Tschüss Villa Stucki,
Hallo Villa Bernau

«hab queer bern» zieht um

Vorweg: Grundsätzlich ändert für «hab queer bern» ab August nur der Name der «Villa» – Bernau statt Stucki. Auch in der Villa Bernau werden die 3gang-Abende, diverse Anlässe und auch die Gesprächsgruppen stattfinden. Sogar seine umfangreiche LGBT-Bibliothek nimmt der Verein mit.

Warum der Umzug?

In der zweiten Hälfte des letzten Jahres geriet die Villa Stucki in finanzielle Schieflage und es mussten dadurch einschneidende Entscheidungen getroffen werden. Dazu gehörten auch ein Personalabbau und das Einstellen der Mittagsgastronomie. Auf Ende 2019 hat sich zudem der Trägerverein «Quartierzentrum Villa Stucki» aus der Betriebsverantwortung zurückgezogen. «Die Unsicherheit, ob wir die Räumlichkeit in der Villa Stucki auch nach dem 30. Juni weiterhin in der heutigen Form benutzen können, hat den Vorstand gezwungen, nach neuen Möglichkeiten zu suchen», sagt der Verenspräsident Christoph Janser unmissverständlich. Verschiedenste Optionen wurden geprüft und der Entscheid fiel schlussendlich auf die Villa Bernau. «Dort wurden wir vom Betriebsleiter Moël Volken – er ist Mitglied unseres Vereins – und seiner Crew mit offenen Armen empfangen», ergänzt Christoph Janser.

Was für Möglichkeiten wurden geprüft?

Der Vorstand hat sich ausführlich mit dem «wohin» beschäftigt. Das bestätigt auch Hans Peter Hardmeier, der die einzelnen vorgeschlagenen Möglichkeiten katalogisiert und zusammengetragen hat. So standen etwa die Lokalitäten Heitere Fahne, Casa d’Italia, 5ème Etage, Progr, Brasserie Lorraine und das Restaurant Bahnhof Weissenbühl in der engeren Auswahl. «Die Wahl fiel schlussendlich auf die Villa Bernau, weil wir da wieder alle unsere Aktivitäten unter einem Dach durchführen können», erklärt Hans Peter Hardmeier.

3gang und so

Ab Mitte August findet 3gang, unser traditioneller Mittwochabend, in etwas anderer Form in der Villa Bernau statt. Am ersten Mittwoch sind wir zusammen mit dem bestehenden Angebot des Quartierzentrums und am dritten Mittwoch im Monat halten wir unseren 3gang wie gewohnt ab. Starten werden wir am 12. August 2020, wo wir vom Quartierzentrum begrüsst werden. Wahrscheinlich im Rahmen eines Grillabends.

Unsere Bibliothek wird auch weiterhin zweimal im Monat während den Essen geöffnet sein. Wegen den etwas engeren Platzverhältnissen werden zwar nicht ganz alle Bücher und DVDs mit umziehen können, was aber die Benutzer*innen der Bibliothek nicht gross bemerken werden. «Wir werden genau abwägen und sorgfältig entscheiden, welches Buch oder welche DVD nicht mit in die Villa Bernau zieht», erklärt Markus Oehrli von der Bibliotheksgruppe.

Selbstverständlich finden auch die beliebten Stammtische im Rahmen der Mittwochabende weiterhin statt. So treffen sich jeweils am ersten Mittwoch des Monats – erstmals am 2. September – die Jassgruppe und die Frauen* vom Lesbenstammtisch. Und jeweils am dritten Mittwoch des Monats – erstmals am 19. August – findet der Trans-Inter-Stammtisch von Henry Hohmann statt.

Bereits am 27. August findet um 19.30 Uhr in der Villa Bernau ein erster Anlass statt. Im Rahmen unseres Jahresthemas «Generationen» erzählen wir an dem Abend zwei «Männergeschichten».

Die Gesprächsgruppe für trans Menschen findet vorläufig online via Skype statt. Am Mittwoch, 19. August wird die Gesprächsgruppe erstmals in der Villa Bernau durchgeführt. Die Gesprächsgruppe für schwule Väter findet erstmals am 11. August in der Villa Bernau statt. «Touch me – mehr nicht» für Männer, die gerne Männer massieren und sich von Männern massieren lassen möchten, findet erstmals am Montag, 7. September in der Villa Bernau statt. Der «fröhliche mittwoch»findet weiterhin im Restaurant Bahnhof Weissenbühl, der «Nachmittagstreff» in Marcel’s Marcili und der «Feierabend mit hab queer bern» im Blue Cat statt.

In diesen schönen Räumen in der Villa Bernau trifft sich bald die LGBT-Community zum 3gang.

 

Die Villa Bernau und Moël Volken

Im August zieht der Verein also von der Seftigenstrasse 11 an die Seftigenstrasse 243 in die Villa Bernau, die vom Bahnhof mit der Tramlinie 9 bis «Wabern Gurtenbahn» in einer knappen Viertelstunde erreichbar ist. Co-Geschäftsleiter der Villa Bernau ist Moël Volken. Der Luzerner war 1979 einer der Gründer der HALU (Homosexuelle Arbeitsgruppen Luzern) und zwischen 2000 und 2009 Geschäftsleiter von Pink Cross. Seither ist es schwulenpolitisch still um Moël geworden. «Stimmt», bestätigt er auf Anfrage, «einzig für die Petition ‹Gleiche Chancen für Regenbogenfamilien› legte ich mich noch ins Zeug». Für ihn war aber auch wichtig, sich bei seinen Nachfolger*innen nicht einzumischen. «Aber still bin ich natürlich überhaupt nicht geworden. Ich brenne immer für etwas!»

Moël Volken wirkt auf Menschen nicht nur optisch wie ein typisches Kind der 68er-Bewegung. «Sicher», meint er bestimmt, «Flower liegt mir aber heute näher als Power». Für sich, und damit für alle andern, sehe er das Recht auf den individuellen Weg, und das schliesse die Idee eines einzigen richtigen Lebenswegs aus. «68er bedeutet für mich auch eine Konzentration aufs Wesentliche. Die Konsumwelt gehört für mich eindeutig nicht dazu.» Dabei war es für ihn in all’ den Jahren nicht immer einfach, dass immer die Gegenseite gewonnen hat.

Nebst dem Job als Co-Betriebsleiter in der Villa Bernau spielt Moël Volken zurzeit in zwei Bands mit, lernt Georgisch sprechen und Saxophon spielen und ist oft unterwegs in Hügeln und Bergen. Zudem verbringe er «stille Wochenenden» mit seiner Dreierfamilie am Thunersee. Aber das Wichtigste für Moël: «Ich lebe!».

Räume für Träume

Moël Volken beschreibt die Villa Bernau als einen Ort mit den Schwerpunkten «Begegnungen, Aktivitäten fördern» und als «Raum für Träume». Offen wie das Haus, ist auch die Institution: «Wir suchen die Vernetzung mit der Gemeinde, mit Schulen und anderen Playern. Ziel dabei sei, mehr Lebensqualität zu schaffen.

Und wo ist nun der Platz in der Villa Bernau für unseren Verein? Moël Volken: «Also erst mal durch die offene Tür eintreten und ankommen. Umschauen und sich inspirieren lassen vom Leben und von den Möglichkeiten der Villa. Vergleicht es mit einer grossen WG. Ihr habt euren privaten Bereich. Aber ihr prägt die WG auch mit. Ob mehr oder weniger aktiv, das hängt von euch ab.»

Christoph Janser, Präsident
Daniel Frey, Vizepräsiden

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