DJ Coreys MusikTipps für den Mai 2021

girl in red, dodie, TWINKIDS, Boy Sim, Sam Vance-Law, LSDXOXO, Ed Nock, Demi Lovato, London Grammar und Dalida

Queerer Indie-Pop mit trappigen Beats von girl in red. Bedroom-Folk von dodie. Synthie-Pop vom Queer-Pop-Duo TWINKIDS. Disco vom glitzernden Cowboy Boy Sim. Die NDW-Hommage von Sam Vance-Law. Ein Hauch Berliner Tanznächte mit LSDXOXO. Dunkler Songwriter-Pop von Ed Nock. Absturz und Auferstehung mit Demi Lovato. Alles beim Alten bei London Grammar. Wie wenn sie nie weg gewesen wäre: Dalida singt für James Bond.


girl in red

if i could make it go quiet (world in red)

Die rothaarige Marie Ulven Ringheim ist 22 Jahre jung und hat als girl in red bis jetzt die zwei Bedroom-Pop-EPs «Chapter 1» und «Chapter 2» herausgebracht. Der Song «I Wanna Be Your Girlfriend» hat die Norwegerin auf Anhieb zur neuen Gay-Ikone ihrer Generation gemacht. Auf Grund von 1,9 Millionen Followern auf Instagram und 7,7 Millionen auf Spotify ist der Erfolgsdruck, der auf dem Debütalbum lastet, entsprechend hoch. Aber mit «if i could make it go quiet» erfüllt girl in red sämtliche Erwartungshaltungen und macht ihrem Ruf als norwegische Billie Eilish alle Ehre. Der Opener «Serotonin» ist im Übrigen eine Kollaboration mit Billie Eilishs Bruder Finneas.


dodie

build a problem (doodleoddle)

2011 hat die damals 16-jährige Britin Dorothy Miranda Clark alias dodie ihren YouTube-Kanal “doddleoddle” lanciert, wo sie seitdem ca. 200 Videos von Cover-Versionen und eigenen Songs hochgeladen hat.  Mit 22 hat dodie schon ihre erste Autobiografie “Secrets For The Mad” geschrieben. “doddleoddle” hat inzwischen fast 2 Millionen Abonnenten, mit denen dodie viel Persönliches teilt. Sie geht offen mit ihren Depressionen und ihrer Bisexualität um. Auf “build a problem” vermittelt dodie einen weiteren Einblick in ihre Innenwelt, verrät mittels sparsamer Instrumentierung ihre Unsicherheiten und Selbstzweifel. Ihr Bedroom-Folk mit Indie-Pop- und Kammer-Pop-Anleihen ist eine angenehme Ergänzung zu Billie Eilish und Julien Baker.


TWINKIDS

Nobody Likes Me (OM Records)

TWINKIDS ist ein Queer-Pop-Duo aus Los Angeles. Es besteht aus dem in Tokyo geborenen Singersongwriter Jin Fukui und dem Produzenten Matthew Young, der ursprünglich aus Florida stammt. Kennengelernt haben sie sich auf dem renommierten Oberlin College in Ohio. Zusammengeschweisst durch ihre gemeinsame Vorliebe für elektronische, 80’s-inspirierte Pop-Musik haben sie kurz darauf TWINKIDS gegründet. Nach den EPs “Boys Love” und “Lizard House” folgt nun “Nobody Likes Me”. Jin und Matthew bleiben ihrem nostalgischen Synthie-Pop treu. Die LGBTQI-Hörer*innenschaft wird sich in ihren Texten identifizieren, die den langen Prozess von Selbsthass, Frustration bis zu Selbstakzeptanz und gesteigerten Selbstwertgefühl thematisieren.   


BOY SIM

Rowdy (Boy Sim)

Der Produzent, Sänger und Songwriter Christopher Sauceda alias Boy Sim feilt seit 2016 an seiner eigenen Vorstellung von Queer Pop. Der junge Texaner durfte bereits im Vorprogramm für Charli XCX und Queer-Pop-Helden/-innen Dorian Electra und Slayyyter spielen. Nach dem Mixtape “Pink Noise” von 2018 steckte Boy Sim seine ganze Energie in das Album “Rowdy”. Trotz futuristischer Kanten ist “Rowdy” deutlich vom Disco-Funk-Sound der 70er- und 80er-Jahre beeinflusst. Im glitzernden Cowboy-Kostüm entführt uns Boy Sim in eine emotionsgeladene und intime Reise in toxische Beziehungen, Verletzlichkeit und Melodrama.


LSDXOXO

Dedicated to Disrespect (XL Recordings)

LSDXOXO ist einer der am meisten verehrten und einflussreichen DJs in der queeren Dance-Underground-Szene. Der Held der New Yorker Nächte unter dem Motto GHE20GOTH1K hat sich seit einiger Zeit in Berlin installiert, wo er die eigene Partyreihe Floorgasm aus der Taufe hob. Auf seiner neuen EP “Dedicated to Disrispect” bringt LSDXOXO seinen sexy, technoiden und zum Teil electroclash-lastigen Sound wieder einmal mehr zum Glänzen.


SAM VANCE-LAW

NDW EP (Universal)

Der kanadische Popstar und Wahl-Berliner Sam Vance-Law hat 2018 mit “Homotopia” ein Album voller kleiner Botschaften über das Schwulsein geschrieben. Auf seiner neuen EP verneigt sich Sam Vance-Law vor der Neuen Deutschen Welle. Sein Deutsch klingt nicht mal so schlecht. Der Songwriter knöpft sich «Eisbär» von Grauzone, «Ich will nicht älter werden» von der Pop-Punk-Band Bärchen und die Milchbubis, «Neue Männer braucht das Land» von Ina Deter und «Major Tom» von Peter Schilling vor. In «Ich will nicht älter werden» singt Sam Vance-Law im Duett mit Max Gruber alias Drangsal. Und seine Version von «Neue Männer braucht das Land», gesungen aus schwuler Perspektive, ist natürlich ein politisches Statement.  


ED NOCK

The Midnight Road (Ed Nock)

Kaum volljährig nahm ein gewisser Antoine Conde an der fünften Staffel von The Voice France teil und schuf es bis ins Finale. Heute ist Antoine Coinde 23. Nach seinem Coming Out nennt er sich als Musiker neu Ed Nock. Die sechs Songs auf seiner ersten EP The Midnight Road hat Ed Nock selber in seinem Schlafzimmer komponiert und produziert. Ihm standen queere Helden/-innen wie Perfume Genius, Antony and the Johnsons und Woodkid Pate. Wie bei Woodkid besitzt auch Ed Nocks Kammerpop eine starke visuelle Komponente.


DEMI LOVATO

Dancing With The Devil… The Art of Starting Over (Island)

Die 28-jährige Schauspielerin und Sängerin hatte keine normale Jugend. Seit ihrem siebten Lebenjahr stand Demi Lovato bei Disney unter Vertrag und wurde mit dem Film «Camp Rock» und der Serie «Sonny Munroe» zum gefeierten Teenie-Star. Doch hinter der perfekten Fassade lauerten die Abgründe. Drogensucht, sexueller Missbrauch und Essstörung hätten sie fast das Leben gekostet. Demi Lovato hat nun die Lügen satt. Auf ihrem neuen Album und in der gleichnamigen You-Tube-Doku schüttet sie ihr Herz aus und lässt ihre Fans an ihrem vergangenen Leid teilhaben. Kraftvolle, herzzerreissende Balladen wie „Anyone“ und „Dancing With The Devil“, die ihre gewaltige Stimme einmal mehr unter Beweis stellen, wiedergeben authentisch ihre Verzweiflung. Nach den vielen Abstürzen kann Demi Lovato heute endlich als Stehauffrau glänzen.


LONDON GRAMMAR

Californian Soil (Universal)

Das britische Trio um Songwriterin und Sängerin Hannah Reid hat auf dem Debüt “If you wait” von 2013 schon vom ersten Moment an seinen eigenen Stil gefunden, einen betörenden Mix aus Dream Pop, Chillout-Sounds und Spätneunziger-Triphop. Das Tüpfelchen auf dem i bleibt nach wie vor Hannah Reids klassisch geschulte und äusserst wandlungsfähige Stimme. Auch auf dem mittlerweile dritten Album orientieren sich London Grammar an der bewährten Formel. «Californian Soil» fühlt sich wie das Wiedersehen mit einer alten Freundin nach einer langen Zeit an und macht richtig Freude. Hannah Reid sinniert zu ihrer Rolle als Frau in der Musikindustrie, zu Feminismus und Misogynie. Man hört ihr gerne zu.


DALIDA

Dans la ville endormie (Barclay)

Im Mai 1987 hat sich Dalida, für mich die grösste Diva und schwule Ikone des 20. Jahrhunderts, mit einer Überdosis Schlaftabletten das Leben genommen. Auf dem hinterlassenen Abschiedsbrief war nur ein Satz zu lesen: «Das Leben ist mir unerträglich geworden – vergebt mir!». Dalidas vergessene Perle aus den 60er- Jahren «Dans la ville endormie» wird im neuen James Bond Film zu hören sein. Das hat Dalidas Bruder Orlando zum Anlass genommen, eine neue Kollektion von 21 weniger bekannten Songs der grossen Diva auf den Markt zu bringen. «Dans la vie endormie» zeigt Dalida als begnadete Verwandlungskünstlerin und unvergleichliche Interpretin. Die Legende geht weiter.

 


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Die Musiktipps von DJ Corey immer am 1. Sonntag im Monat im QueerUp Radio auf Radio RaBe
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