DJ Coreys MusikTipps für den März 2021
SG Lewis, Roosevelt, Keep Dancing Inc., Balthazar, Altin Gün, Perfume Genius, Carpetgarden, Claud, Lynks und Tash Sultana.
Disco in allen Variationen. Von Disco-House über Indie-Disco zu Turkish Disco mit SG Lewis, Roosevelt, Keep Dancing Inc., Balthazar und Altin Gün. Auch Indie-Pop-Darling Perfume Genius will nur noch tanzen. Aufgepasst: Carpetgarden, Claud, Lynks und Tash Sultana sind die queeren Talente des Monats.
SG Lewis
times (Universal)
SG Lewis aus Reading hat schon Hits und Remixes für Dua Lipa, Khalid und Jessie Ware produziert. Auf seinem Debüt «times» beweist er, warum er zurzeit als einer der vielversprechendsten Künstler*innen auf der Schnittstelle von Disco, Pop und Deep House gilt. Seine eleganten Dance-Beats und Grooves versetzen das geneigte Dance-Publikum in Euphorie und Ekstase. SG Lewis Talent wird durch die prominenten Features von Chic-Legende Mr. Nile Rodgers, Robyn, über Rhye, Lucky Day bis zu Frances und Lastlings wunderbar ergänzt.
Roosevelt
Polydans (City Slang)
Deutschlands coolster Dance-Export Marius Lauber alias Roosevelt hat mit seinem dritten Album «Polydans» seine persönliche Hommage an die Clubkultur kreiert. «Polydans» ist eine Reise durch die Geschichte der Clubmusik der letzten vierzig Jahren. Die Einflüsse reichen von spacigem Disco, Funk und Synthie-Pop zu Italo-Disco, Ibiza House und Yacht Rock. Roosevelt hat alles selber eingespielt und kommt ohne berühmte Kollaborationen aus. Er hat zurzeit die besten Dance-Perlen made in Germany.
KEEP DANCING INC
Embrace (Un Simple Plan / Sony France)
Das französische Trio Keep Dancing Inc setzt sich aus den Mitzwanziger LGBTQ-Musikern Louis, Joseph und Gabrielle zusammen. Auf dem Debüt «Embrace» huldigen Keep Dancing Inc nicht nur der Musik ihrer Jugend (Phoenix, Daft Punk) oder der Jugend ihrer Eltern (Chic, New Order, Talking Heads oder Depeche Mode). Sie übertragen ihre mitreissende Verschmelzung von Synthie-Sound und Funky-Elementen in die Gegenwart. Zudem setzen sie sich mit gesellschaftlichen Themen wie die Desillusionierung der Jugend und die Digitalisierung auseinander, was das Tanzen nicht so unbeschwert macht. Immerhin ist Keep Dancing Inc eine wunderschöne musikalische Umarmung in Zeiten der Distanz gelungen.
BALTHAZAR
Sand (PIAS)
Mit dem Album «Fever» von 2019 erfanden die Belgier von Balthazar ihren melancholischen Indie-Sound neu und wurden plötzlich sehr cool und unwiderstehlich sexy. Diese Kehrtwende in Richtung Jazz, R&B und Disco verdankt viel den Soloprojekten der beiden Frontmänner Maarten Devoldere (Warhaus) und Jinte Deprez (J. Bernhard). Auf „Sand“ setzten Balthazar diese neue Lässigkeit und Sinnlichkeit konsequent fort. Sie zeigen sich sogar noch eine Spur mehr groovy und etwas tanzbarer als zuvor. Homunculus Loxodontus oder der Wartende, eine Skulptur der niederländischen Bildhauerin Margriet van Breevort, ziert das Cover von «Sand». Und das passt perfekt zum Album-Konzept. Denn mit ihren Songs möchten Balthazar die Wartezeit bis zur Rückkehr der Normalität überbrücken.
ALTIN GÜN
Yol (ATO Records)
Eine der spannendsten Neuinterpretationen türkischsprachiger traditioneller Musik stammt aus den Niederlanden. Von Amsterdam aus hat Bassist Jasper Verhulst, ein leidenschaftlicher Fan anatolischer Folk- und psychedelischer Rock-Musik, über Facebook ebenso passionierte türkische wie niederländische Mitmusiker*innen gefunden. So entstand das Sextett Altin Gün. Bereits mit ihrem zweiten Album flatterte die erste Grammy-Nominierung ins Haus. Auch auf «Yol» spielen Altin Gün vor allem alte türkische Volkslieder, befreien sie von ihrem Folklore-Mantel und beamen sie in den eigenen kaleidoskopischen Klangkosmos aus Disco und Synthie-Pop. Ein fantastisches Klangerlebnis.
PERFUME GENIUS
IMMEDIATELY Remixes (Matador)
Mit seinem fünften Opus «Set My Heart On Fire Immediately» tauchte Mike Hadreas aka Perfume Genius 2020 in den Jahresbestenlisten jeder renommierten Musikzeitschrift auf. Ihm glückte die Entwicklung von sperrigem Kammerpop zu dramatischem, aber dennoch hoffungsvollem und eigängigem Kunst-Pop. Auf «IMMEDIATELY Remixes» geht Perfume Genius noch einen Schritt weiter. Er hat mehr als ein Dutzend DJ-Freund*innen gebeten, sämtliche Songs von „Set my Heart on Fire immediately“ zu remixen. Grosse Soundinnovator*innen wie A.G. Cook, Planningtorock, Jenny Hval, Danny L Harle und viele anderen mehr haben seine Einladung angenommen. Die Bearbeitungen seiner DJ-Kollegen*innen unterstreichen Perfume Genius neu entdeckte Körperlichkeit und Sinnlichkeit auf dem Albumcover und in seinen Videos. Er möchte jetzt nur noch tanzen.
CARPETGARDEN
The Way It Looks (House Anxiety)
David Sweet ist ein 20-jähriger nicht binärer Singersongwriter aus Kalifornien. Als Carpetgarden macht er exquisiten Bedroom-Pop für die Generation Z und setzt ein Zeichen gegen die heteronormativen Strukturen in der Musikindustrie. Auf der EP “The Way It Looks” beschreibt Carpetgarden das Gefühl, als hätte sich die ganze Welt gegen sie verschworen und würde ihnen ständig Steine in den Weg legen. Als ZuhörerInnen schlüpfen wir in die Rolle des Verlierers und geben uns diesem Sound hin, der wie die schönsten Farben klingt, die es nicht gibt.
CLAUD
Super Monster (Saddest Factory Records)
Die 21-jährige, quirlige Claud Mintz aus Brooklyn, New York bezeichnet sich als non binär und nennt sich im Musikgeschäft nur Claud. Claud ist das erste Signing auf dem Label der bisexuellen Singersongwriterin Phoebe Bridgers. Claud gehört zu einer Generation junger MusikerInnen, die gerne als „Generation Z“ schubladisiert wird. Mit dem Erstling „Super Monster“ hat Claud ein ziemlich lockeres Coming-Of-Age-Album mit 13 sehr persönlichen queeren Liebesliedern entworfen. «Super Monster» ist grundsätzlich Bedroom-Pop in Reinkultur. Jedoch experimentiert Claud auch mit anderen Genres wie Funk-Pop und Pop-Punk.
LYNKS
Smash Hits Vol. 2 (Lynkscorp)
Lynks, das Musikprojekt des queeren maskierten Künstlers und Produzenten Ellot Brett aus Bristol, hat es inzwischen auf die Playlist von Elton John geschafft. Zu Recht. Die neuste EP «Smash Hits» verblüfft mit industriellem Elektro-Pop und Sprechgesang und erinnert an die besten Zeiten der Electroclash-Bewegung. Hinter den bunten Texten und schmutzigen Grooves gibt Lynks seinen frechen Kommentar über queere Kultur, Homo-, Fettphobie und Misogynie ab. Anspieltipps: Brand New Face und die Coverversion von «Pedestrian At Best» (im Original von Courtney Barnett).
TASH SULTANA
Terra Firma (Lonely Land Records)
Die 25-jährige Australierin Tash Sultana kommt ursprünglich aus der Busker-Szene. Als One-Person-Show hat Tash Sultana mit Gitarre, Loops, Beatboxen und einer faszinierenden Neo-Soul-Stimme schon manches Konzertpublikum in den Bann gezogen. «Terra Firma» folgt ca. drei Jahre nach dem gefeierten Debüt «Flow State». Das non-binäre virtuose Multitalent, das bis zu elf Instrumente spielen kann, festigt damit seinen musikalischen Stil, eine bunte Kreuzung aus Soul, Funk, Folk, Pop, Jazz und Rock mit elektronischen Elementen und viel Gitarre. Vor allem diese Namen kommen in den Sinn, wenn man Tash Sultana hört: Erykah Badu, Ani Difranco, John Mayer und Bon Iver. Allein das ist eine Garantie für guten Geschmack.
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Die Musiktipps von DJ Corey immer am 1. Sonntag im Monat im QueerUp Radio auf Radio RaBe
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