Queersicht wurde abgesagt

Das LGBTI*-Filmfestival Bern findet nicht statt.

Ein Filmfestival in Pandemiezeiten auf die Beine zu stellen ist eine Herausforderung. Der Verein Queersicht haben sich der Aufgabe gestellt und wollten trotz allen Widrigkeiten am 5. November das LGBTI*-Filmfestival Queersicht starten. Es hat nicht sein sollen. Immerhin kannst du dir die beliebten Kurzfilme reinziehen, online auf Vimeo.

 

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Die Kurzfilme gibt es auf Vimeo On Demand

Queersicht lässt euch nicht hängen und zeigen ihre heiss geliebten Kurzfilme auf Vimeo On Demand. Zwar können wir uns nicht gemeinsam ins Kino setzen. Dafür kannst du es dir zu Hause so gemütlich einrichten wie du willst, die Maske an den Haken hängen und dir einen kuscheligen Abend in Quarantäne machen oder dir ein kleines cineastisches Happening mit Freund*innen gönnen.

Online Kurzfilme schauen. Wie das geht? Ganz einfach!
Der Pfad zur Glückseligkeit: www.vimeo.com/ondemand/queersicht

Eröffne ein Vimeo-Konto und kaufe dir für 9 Franken einen Kurzfilmblock oder für 25 alle drei. Der Link ist danach 72 Stunden gültig. Da Queersicht die Preise bei Vimeo in US-Dollar angeben musste und diese dann jeweils zum aktuellen Kurs angezeigt werden, variiert der Preis in Franken ein bisschen.
Klappt irgendetwas nicht? Weiter Infos findest du hier:

Die Rosa Brille vergeben wir auch dieses Jahr
COVID hindert Queersicht nicht, den besten und den kontroversesten Kurzfilm auszuzeichnen. Die Organisatoren müssen in diesem Jahr aber auf die Publikumswahl verzichten. Stattdessen haben sie sich entschieden, eine fixe Jury für die Bewertung einzusetzen. Die Jury-Mitglieder soll einen kunterbunten Querschnitt ihres Publikums abbilden. Bestimmt wirst im Queersicht Jubiläumsausgabe 2021 wieder zur Jury gehören. Queersicht gibt sein Ehrenwort. Wer 2020 die Rosa Brille gewinnt erfährst du von Queersicht über die sozialen Medien oder in ihrem Newsletter.
 

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«Nein, so haben wir uns das nicht vorgestellt!» schreiben die Veranstalter*innen von Queersicht im Programmheft zur 24. Ausgabe über das Organisieren des Berner LGBTI-Filmfestivals in unsicheren Zeiten. «Ein Virus geht um die Welt und stellt uns alle vor Herausforderungen. Einiges fällt ins Wasser. Längerfristige Planungen werden durch kurzfristig zunehmende Wellen wieder überworfen. Findet die 24. Ausgabe von Queersicht statt? Wir hoffen es! Wie sieht sie aus? Anders als erhofft: gekürzt, limitiert, verlagert und streng geregelt.»

Konkret heisst das: weniger Plätze, weniger Rahmenprogramm dafür viel Film. So konnten heuer keine internationalen Gäste eingeladen werden und auch keine Werkschau gezeigt werden. Gesellige Apéros gibt es auch keine und die Queersicht-Lounge im Progr, die in den letzten Jahren als Festivalzentrum fungierte, fällt ebenfalls weg. «Der Wegfall des feierlichen Charakters, der ungezwungenen Begegnung, die Kommunikation auf Abstand und durch Masken hindurch, schmerzen unseren Sinn für das Gemeinschaftliche», bedauert Queersicht. Doch das Herzstück des Festivals bleibt, die wunderbaren Filme aus aller Welt. Zwar weniger in der Anzahl, dafür aber intensiver in der Vorführung, damit alle die Chance haben, mit den Filmen auf Reisen zu gehen und sich von ihnen berühren zu lassen. «Zum Glück sind der Phantasie, dem Träumen und dem Fühlen keine Grenzen gesetzt. Voyage, voyage: Lasst uns zusammen im Kino sitzen, gemeinsam in ferne Länder und andere Zeiten reisen und dabei ein Gefühl von Gemeinschaft und Solidarität entwickeln» beschwören die Organisator*innen.

Reise ans Meer

Gestartet wird das Festival mit einer Reise ans Meer. Gleich in zwei Kinos gleichzeitig (ABC und REX) wird am Donnerstag, 5. November um 20 Uhr der Film «Lola Vers La Mer» von Laurent Micheli gezeigt. Der belgische Regisseur erzählt darin von der 18-jährigen Lola, die von ihrem Vater aus dem Haus geworfen wurde, weil sie trans ist. Der Tod der Mutter bringt sie nun wieder zusammen. Sie wollen den letzten Wunsch der Mutter erfüllen und die Asche der Verstorbenen in den Dünen über dem Meer verstreuen. Eine gemeinsame Reise die hohe Wellen schlägt in der Gefühlswelt der beiden Hauptfiguren

Wir bleiben am Meer und reisen in der Zeit zurück in den «Été 85». Der neue Spielfilm von François Ozon wird am Montag, 9. November im Cine Club als Vorpremiere gezeigt. Der Sommer 1985 ist für Alexis kein Sommer wie jeder andere: Seit er mit seinen Eltern in die Normandie gezogen ist, plätschert sein Leben vor sich hin. Mit seinem Segelboot gerät er in Seenot. Da taucht David mit seiner «Calypso» auf und rettet ihn. Die Rollen sind von Beginn an ungleich verteilt: David als Verführer, als Held; Alexis, der von Zweifeln geplagt ist und David nicht verlieren will. Es folgt ein berauschendes Liebesabenteuer, das ein abruptes Ende nimmt. Ein feinfühliges Drama über die Frage, was Liebe eigentlich ausmacht – in einem Umfeld, in dem gleichgeschlechtliche Beziehungen zwar geduldet, aber tabuisiert wurden.

«Lola Vers La Mer», BE/FR 2019, «Été 85», BE/FR 2020, «Justine», UK 2019

 

Ebenfalls an der Küste spielt der Film «Justine» von Jim Patterson. In der englischen Küstenstadt Brighton erlebt Justine eine Welt, die wenig Sinn macht. Nur der Alkohol bietet ihr einen Ausweg aus ihren hoffnungslosen Zukunftsaussichten. Als sie bei einem Ladendiebstahl auf Rachel triff erkennt Justin die Chancen auf Glück, Liebe und eine bessere Zukunft. Aber ihr Schmerz geht tief und sie fragt sich, ob sie sich erlauben kann zu hoffen.

Die unterschiedlichsten Typen in der Regenbogen Community

Weiters Highlights im Queersicht Progamm sind der dänische Film «A Perfectly Normal Family» von Malou Reymann. Darin begleiten wir die 11-jährige Emma dabei, wie sie mit einer neuen Situation in der Familie klarkommen muss. Ihr Vater hat nämlich offenbart, dass er künftig als Frau, die er schon immer war, leben wird. In «El Ángel» von Luis Ortega ist Carlos unser Held. Er ist 17, hat blonde Locken und das Gesicht eines Engels. Als er Ramón trifft, begeben sie sich auf eine verrückte Reise der Liebe, des Verbrechens und des Mordes. Carlos wird als «Todesengel» über Nacht zur Mediensensation. Ein sehenswerter Film mit ein klein wenig Homoerotik und ganz viel 70er-Jahre-Style. Wie «El Ángel» kommt auch «Margen De Error» aus Argentinien. Liliana Paolinelli erzählt eine herrlich verwirrende Midlife-Crisis-Story. Iris lebt seit 20 Jahren mit Jackie zusammen. Das Lesbenpaar ist Teil einer heiteren Frauengesellschaft, die jeden Samstag Boccia spielt. Doch dann taucht Maia, die Tochter einer Freundin auf, und bringt nicht nur den Kühlschrank in Schwung. Maia offenbart, dass sie sich in eine ältere Frau verliebt hat. Ist es Iris?

«A Perfectly Normal Family», DK 2020, «Memories Of My Body», ID 2019, «Tackling Life», DE 2018

 

Auch sportliches bietet Queersicht. In «Trackling Life» lernen wir ein schwules Rugby-Team aus Berlin kennen und in «Das Wunder von Taipeh» begleiten wir ein Frauenfussball-Team an die erste Frauenfussball Weltmeisterschaft 1981 in Taipeh. Queersicht ist eine Plattform für die unterschiedlichsten Typen im Regenbogenspektrum unserer Community. Wir begegnen am Filmfestival der Berliner Raupenzüchterin Nora in «Kokon», der trans Frau Violeta, die in Spanien um die Anerkennung ihres Namens kämpft («Me Llamo Violeta»), dem jungen Indonesier Juno, der auf seiner Reise zum Tänzer auf bemerkenswerte Menschen trifft («Memories Of My Body»), dem jüdischen Teenager David der in den 80er-Jahren in New York sexuelle erwacht und mit Aids konfrontiert wird («Minyan»), und einem ungewöhnlichen Paar aus Sibirien, dem Landarbeiter Sasha und dem Polizisten Dima, deren Beziehung an eine gefährlichen Abgrund gerät («Siberia And Him»).

Welcher Kurzfilm bekommt die Rosa Brille?

Nebst den Spiel- und Dokumentarfilmen hat Queersicht natürlich auch wieder die beliebten Kurzfilme im Programm. In drei Blöcken werden insgesamt 23 Kurzfilme gezeigt. Zwei davon werden mit einer Rosa Brille ausgezeichnet. Wer gewinnt, bestimmt das Publikum. Entscheide mit, wer die Rosa Brille für den besten (Prämie CHF 2000.–) und für den kontroversesten Kurzfilm (Prämie CHF 500.–) gewinnen soll. Und auch du kannst tolle Preise abstauben! Filme gucken, Zettel ausfüllen, Glücksfee bestechen und in der Queersicht Hall of Fame der glücklichen Gewinner*innen erscheinen.

Party und Brunch

Die Bar & Lounge fällt in diesem Jahr dem hartnäckigen Virus zum Opfer. Es gibt auch keine Podiumsdiskussionen, Vorträge oder andere Events bei denen viele Leute auf engem Raum zusammen kommen. Doch etwas ist vom Rahmenprogramm des LGBT-Filmfestival übrig geblieben: die Party am Freitag und der Brunch am Sonntag.

Bone Black aus Lausanne, die Berner*innen zsameszad sowie PS3000 (Dolce Banana & Q-Snaps) werden die Holzkonstruktion des Dachstocks zum wackeln bringen mit beissenden Beats und queeren Sounds. Die DJs werden für die Schweissperlen auf der Stirn und das Zucken in deinen Beinen sorgen. Im Rausch der Musik fliehen deine Probleme in weite Ferne und die Erdanziehungskraft spürst du dann auch nicht mehr – Einhorn-Ehrenwort!

Von vegan bis fleischig, von Basic bis de luxe. Das ist der Queersicht Brunch. War schon letztes Jahr so, doch der Rahmen ist in diesem Jahr anders. Aufgetischt wird am Sonntag, 8. November im Restaurant Du Nord, in zwei Slots (10:00–12:00 und 12:30–14:30).Reserviere für dich und deine Liebsten bis zum 1. November einen Tisch und sichere dir und euch einen Platz während eines der beiden Slots oder spiele auf Risiko und komm spontan vorbei.

Alle Infos zu den Filmen, Trailers, Links zum Ticketverkauf, die Mail für die Platzreservation beim Brunch und alles was du wissen musst bezüglich den Massnahmen gegen die Corona-Pandemie findet du auf www.queersicht.ch.

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