Ricco?»
Während des ersten Lockdowns 2020 fand Sławek Bendrat, der Leiter von Pink Mama Theatre, bei einem Spaziergang durch Bern am Strassenrand einen Bildband über den Künstler Ricco (Erich) Wassmer. (Mehr zum Maler Ricco gibt es hier.) Nach ausgiebiger Betrachtung erkundigte sich Bendrat bei befreundeten Künstlern, Intellektuellen und anderweitig Kunstschaffenden nach Ricco: es stellte sich heraus, dass der 1972 verstorbene Künstler im Schloss Bremgarten aufgewachsen ist und sein ganzes Leben lang mit Bern verbunden war; trotzdem ist er heute nicht besonders bekannt. Bendrat begann seine Recherchen über Ricco, traf sich mit Kunstkritikern, und interviewte eines seiner Modelle. Die Geschichte des komplizierten und tragischen Lebens und Werks dieses Künstlers inspirierte ihn zu einem Monodrama: «Who is Ricco?». Dies soll jedoch kein biografisches Stück über Ricco Wassmer sein. «Who is Ricco?» ist vielmehr ein Stück, das eine dringende Frage aufwirft: Wer ist der zeitgenössische Künstler in seiner Zeit? «Der Künstler ist der Schöpfer der wahren Schönheit», schrieb Oscar Wilde. «Sein Ziel ist es, sich zu verbergen, indem er die Kunst offenbart. Kein Künstler lässt sich von ethischen Präferenzen leiten. Ethische Vorlieben eines Künstlers sind eine unverzeihliche Verzerrung des Stils». Der polnische Schriftstelle Stanislaw Witkacy, der zeitlebens mit seinen Texte auf Unverständnis stiess, meinte: «Der Künstler muss absolut aufrichtig sein. Das was er fühlt und wie er es in dem Moment fühlt, in welchem ein Bild in seinem Kopf entsteht – das muss er ohne jeden Vorbehalt, ohne jede Abweichung, mit aller spontanen Rücksichtslosigkeit – zynisch und naiv – äussern.» Sind Kunst und Theater immer noch ein Ort, an dem Talent zählt, an dem es keine Tabus gibt und an dem wir über die schwierigsten und kontroversesten Themen sprechen können? Mit diesen Fragen will sich Sławek Bendrat auf der Bühne auseinandersetzen. Die Premiere von «Who is Ricco?» ist am 9. Dezember im Tojo Theater Reitschule.
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«Who is Ricco?»
«Who is Ricco?»von Pink Mama Theater
Idee, Regie, Bühnenbild, Dramaturgie: Sławek Bendrat und Dominik Krawiecki; Choreografie, Tanz: Sławek Bendrat; Text: Paweł Bednarek; Musikproduktion: Valentin Markus Oppermann; Lichtregisseur: Aleksandr Prowaliński; Produktionsleitung: Angelika Rohrer
PREMIERE: Donnerstag, 9. Dezember 2021 um 20.30
Weitere Vorstellungen: 10.12., 11.12. um 20.30 und 12.12. um 19.00
im Tojo Theater Reitschule Bern. Türöffnung jeweils 30 Minuten vorher.
Reservation: www.tojo.ch // ab 18 Jahren