Vom Electroboy zum Singer-Songwriter

Florian Burkhardts erstes Album: «Backstage»

Florian Burkhardt, der durch Film und Buch als «Electroboy» bekannt wurde, hat sein Pseudonym abgelegt und wird persönlich. Für seine Mundartlieder schuf sich Florian seinen eigenen Raum und singt über Liebe und Leben, Heuchelei und Vergänglichkeit und der Akzeptanz, von sich selbst und den anderen. Sein erstes Album «Backstage» ist jetzt erhältlich.

Florian Burkhardt ist unter dem Pseudonym «Electroboy» und durch Marcel Gislers gleichnamigen Kinodokumentarfilm einem breiten Publikum bekannt geworden. Von diesem «Electroboy» verabschiedet er sich 2019, um ein neues Kapitel zu ermöglichen. Siehe unseren Artikel über diesen Abschied. Nach der Elektroboy-Abschiedsparty zog Florian sich zurück in seine Wohnung in der Berner Länggasse und besann sich auf eine Leidenschaft aus seiner Jugend, dem Singer-Songwriting. Nach einer intensiven Zeit des Songschreibens veröffentlicht er nun sein erstes Album «Backstage». Mit ihm nimmt uns Florian das erste Mal hinter die Bühne, wo er sich ungeschminkt und ganz persönlich im Hier und Jetzt zeigt.

Von 1990 bis 95 lebte Florian Burkhardt in einem katholischen Internat in Zug, wo er zum Primarlehrer ausgebildet wurde. Im Keller des Lehrerseminars befanden sich Musikkojen aneinandergereiht, einfache Kabinen mit runden Fenstern. Sie waren der einzige private und geschützte Raum im ganzen Gebäude. Täglich suchte Burkhardt eine der Kojen auf, um eigene Songs zu komponieren. Seine Songs durfte er in der Aula der gesamten Schüler- und Lehrerschaft präsentieren, später sogar als Abendprogramm der ersten Schweizer Snowboard-Juniorenmeisterschaft in Laax.

Heute, 25 Jahre später, will Burkhardt mit all den inzwischen gesammelten Erfahrungen im kreativen Sinne wieder zurück zu diesem Florian, der in einem sehr persönlichen Rahmen mit akustischer Gitarre, Papier und Bleistift Musik macht. Ein ideales Setting bietet ihm das Jahr 2020, das er zum grössten Teil in einer kleinen Studio-Wohnung in Bern verbringt, weil sich draussen ein Virus verbreitet. All die Annehmlichkeiten und Ablenkungen, die die Gesellschaft sonst draussen bietet, verblassen und er fühlt sich auf sich selbst zurückgeworfen. Wie damals im Internat in der Musikkoje. Florian reflektiert, findet Ruhe und kann sich dem Komponieren von persönlichen Songs hingeben, die er auf «Backstage» präsentiert, seinem ersten Album als Singer-Songwriter. Einem in Eigenregie entstandenen Werk.

Fast in Eigenregie. Wenn Florian etwas nicht selber machen kann, weiss er, welches die besten Leute sind, um ihm zu helfen. Die Abmischung und das Mastering der Songs übernahm Rob Murray, der bereits für Künstler*innen wie Britney Spears, Mark Ronson, Herbert Grönemeyer und Miike Snow gearbeitet hat. Für den visuellen Auftritt hat sich Florian für eine Zusammenarbeit mit der Luzerner Künstlerin Miranda Fierz und der 2020 mit dem Swiss Press Photo Award ausgezeichneten Basler Dokumentarfotografin Eleni Kougionis entschieden. Das Logo entwarf der Berner Kai Matthiesen.

Florian Burkhardt, Fotos: Eleni Kougionis

Wenn’d gliebt wotsch wärde
Vertraue suechsch
muesch di welle öffne
muesch di zeige

Us em Schutz cho
sechtbar wärde
ond zueloh chöne
verletzlech zwärde

«We de Fochs», 2020, Florian Burkhardt

In den Songs beschäftigt sich Florian mit den Umständen des Lebens, den aktuellen Gesellschafts­strömungen, dem eigenen Raum, Heuchelei, der Vergänglichkeit und der Akzeptanz von sich selbst und den anderen. Der Liebe widmet Burkhardt eine ganze Trilogie. Als Hommage an seine Wurzeln eröffnet der damals im Internat komponierte Song «Tankdeckel» das Album.

Trotz englischem Albumtitel, singt Burkhardt seine Songs in Mundart, der Sprache seines Alltags. Nach all’ den Jahren der Konzeptionalität und Show will er heute einfach nur Florian sein. Persönliches, Selbstbetrachtung, Nähe und Verletzlichkeit sollen sich in seinem musikalischen Schaffen widerspiegeln. Nach all seinen Kunstfiguren, den sachlichen Schilderungen seiner Biografie in Gislers Film und seinen autobiografischen Romanen nimmt uns Florian das erste Mal «Backstage», wo er sich im Hier und Jetzt zeigt – ungeschminkt, emotional und nahbar.

Wird Florian seine neuen Lieder auch auf die Bühne bringen? «Live-Konzerte sind nicht geplant und ich kann es mir im Moment auch nicht vorstellen. Aber vielleicht in der Zukunft» antwortet er. «In den nächsten Monaten werde ich wahrscheinlich spezielles Merch machen: ein Kartenset, evtl. auch ein Kleidungsstück. Auf meiner Website www.florianburkhardt.ch erfährst du bald mehr. Dort findest du auch die Links wo du das Album hören oder herunterladen kannst. Auf CDs oder Platten habe ich verzichtet, nachdem mir wirklich jeder davon abgeraten hat.»


Florian Burkhardt
«Backstage»
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