DJ Coreys Musiktipps für den Oktober ’20

Ava Max, Max, Horse Meat Disco, Bright Light Bright Light, Ròisìn Murphy, Mariah Carey, Anjimile, Shamir, Gus Dapperton

Ava Max macht auf Radio Gaga. Newcomer Max setzt auf bunten Pop. Disco Forever: die neuen Alben von Horse Meat Disco, Bright Light Bright Light und Ex-Moloko-Sängerin Ròisìn Murphy. Mariah Carey öffnet ihre Archive. Anjimile, Shamir und Gus Dapperton sind die Queer-Pop-Helden des Monats.


AVA MAX

Heaven & Hell (Atlantic)

Amanda Ava Koci, besser bekannt als Ava Max, ist eine 26-jährige US-Amerikanerin mit albanischen Wurzeln, die zurzeit als Meisterin des perfekt inszenierten, radiotauglichen Hochglanzpop gilt. Das Debüt «Heaven & Hell» enthält die massiven Hits «Sweet But Psycho», «Who’s Laughing Now», «So Am I», «Salt», «Torn» sowie «Kings & Queens» und hört sich an wie ein Best-Of-Album. Auch die weiteren Songs bewegen sich in gleichen erhabenen Pop-Sphären. Ava Max hat die Pop-Welt der letzten 20 Jahre ganz gut beobachtet und vielleicht etwas zu viel bei ihren Idolen Britney, Christina, Lady Gaga, Katy Perry, usw. abgeguckt. Für das nächste Album ist ihr mehr Mut zum eigenen Profil zu wünschen.


MAX

Colour Vision (Colour Vision Records / SONY)

Der 28-jährige US-Amerikaner Maxwell George Schneider ist hierzulande noch ein unbeschriebenes Blatt. Zu Unrecht. Denn mit seinem zweiten Album «Colour Vision» liefert er das beste Mittel gegen Herbstdepressionen. Auf dem Cover räkelt sich MAX auf einem überdimensionierten Zauberwürfel von Rubik, dem legendären Spielzeug der 80er-Jahre. Damit enthüllt MAX unmissverständlich, was in «Colour Vision» eigentlich steckt. Coole, bunte, tanzbare, frische, funkige und eingängige Popsongs mit interessanten Features (u.a. der K-Pop-Star Suga von der Band BTS, das Duo Chromeo und die queere Pop-Sängerin Hayley Kiyoko). Aber auch im Fach Powerballaden weiss MAX voll zu überzeugen («Where Am I At»).


HORSE MEAT DISCO

Love & Dancing (Glitterbox Recordings)

Das DJ-Kollektiv Horse Meat Disco ist 2004 in der Schwulenbar Eagle in London gegründet worden. Dort hat auch die gleichnamige queere Partyreihe ihren Anfang genommen. Horse Meat Disco hat den klassischen Discosound der New Yorker Gay Clubs aus den 70ern in die Gegenwart hinübergerettet und auf queeren Partys in ganz Europa gespielt. Nach diversen Compilations präsentiert Horse Meat Disco ein Disco-Album mit ausschliesslich eigenem Material. «Love & Dancing» feiert die Liebe für Underground Disco, Italo-Disco sowie Soul, Funk und House. Es gibt tolle Features, unter anderem von Kathy Sledge von den legendären Sisters Sledge und von The Phenomenal Handclap Band. Ein Fest für alle Disco-Herzen.


BRIGHT LIGHT BRIGHT LIGHT

Fun City (YSKWN!)

Das neue Album des walisischen Künstlers Rod Thomas alias Bright Light Bright Light ist ein Liebesbrief an die LGBTQ-Community und an die schwulen Clubs als sichere Zufluchtsorte. Auf «Fun City» hat sich der nun in New York stationierte schwule Künstler ganz dem Disco- und House-Sound verschrieben. Auf dem Album findet sich auch eine beeindruckende Gästeliste bekannter LGBTQ-Musiker, die hier mitgewirkt haben, u.a. Brendan MacLean, Sam Sparro, Jake Shears von Scissor Sisters, Caveboy, Justin Vivian Bond und Andy Bell von Erasure. Alle teilen Rod Thomas Leidenschaft für Disco und halten mit ihm die Regenbogenfahne fest.


RÒISÌN MURPHY

Ròisìn Machine (Skint/Warner)

Als Hälfte des Trip-Hop-Duo Moloko hat Róisín Murphy die Tanzmusik und den Elektro-Pop der 90er-Jahre massgeblich mitgeprägt. Ihre Solo-Karriere wollte jedoch nie wirklich abheben, nicht zuletzt, weil ihre Musik oft ins Sperrige und Kopflastige hineinkippte. Auf «Ròisìn Machine» stehen Hedonismus und körperliches Erlebnis im Mittelpunkt. Mit DJ Parrot, den sie aus der Club-Kultur von Sheffield und Manchester in den späten 80ern und frühen 90ern kennt, hat Ròisìn Murphy ein klassisches Disco-House-Album eingespielt. «Roìsìn Machine» hat sich total dem Groove und dem 4/4-Takt verpflichtet. Ein Album, das die Hoffnung auf bessere Zeiten auf der Tanzfläche nährt.


Anjimile

Giver Taker (Father/Daughter)

Das Debütalbum von Anjimile Chithambo ist eine sehr einfühlsame musikalische Reise in das eigene Selbst. Thematisch beleuchtet «Giver Taker» Anjimiles Prozess, zu sich als Trans-Mensch zu stehen, die neue Identität zu akzeptieren und ihre Alkohol- und Drogenvergangenheit hinter sich zu lassen. Trotz der Schwere der Themen vermittelt Anjimiles Musik einen optimistischen Geist und eine gewisse Leichtigkeit. Die Songs auf «Giver Taker» erinnern zum Teil an den Folk von Sufjan Stevens. Manchmal tauchen auch afrikanische Elemente auf, was nicht besonders verwunderlich ist. Denn Anjimiles Eltern stammen aus Malawi.


Shamir

Shamir

Der Künstler aus Las Vegas schaffte 2015 seinen Durchbruch mit dem Debüt «Ratchet», das auf dem britischen Kult-Label XL Recordings erschien. Der damals 20-jährige Countertenor brachte Dancepop, dunklen R&B und HipHop problemlos unter einen Hut. In den letzten fünf Jahren hat Shamir die Plattenfirma verlassen und weitere Alben auf dem eigenen Label veröffentlicht. Von noch grösserer Bedeutung ist jedoch, dass Shamir das Coming-Out als non-binär gewagt hat. Identitätsfragen stehen auch im Zentrum von «Shamir», das für Shamir eine persönliche und musikalische Wiedergeburt darstellt. Kurz gefasst: Queer, frei, Indie und poppig.


Gus Dapperton

Orca

Mit seinem Bedroom-Pop-Debüt «Where Polly People Go To Read» vollzog der New Yorker Künstler den Schritt vom YouTube-Phänomen zum ernstzunehmenden Indie-Superstar. Verständlich, dass er mit dem ganzen Hype um seine Person nicht umgehen konnte. Sein zweites Album «Orca» setzt sich mit den Schattenseiten des Ruhms auseinander. Gus Dapperton gewährt einen ungefilterten Einblick in seine tiefen Emotionen und möchte sich so ehrlich wie möglich zeigen. Sein Wille, den Kampf mit seinen Dämonen auszufechten, treibt ihn zu musikalischen Top-Leistungen an. «Orca» ist allen Fans vom Dream-Pop à la Troye Sivan wärmstens zu empfehlen.


Mariah Carey

Rarities (Sony)

Mariah Carey ist die erfolgreichste Künstlerin der 90er Jahre. Gesegnet mit einer Fünf-Oktaven-Stimme ist die Sängerin am besten in zum Schmachten schönen Power-Balladen wie «Hero», «My All» und «Without You». In den 00er-Jahren feierte sie mit «The Emancipation Of Mimi» ihre musikalische Auferstehung als R&B-Diva. Passend zu ihrem 30-jährigen Karrierejubiläum präsentiert Mariah Carey ihre erste autorisierte Biographie «The Meaning Of Mariah Carey» und mit «Rarities» eine Sammlung bisher unveröffentlichter Songs. Unter den verlorenen musikalischen Schätzen befindet sich eine tolle Coverversion von «Out Here On My Own» aus dem Film-Soundtrack von «Fame». Die zweite Hälfte der Sammlung besteht aus einem kompletten Live-Album, das bei Mariah Careys allererstem Konzert im «Tokyo Dome» in Japan im Jahr 1996 aufgenommen wurde.


SENDUNG HÖREN:


Die Musiktipps von DJ Corey immer am 1. Sonntag im Monat im QueerUp Radio auf Radio RaBe
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