«Position beziehen hat kein Ablaufdatum!»

LOS tritt von Swiss Diversity Award Nominierung zurück

Kurz vor Beginn des Swiss Diversity Award 2020 letzten Samstag, trat die LOS wegen der Sponsoren RUAG und Japan Tobacco International von ihrer Nomination zurück.

«Es ist erwiesen, dass lesbische Frauen aufgrund ihrer Diskriminierung suchtgefährdeter sind als heterosexuelle Frauen. Und es ist Fakt, dass die Ruag Kriegsmaterial in Länder exportiert, die die Rechte von Frauen und Queers mit Füssen treten.» schreiben Lesben Organisation Schweiz (LOS)-Vorstand sowie Muriel Waeger und Anna Rosenwasser von der Geschäftsleitung in einer E-Mail, die am Sonntag 6.9.2020 an die LOS Mitglieder raus ging. Darin wird erklärt, warum LOS die Notbremse zog und von der Nomination für die Diversity Kommerz Show von Model Tamy Glauser zurücktrat.

LGBTIQ Organisationen nehmen, von Fall zu Fall, neben Spenden und Mitgliedsbeiträgen auch das Geld von Firmen an. Öffentlichkeitsarbeit ist teuer. Solche Events ohne das Sponsoring von Firmen durchzuführen ist leider kaum möglich. Soweit so problematisch. Denn es gibt Firmen, die ein NO GO sein sollten. «Das Problem dabei ist allerdings, dass sich diese [Firmen] im Gegenzug damit brüsten LGBT-freundlich zu sein – und damit oft davon ablenken, dass sie problematische Dinge tun» schreibt die LOS weiter in dem E-Mail.

Bei den Kollegen von Watson.ch erfährt die geneigte Leser*in, dass RUAG im Jahr 2016 Minenwerfer in den arabischen Wüstenstaat Quatar liefern wollte. In diesem, mehrheitlich muslimischen, Land wurde erst kürzlich in einer regierungsnahen Zeitung davor gewarnt, dass vor allem in den sozialen Medien von einer jungen Generation, Homosexualität positiv betrachtet und «normalisiert» wird, wie MANNSCHAFT.com erst kürzlich berichtete.

Die Sponsoren des «Swiss Diversity Award» sind auf der Webseite transparent aufgeführt. Dennoch habe die LOS diese «zu lange» nicht bewertet und nicht darauf reagiert. Nachdem der Vorstand die Nomination zunächst annahm, folgte erst kurz vor dem Gala-Abend am 5. September im Kursaal Bern dann der Paukenschlag: «Position beziehen hat kein Ablaufdatum, wir entschieden uns, kurzfristig unsere Kandidatur zurückzuziehen» erklärte die LOS und beschwichtigt: «Wir verurteilen keine Gruppe oder Person dafür, dass sie am Anlass teilgenommen hat – aber es widerspricht unserer Haltung, selbst teilzunehmen.»

Der interessierten Leser*in stellen sich nun gleich mehrere Fragen:
Warum hat die LOS das überhaupt erst so spät bemerkt?
Warum holt Swiss Diversity Award solch problematische Firmen überhaupt ins Boot?
War dem Vorstand bewusst, wem genau sie da helfen sich pink zu waschen?

Der unter der Schirmherrschaft von Pink Cross stehende Verein «Swiss Diversity Award» schreibt über sich selbst: «Der Swiss Diversity Award nimmt keine Stellung zu tagespolitischen Themen. Hingegen soll eine übergeordnete und langfristige Förderung von gesellschaftlichen Entwicklungen in diese Richtung stehen.» LGBTIQ+ sind eine der gefährdetsten Gruppen unter den Minderheiten. Wir können es uns nicht leisten der langfristigen Entwicklung dieser Community einen Bärendienst zu erweisen, wie es die Swiss Diversity Award hier abliefert.

Entweder, Model und beinah Nationalrätin Tamy Glauser, oder jemand anderes im Vorstand des SDA hatte das OK gegeben für JTI und RUAG. Dieses zur Schau gestellte, fehlende Problembewusstsein, ist fatal!
Es bleibt zu hoffen dass beim nächsten Mal die Sponsoren mit mehr Fingerspitzengefühl ausgewählt werden.

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