2013 liess sich Max Krieg in den Vorstand von hab queer bern wählen. Nach diesen sieben Jahren und mit 74 ist es für ihn jetzt Zeit, kürzer zu treten und aus dem Vorstand zurückzutreten. Für seine Dienste für unseren Verein wurde er heute mit grossem Applaus von der Mitgliederversammlung zum Ehrenmitglied ernannt. Eine Würdigung von Daniel Frey:
Lieber Max
Mit etwas über 20 war es für dich klar: «Ich kann nur schwul sein!» Das war 1970 und damals gehörte die Verweiblichung unserer Namen noch zur schwulen Kultur. Ob du schon damals «Kriegerin» genannt wurdest, wissen wir nicht. Heute jedoch bist du mit 74 unsere «Alte Kriegerin». Und mit diesem Namen bekräftigen wir unseren grossen Respekt für deinen lebenslangen Kampf für unsere Rechte.
Das «alt» bezieht sich also nicht auf dein Alter, sondern auf deine Weisheit als «alter weiser Schwuler». So passierte es regelmässig, dass wir uns im Vorstand zu einem Projekt eigentlich einig waren – nur du Max hattest noch einen Einwand. Und der übrige Vorstand dachte: «Ach ja stimmt, daran haben wir nicht gedacht. Gut gibt es Max!».
Du Max hattest immer den Durchblick. Auf die Frage, was eigentlich «Norm» bedeutet, hast du im März 2019 in der habinfo geantwortet: «Norm ist alles, was standardisiert ist – im Guten wie im Schlechten». Das Leben hat eben immer zwei Seiten – wie eben auch die sogenannte Norm.
Du wurdest 2013 in den Vorstand der Homosexuellen «Aktions»gruppe Bern – wie du eigentlich unseren Verein viel lieber bezeichnet hättest – gewählt. Und auch das ist bezeichnend für dich Max. Viel lieber als die Behäbigkeit von Arbeitsgruppen ist dir doch eigentlich «Action».
Dein Aktivismus für unsere queere Sache erwachte aber bedeutend früher. Dein erstes Engagement galt der «SOH, Schweizerische Organisation der Homophilen» und der SOH-Zeitschrift «Hey». 1972 hast du im Tessin die «Associazione Amici della Musica Jazz» mitgegründet. Dieser verdeckte Name war nötig, da damals im Tessin niemand einen klar bezeichneten Treff für Homosexuelle geduldet hätte. 1983 wurde der «Jazz-Club» geschlossen und du hast die PRO (Promozione Relazioni Omo-sociali) gegründet. Als Aids die schwule Community immer mehr verunsicherte, hast du 1985 die Aids-Hilfe Tessin mitgegründet. Und da das Risiko einer Beschlagnahme durch den italienischen Zoll damals viel zu gross war, hast du regelmässig Kondome nach Mailand geschmuggelt, statt mit der Post zuschicken.
Nach dem Wegzug aus dem Tessin hast du 1997 PinkRail mitgegründet und da bist du noch heute aktiv. Seit 2014 bist du im Vorstand von Pink Cross Koordinator der Fachgruppe «Alter». Und bis 2017 hast du dich für die LGBT-Kommission des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes engagiert.
Für dein leidenschaftliches Engagement für unsere Community hast du die Ernennung zum Ehrenmitglied unseres Vereins mehr als verdient.