
DJ Coreys MusikTipps für den Juni 2021
Lady Gagas «Born This Way», Your Funny Uncle, k.d. lang, Tom Aspaul, St. Vincent, Man On Man, Bachelor, Indigo Sparks, Prudence, Olivia Rodrigo
Zum Pride-Monat zeigen die Musik-Tipps Flagge. Die Jubiläumsausgabe von Lady Gagas «Born This Way» mit vielen LGBTIQ+-Künstler*innen, Your Funny Uncles neue LGBTIQ+-Hymne und die Remix-Alben der queeren Ikone k.d. lang und des schwulen Briten Tom Aspaul. Eine Auslese der besten queeren Indie-Pop-Alben mit Indie-Darling St. Vincent, dem Bären-Duo Man On Man, dem Frauen-Duo Bachelor und der Folk-Sirene Indigo Sparks. Die Newcomerin des Monats: die FranzösinPrudence mit ihrem futuristischen Electro-Pop. Last but not least: Olivia Rodrigo oder mehr als ein Teenie-Star.
LADY GAGA
Born This Way (The Tenth Anniversary) (Interscope)
Zum zehnten Jubiläum von Lady Gagas Album «Born This Way» wurde Mother Monster neulich für ihr Engagement als Künstlerin und LGBTIQ+-Aktivistin geehrt. Die Bürgermeisterin von West Hollywood überreichte ihr sogar einen symbolischen Schlüssel der Stadt. Aber damit nicht genug. Im Pride-Monat erscheint Lady Gagas epochales Album – das sich ganz um Identität, (Selbst-)Akzeptanz und LGBTIQ+-Rechte drehte – in einer Neuauflage. Eine Schlüsselrolle für dieses Album spielte der schwarze, schwule Prediger und Aktivist Carl Bean, der bereits 1977 im Disco-Song mit dem Titel «Born This Way» seinen schwulen Stolz demonstrierte. Neben den 14 Song-Klassikern von damals enthält die Jubiläumausgabe unter anderem auch sechs Cover-Versionen, die zusammen mit Künstler*innen aus der LGBTIQ+-Community entstanden. Grandios: Der maskierte Cowboy Orville Peck hat Gagas bekannteste LGBTIQ+-Hymne in eine mitreissende Country-Nummer verwandelt.
YOUR FUNNY UNCLE
Rainbow Over Moscow (Your Funny Uncle
Hinter dem One-Man-ElectroArtPop-Projekt Your Funny Uncle (YFU), das seit 2012 besteht, verbirgt sich der Basler und Wahlzürcher Vinnie Albani. Er ist ein echter Pionier der Schweizer Synth-Pop-Szene der 90er- und 00er-Jahre, die er zuerst solo unter dem Namen Vision und dann als eine Hälfte des Duos This Play mit Dominique Zahnd zu bereichern wusste. YFU verdankt seinen Künstlernamen dem gleichnamigen Song der Pet Shop Boys, welcher die Trauerfeier eines an AIDS verstorbenen jungen Schwulen beschreibt. YFUs Sound ist jedoch positiver gestimmt. Zum Pride-Monat präsentiert YFU die energische Dance-Single «Rainbow Over Moscow», die mit unheimlich vielen Synthie-, Euro- und Electro-Pop-Zitaten gespickt ist. Army Of Lovers, Boney M und Alcàzar lassen grüssen. Damit erschafft YFU nicht nur eine neue LGBTIQ+-Hymne, sondern er zeigt auch seine Solidarität für den russischen Teil der Regenbogen-Community, deren Rechte in ihrem Heimatland immer noch verletzt werden.
k.d. lang
Makeover (Nonesuch Records)
Unglaublich, aber wahr. Die kanadische queere Pop- und Country-Ikone und Grammy-Gewinnerin wird dieses Jahr 60. Zur Feier des runden Geburtstags öffnet k.d. lang ihre Archive und zaubert das Remix-Album «Makeover» hervor. Für «Makeover» liess k.d. lang Bearbeitungen einiger ihrer gediegenen Country-Pop-Stücke von grossen Namen der House- und Elektronikszene der 90er- und 00er-Jahre erstellen, unter anderem von Junior Vasquez, Tony Maserati, Chris Brann, DJ Krush, Robert Holmes und Tony Garcia. So wird k.d. langs unvergleichbare Stimme plötzlich von Chill-Out-Sounds, Latino-Rhythmen und House-Beats untermalt. Mit diesem Projekt will k.d. lang daran erinnern, wie man in den 90er-Jahren ohne Internet und Smartphones eine Community in den Dance-Clubs aufbauen konnte.
TOM ASPAUL
Black Country Discothèque (1609)
Der britische Sänger, Songwriter und Produzent Tom Aspaul hat bereits Songs für Kylie, Alex Newell, AlunaGeorge, Charlotte OC, Little Boots und Celeste (mit-)geschrieben. Vor einem Jahr hat der schwule Künstler sein Debüt «Black Country Disco» vorgelegt. Für dieses Projekt konnte er den israelischen Produzent Gil Lewis ins Boot holen. In der britischen Musikpresse erntete «Black Country Disco» Vergleiche mit den Disco-Alben von Madonna, Jessie Ware und Roìsin Murphy. Mit «Black Country Discothèque» folgt nun das obligate Remix-Album, das punkto Gästeliste (u.a. Kim Wilde, Bright Light Bright Light, MNEK, Brandon MacLean) und Disco-Opulenz den Erstling sogar überflügelt.
St. VINCENT
Daddy’s Home (Virgin)
Mit dem letzten Album «Masseducation» von 2017 befreite sich Annie Clark alias St. Vincent von ihrer Singer-Songwriter-Vergangenheit. Dank eingängigen Pop-Momenten, die sie mit krassen elektronischen Beats vermengte, gelang St. Vincent die Verführung der Massen. Diese gipfelte in einer Top-Ten-Platzierung in den amerikanischen Album-Charts. Auf «Daddy’s Home» setzt sich die queere Künstlerin mit der Figur ihres Vaters auseinander, der vor kurzer Zeit, nach einer mehrjährigen Gefängnisstrafe, aus der Haft entlassen wurde. St. Vincent taucht in die musikalische Welt ihres Vaters ein, das heisst in die frühen 70er-Jahre. Sie fängt das magische Flair der Post-Hippie-, Funk-, Soul- und Punk-Ära perfekt ein. Auch ihr Outfit, mit Blumenmuster und Plüschjacke, passt sehr gut zum Retro-Sound. Die blonde Perücke ist eine Hommage an die glamouröse Transgender-Ikone Candy Darling, der der gleichnamige Song auf dem Album gewidmet ist.
MAN ON MAN
Man On Man (Big Scary Monster)
Roddy Bottum, der Keyboarder von Faith No More und Joey Holman sind nicht nur ein Paar, sondern auch die zwei Mitglieder der Band Man On Man. Mit diesem musikalischen Projekt und dessen visueller Umsetzung zelebrieren die zwei älteren schwulen Bären ihre Liebe und Intimität. Am liebsten zeigen sich Roddy und Joey nur in altmodischen weissen Unterhosen – selbstverständlich mit Eingriff! Man On Man hinterfragen nicht nur das in der Gay-Community weit verbreitete Schönheitsideal des jungen, muskulösen, glattrasierten und durchgestylten Mannes, sondern sie entziehen sich auch bewusst dem Klischee, wonach schwule Musiker nur gediegenen Hochglanz-Pop und keinen Indie-Rock machen dürfen. Damit leisten Man On Man einen wichtigen Beitrag zu Diversität und Inklusion.
BACHELOR
Doomin’ Sun (Lucky Number/Rough Trade)
Die amerikanische Lo-Fi-Pop-Band Bachelor besteht aus den Songwriterinnen Ellen Kempner und Melina Duterte, die bisher mit ihren eigenen Projekten Palehound bzw. Jay Som allein unterwegs waren. Ellen und Melina sind sich zum ersten Mal 2017 auf Tour begegnet und haben sich auf Anhieb verstanden. Mit «Doomin’ Sun» ist der gemeinsame Wunsch, ihre musikalischen Kräfte zu bündeln, nun Realität geworden. «Doomin’ Sun» ist ein Hoch an die queere Freundschaft und ein zugängliches Indie-Gitarrenrock-Album, das den Frauen-Indie-Rock aus den 90er-Jahren (The Breeders, Liz Phair, Juliana Hatfield) aus der Mottenkiste holt.
INDIGO SPARKE
Echo (Sacred Bones / Cargo)
Die australische Folk-Musikerin Indigo Sparke lebt heute in den USA. Erst nach einer Schauspielerausbildung und einem Abschluss als Hebamme lernte sie Gitarre spielen. Durch eine schicksalhafte Begegnung mit Adrianne Lenker von der Folk-Band Big Thief, mit der sie auch kurz liiert war, entschloss sich Indigo Sparke zu einer Karriere als Singer-Songwriterin. Auf ihrem Debüt «Echo», das im Übrigen von Adrianne Lenker produziert wurde, wartet Indigo Sparke mit handfesten und entspannt geerdeten Folk-Klängen auf, denen ihre helle und zarte Stimme eine intime Atmosphäre verleiht.
PRUDENCE
Beginnings (Intuitio, Sony Music)
Die finnisch-französische Sängerin Olivia Merilahti war mehr als zehn Jahre die eine Hälfte des französischen Indie-Pop-Duos The DØ. Nun startet sie als Prudence ihr neues Solo-Projekt. «Beginnings» ist futuristischer Pop erster Güte. Die Produzenten Xavier und Surkin von der French-Touch-Kombo Justice kredenzen hier einen faszinierenden Sound, der sich vor Daft Punk, den Werken von Timbaland für Nelly Furtado und Justin Timberlake, Kraftwerk und dem Soundtrack von Science-Fiction-Filmen wie Blade Runner verbeugt. Auch im aufwändig inszenierten Video zur famosen Single «Good Friends» entführt uns Prudence auf einen fremden Planeten und variiert die Stimmung zwischen Abyss und Avatar.
OLIVIA RODRIGO
SOUR (Interscope Records)
Olivia Rodrigo, Jahrgang 2003, entstammt der Disney-Welt von High School Musical. Trotz diesem Profil hat der Teenie-Star mit dem gleichen Label von Billie Eilish, Lana Del Rey und Lady Gaga einen Plattenvertrag ausgehandelt, in welchem sie die volle kreative Kontrolle über ihre Musik hat. Bei ihrem Debütalbum «Sour», dem die erfolgreiche Power-Ballade «Drivers Licence» vorausgegangen ist, handelt es sich um ein weiteres Break-Up-Album mit vielen autobiografischen Referenzen. Jeder Song enthüllt eine neue musikalische Facette der Newcomerin. Olivia Rodrigo scheint alles zwischen 90s-Indie-Rock, Bedroom-Pop und Folk à la Taylor Swift zu gelingen. Dies Notabene, ohne auf die obligaten Features und Kollaborationen zurückzugreifen. Olivia Rodrigo verkörpert sowohl Indie-Authentizität als auch Popstar-Appeal und wirkt somit sympathisch und glaubwürdig.
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Playlist
Die Musiktipps von DJ Corey immer am 1. Sonntag im Monat im QueerUp Radio auf Radio RaBe
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