12,5% LGBT im Berner Stadtrat

Bern ist queer

10 der 80 Mitglieder im Berner Stadtrat gehören zur LGBT-Community, Nid schlächt! Das ist eine angemessene Vertretung im Parlament unserer Stadt und lässt auf eine queere Zukunft hoffen.

Fast alle bisherigen Stadträtinnen und Stadträte, die zur LGBT-Community gehören wurden wieder gewählt. Nur für Szabolcs Mihàlyi von der SP hat es nicht gereicht. Trotz über 19’000 Stimmen reichte es nicht für den Einzug in den Stadtrat. Was einerseits damit zu tun hat, dass die SP einen Sitz verlor, aber auch, weil bei den diesjährigen Wahlen die Frauen stark zu legen konnten. Neu liegt der Frauenanteil im Parlament bei 70%. So hoch wie noch nie in der Geschichte. Deshalb sind die meisten Abgewählten Männer. Dafür darf Thomas Fuchs von der SVP ein Comeback im Berner Stadtrat feiern. Fuchs sass schon von 1995 bis 2002 im Parlament der Stadt Bern und war 2011 kurz im Nationalrat. Für die Berner SVP erreicht er mit 7’835 Stimmen das bester Resultat seiner Partei.

Für Rahel Ruch war das letzte Wochenende bitter-süss. Zwar bekam sie von allen Kandidierenden des Gründe Bündnis die meisten Stimmen und ist somit wieder im Berner Stadtrat vertreten, doch als Kampagnenleiterin der Konzernverantwortungsinitiative musste sie eine Niederlage einstecken. Die Initiative bekam zwar mehr Ja- als Nein-Stimmen, scheiterte aber am Ständemehr.

Das beste Wahlresultat der queeren Kandidierenden erreicht Timur Akçasayar von der SP, vermutlich weil er nicht explizit auf der LGBT-Schiene fährt. Im Wahlkampf meinte er auf die Frage wie wichtig ihm der Kontakt zu anderen queeren Politiker*innen über die Parteigrenzen hinweg sei: «Mir ist der Kontakt zu allen Politiker*innen wichtig und da ich nicht nach der sexuellen Orientierung frage, weiss ich auch nicht genau wer queer ist und wer nicht. Wichtig für mich ist, wer bei gesellschaftspolitischen Anliegen liberal ist und sich für die Menschen und die Natur einsetzt.» Nun, Timur, das sind deine queeren Kolleg*innen im Stadtrat:

Das sind unsere Vertreter*innen im Berner Stadtrat:

  • Timur Akçasayar, SP, (bisher), 20’311 Stimmen
  • Rahel Ruch, GB, (bisher), 13’474 Stimmen
  • Lea Bill, GB, (bisher), 12’840 Stimmen
  • Ursina Anderegg, GB, (bisher), 12’685 Stimmen
  • Michael Ruefer, GLP (bisher), 9’236Stimmen
  • Marcel Wüthrich, GFL, (bisher), 8’172 Stimmen
  • Thomas Fuchs, SVP, 7’835 Stimmen
  • Janosch Weyermann, SVP, (bisher), 6’666 Stimmen
  • Tabea Rai, AL, (bisher), 6’471 Stimmen
  • Mohamed Abdirahim, JUSO, (bisher), 4’788 Stimmen

Abgewählt:

  • Szabolcs Mihàlyi, SP (bisher), 19’502 Stimmen

 

Leider nein

Die LGBT-Community konnte bei den Wahlen 2020 aus dem Vollen schöpfen. Aber leider haben es nicht alle ins Parlament geschafft. Dominic Nellen von der SP, der Sohn der bekannten ehemaligen Nationalrätin ​​Margret Kiener Nellen, nütze der berühmte Name nichts. Trotz engagiertem Wahlkampf und vielen Stimmen zogen die SP-Frauen an ihm vorbei. Auch knapp das Ziel verfehlt hat Nik Eugster, der sich zum ersten Mal dem Wahlkampf stellte und für seine Partei FPD Bern mit gestalten wollte. Doch Nik Eugster hat bereits ohne Platz im Parlament unsere Stadt geprägt. Er war lange Moderator und Programmchef bei Radio Energy Bern und der LGBT-Community ist er bekannt als Mitorganisator der Gay-Party im Bierhübeli. Eine originelle und sehr queere Kampagne führte der 20-jährige Frédéric Mader von der JUSO. Er bezeichnet sich selbst als bisexueller Feminist und war von 2015-2018 bereits Mitglied und Co-Präsident des Jugendparlaments der Stadt Bern. Von ihm werden wir in Zukunft sicher noch hören.

Nicht gewählt:

  • Dominic Nellen, SP, 19’232 Stimmen
  • Siméon Seiler, GB, 9’638 Stimmen
  • Nik Eugster, FDP, 6’542 Stimmen
  • Claude Meier, FDP, 6’465 Stimmen
  • Stephanie Anliker , FDP, 6’222 Stimmen
  • Mentari Baumann, FDP, 6’131 Stimmen
  • Frédéric Mader, JUSO, 2’726 Stimmen
  • Joel Hirschi, JFBE, 904 Stimmen

12,5% LGBT, 70% Frauen und eine deutliche Mehrheit des Rot-Grün-Mitte-Lagers — das ist für die LGBT-Community eine gute Voraussetzung um ihren Anliegen Gehör zu verschaffen. Hoffen wir, dass der Stadtrat diese hört und umsetzen.

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