DJ Coreys Musiktipps für den September ’20

Dua Lipa, Katy Perry, Kiesza, Ellie Goulding, Troye Sivan, Rumer, Annett Louisan, Gloria Estefan, Erasure, Declan McKenna

Dua Lipas prominentes Remix-Album. Katy Perrys kunterbunte Stadion-Pop-Tüte. Kieszas Comeback nach dem Unfall. Ellie Gouldings Dilemma zwischen Kunst und Kommerz. Troye Sivans neue Musikträume. Rumers bittersüsse Country-Tränen. Annett Louisans Kitsch. Samba-Queen Gloria Estefan. 80er Nostalgie mit Erasure. Declan McKennas Brit-Pop-Party für Aussenseiter*innen.


DUA LIPA

Club Future Nostalgia (Urban/Universal)

Dua Lipa, der britische Pop-Star mit kosovarischen Wurzeln, bringt ihre Fans mit einem äusserst spannenden Remix-Album erneut zum Tanzen. Mit «Club Future Nostalgia» schafft die Pop-Sensation sogar noch einen grossen Mehrwert zum im Frühjahr erschienenen «Future Nostalgia». Allein die Gästeliste ist eine Wucht. Madonna, Mark Ronson, Gwen Stefani, die K-Pop-Girlgroup Blackpink sowie unzählige DJs der älteren (Masters At Work, Mr. Fingers) und neueren Generationen (Jayda G, Paul Woodford, Joe Goddard). Die besten Talente der britischen und amerikanischen Dance-Szene sind hier alle vertreten. Im Non-Stop-Mix fügt die DJane The Blessed Madonna 17 Songs zu einem glorreichen DJ-Set zusammen.


KATY PERRY

Smile (Capitol Records9

Aus dem Megaseller «Teenage Dream» von 2010 konnte Katy Perry fünf Singles an der Spitze der amerikanischen Single-Charts platzieren. Das hatte zuvor nur ein gewisser Michael Jackson mit seinem Album «Bad» geschafft. Mit dem hohen Standard von «Teenage Dream» konnten die Nachfolgealben «Prism» von 2013 und «Witness» von 2017 natürlich nicht mithalten. Vor allem Letzteres erwies sich als ein ziemlicher Fehltritt in Katy Perrys Karriere. Mit «Smile» jagt die schillernde Kalifornierin zum Glück keinem neuen musikalischen Trend nach, sondern knüpft an den erfolgserprobten, kunterbunten Stadion-Pop ihrer Anfänge an. Katy Perry singt offen über ihre Depressionen und dank dem kreativen Prozess findet sie wieder das Pop-Licht am Ende des Tunnels.


KIESZA

Crave (Zebra Spirit Tribe)

Nach ihrem Durchbruch im Jahr 2014 mit der fulminanten Hit-Single «Hideaway» und dem Debütalbum «Sound of a Woman» wurde der kanadischen Singer-Songwriterin Kiesza eine steile Pop-Karriere prophezeit. Doch ein schwerer Autounfall im Jahr 2017 kam ihren Plänen in die Quere. Nach einer langen Rehabilitationsphase hat sich Kiesza ins Leben zurück gekämpft. Die Songs auf ihrem neuen Album «Crave» verbreiten vom ersten Ton an Lebenslust und positive Energie. Kiesza hat ein feines Gespür für Dance-Pop-Melodien. Ihre eingängigen Ohrwürmer verbinden heutige Trends mit dem Sound der 80er und 90er. Sie gehen sowohl ins Bein als auch ins Ohr. Kieszas starke Stimme gibt das letzte Tüpfelchen auf dem I. Nur ein Hit à la «Hideaway» fehlt, aber das ist natürlich Jammern auf hohem Niveau.


ELLIE GOULDING

Brightest Blue (Polydor)

Die 33-jährige Britin kann bereits auf eine zehnjährige Karriere zurückblicken. Nach einem vielversprechenden Start als Folk- und Indie-Künstlerin mit ihrem Debüt «Lights» erweiterte sie mit jedem neuen Album ihre Klangsprache und entwickelte sich zu einem grossen Pop- Star. Auf «Brighest Blue» gelingt Ellie Goulding den Spagat zwischen künstlerischem Anspruch und kommerziellen Zwängen. In den meist in Midtempo gehaltenen 15 Songs der A-Seite lebt sie ihre Singer-Songwriterin-Seele aus und singt über komplexe Beziehungen. Bei den 5 Stücken der B-Seite handelt es sich um Kollaborationen mit Blackbear, Lauv, Diplo und Juice World. Diese eingängigen Pop-Songs schreien so schön nach Heavy Rotation und haben die Charts im Visier.


TROYE SIVAN

In A Dream (EMI/Universal)

Der Lockdown und Corona haben auch Troye Sivans Kreativität beflügelt. Der 25-jährige queere Künstler überrascht seine Fans mit einem Extended Play (EP) mit dem Titel «In A Dream». Die sechs neuen Songs fangen die Melancholie der Adoleszenz ein. Das ist übrigens ein rekurrierendes Thema in Troye Sivans Arbeiten. «In A Dream» wartet mit relaxten sommerlichen Beats, verführerischen Dance-Pop-Nummern und verträumt düsteren Balladen auf. Troye Sivans Stimme beherrscht mit Leichtigkeit sowohl das Lasziv-Erotische als auch das Sensibel-Tiefgründige. Eine Kunst, die nicht allen gegeben ist.


RUMER

Nashville Tears (Cooking Vinyl)

Mit ihrem Debüt «Seasons Of The Soul» und den Soul-Hits «Slow» und «Aretha» schuf Rumer 2010 den Durchbruch. Die Musikpresse bezeichnete die Britin mit pakistanischen Wurzeln als legitime Nachfolgerin von Dusty Springfield und Karen Carpenter. Nicht nur verfügt Rumer über eine kristallklare und schnörkellose Stimme, sondern sie reproduzierte den perfekten Easy-Listening-Klang der 60er- und 70er-Jahre. Später erwies sie sich als exquisite Interpretin des Grossmeisters Burt Bacharach. Auf «Nashville Tears» taucht Rumer mit üblicher Eleganz in den Katalog des Hugh Prestwood ein, eines hierzulande weniger bekannten Singersongwriters, der in die Nashville Songwriters Hall of Fame aufgenommen wurde. In den traurigsten Songs, die die Stadt Nashville zu bieten hat, hat Rumer endlich das Repertoire gefunden, wonach sie lange suchen musste.


ANNETT LOUISAN

Kitsch (Ariola/Sony)

Die deutsche Pop-Lolita mit der Elfenstimme meldet sich mit ihrem zweiten Album von Coverversionen zurück und getraut sich zum ersten Mal, auf Englisch zu singen. Seit der Corona-Krise sehnen sich viele Menschen nach einer heilen Welt. Dieses Bedürfnis stillt Annett Louisan mit «Kitsch». Diesmal knöpft sich die 43-Jährige Songs von Lionel Ritchie, Helene Fischer, Marianne Rosenberg, Bilderbuch bis zu The Cure und Judy Garland vor. Allen Fremdkompositionen verpasst Annett Louisan einen zarten Barjazz- und Chanson-Pop- Gewand. Sie vermag diese Songs in ihr flauschiges Pop-Universum zu überführen und sich zu eigen zu machen.


GLORIA ESTEFAN

Brazil 305 (Crescent Moon Inc.)

Mit einer 5 Dekaden umfassenden Karriere gehört Gloria Estefan zu den grössten internationalen Musikstars. Die in Miami lebende Exilkubanerin hat vielen Latin-Pop-Stars wie Jennifer Lopez, Ricky Martin und Shakira den Weg geebnet. Auf «Brazil 305» kleidet Gloria Estefan einige ihrer alten Hits wie «Conga», «Here We Are», «Mi Tierra» und «Hoy» in klassischen Samba- und Bossa-Nova-Sound. Mit dieser neuen liebevollen Version hat die Latin-Pop-Queen eine doppelte Hommage geschaffen: die eine auf ihr eigenes musikalisches Vermächtnis, das in die Pop-Geschichte einging und die andere auf die brasilianische Musik, die ihr Schaffen bis heute beeinflusst hat. Der neue Song «Cuando Hay Amor» fügt sich dabei in die Riege der Klassiker nahtlos ein.


ERASURE

The Neon (Mute)

Vince Clark war Gründungsmitglied von Depeche Mode, die er 1981 verliess. Mit Yazoo und The Assembly realisierte er zwar weitere spannende musikalische Projekte. Aber erst mit Andy Bell wollte die Chemie stimmen. Der introvertierte Soundtüftler und der exaltierte Sänger bilden seit 1985 das Duo Erasure und waren seitdem eigentlich nie weg vom Fenster. Auf dem 18. Studioalbum «The Neon» stecken Erasure knietief im klassischen analogen Synthie-Pop-Sound, der sie gross gemacht hat. Mit ihren neuen verspielten und unbeschwerten Hymnen lösen Erasure wohlige Nostalgiegefühle aus. Aber warum sollten sie das Rad neu erfinden, wenn selbst das musikalische Nachwuchs sich der gleichen Elektro- Pop-Elemente bedient?


DECLAN McKENNA

Zeros (Columbia/Sony)

Mit seinem Debüt «What Do You Think About The Car?» (2017) brachte der damals 18- jährige Declan McKenna das Kunststück fertig, seine Protestsongs in sonnig-leichten Indie- Pop-Rock-Hymnen zu verpacken. Im Song «Paracetamol» setzte er sich z.B. mit den Schwierigkeiten von Transgender Menschen im Teenageralter auseinander. Auf dem neuen Album «Zeros», das wieder von John Ford (Arctic Monkeys, Florence + The Machine) produziert wurde, möchte der Brite allen jungen Menschen, die in der Gesellschaft nichts zählen, seine Stimme geben. Der pansexuelle Künstler mit Glitter im Gesicht und schwarz lackierten Fingernägeln zeigt, wie pompöser und orchestraler Brit-Pop im neuen Jahrzehnt klingen soll.


SENDUNG HÖREN:


Die Musiktipps von DJ Corey immer am 1. Sonntag im Monat im QueerUp Radio auf Radio RaBe
https://queerupradio.ch

Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.