Simon Burkhalter spielt in «Vincent River»

Am 14. März im Theater am Käfigturm

Der 25-jährige Schauspieler Simon Burkhalter war mitten in den Proben zum Theaterstück «Vincent River» von Philip Ridley als bern.lgbt sich mit ihm unterhalten hat. «Vincent River» ist eine schonungslose Story über Homosexualität und Homophobie, verpackt in ein packendes Kammerspiel. Premiere war 1. November in der Remise-Bühni Jegenstorf. Jetzt wird das Stück auch in Bern aufgeführt, am 20. Februar und 14. März im Theater am Käfigturm.

Simon Burkhalter, geboren 1994, wuchs im Emmental auf, lebt heute im Herzen Berns und hat seinen Traum wahr gemacht. «Der Wunsch Theater zu machen, war von klein auf in mir drin; das erste Mal spielte ich dann mitten in der Pubertät mit 14 Jahren eine kleine Statistenrolle in einem Freilichttheater, danach war für mich klar, dass Theater das Richtige für mich ist, und ich tauchte immer tiefer in die Bühnenwelt ein.»

Nach seinem Debüt folgten über fünfundzwanzig grosse und kleine Rollen in unterschiedlichsten Theaterproduktionen. Simon Burkhalter studiert derzeit Gesang an der Hochschule der Künste Bern (HKB). Seit 2017 ist er künstlerischer Leiter der Freilichtspiele Moosegg. Ausserdem wurde er als Regisseur der Operettenbühne Möriken Wildegg und der BernerSommerOperette eingesetzt und er erhielt den Förderpreises der Burgergemeinde Bern. Simon Burkhalter hat mit 25 Jahren also schon ziemlich viel erreicht. «Ich bin hauptberuflicher Theatermacher und in der glücklichen Lage, vom Theater leben zu können.»

Eins seiner aktuellen Projekte ist «Vincent River», das Bühnenstück des britischen Künstlers, Fotografen, Regisseurs und Autors Philip Ridley. «Als ich das Stück zum ersten Mal vor etwa fünf Jahren las, war ich von Anfang an fasziniert», erzählt Simon Burkhalter. «Zum einen hat es einen interessanten Spannungsbogen in der Handlung und zum anderen ein unerwartetes Ende. Aber das Stück lebt vor allem von der Sprache. Die Klarheit in den Dialogen hat mich beeindruckt. Die beiden Figuren im Stück sind gefangen in einem Raum und erschaffen nur über sprachliche Mittel und Spielformen Welten. Das finde ich toll, denn vielen Stücken fehlt meiner Ansicht nach heute diese eigentliche Eigenschaft des Theaters: eine Geschichte zu erzählen nur mit dem Einsatz von Sprache und Körper.»

Eigentlich wollte Simon Burkhalter dieses Stück schon seit längerem selber inszenieren. Doch glückliche Umstände haben dazu geführt, dass er selber wieder einmal auf der Bühne stehen kann. Mit ihm auf der Bühne steht Danièle Themis. Inszeniert wird «Vincent River» von der Regisseurin Renate Adam.

Das Stück erzählt von Davey und Anita, zwei Menschen, die zu Beginn wenig verbindet. Je länger das Stück dauert, desto mehr kommt die totgeschwiegene und nie wirklich ausgelebte Homosexualität von Vincent, dem ermordeten Sohn von Anita, zu Tage. Vincent fiel nämlich einer homophoben Gewalttat zum Opfer. Davey, der sein Freund war, fand die Leiche. «Vincent River» ist Lehrstück, Sittengemälde und Psychodrama zugleich.

Was «Vincent River» bei mir ausgelöst hat, ist das Bewusstsein, dass es nicht selbstverständlich ist, dass meine Familie das Schwul-Sein ihres Sohnes bedingungslos akzeptiert hat.

Wie viel von Simons Persönlichkeit steckt denn in der Rolle von Davey?
«Man steckt immer eigene Erfahrungen und Erlebnisse im Prozess der Rollenfindung in die Bühnenfigur. Trotzdem ist es gesund, eine natürliche Distanz zur Figur zu bewahren, um nicht mit ihr zu verschmelzen. Ich finde die Figur insofern spannend, weil sie in vielen Aspekten sehr fern von mir ist, und durch diese Entferntheit wiederum eine gewisse Nähe und Nachvollziehbarkeit für viele Handlungen entsteht.»

Im Stück geht es auch um Homophobie. Hattest du auch schon damit zu tun?
«Ich hatte bisher Glück und wurde nie körperlich angegriffen, ab und an fiel natürlich schon mal ein blöder Spruch. Ich versuche solche Situationen mit Humor zu nehmen; Ringelnatz sagte einmal: Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt. Ich glaube, da steckt einiges an Wahrheit drin.»

Hat dir das Stück geholfen, mit Homophobie und deiner eigenen Homosexualität anders umzugehen?
«Ein klares Nein! Ich finde ganz allgemein, dass Theater für Schauspieler nicht dazu da sein sollte, allfällige persönliche Eigenschaften zu therapieren. Was das Stück diesbezüglich bei mir ausgelöst hat, ist das Bewusstsein, dass es nicht selbstverständlich ist, dass meine Familie das Schwul-Sein ihres Sohnes bedingungslos akzeptiert hat. »

Was erhoffst du dir von der Aufführung dieses Stücks? Wie wird euer Publikum darauf reagieren und was wird es „mitnehmen“?
«
Ich erhoffe mir vom Publikum lediglich Offenheit. Ich erhoffe mir, dass das Publikum kommt, sich dieses Stück ansieht und sich berühren lässt. Ich glaube, dass das Stück viel vom Publikum fordert aber genau diese Forderung der Zuschauer kann spannende Diskussionen auslösen.»

Danke für das Gespräch. Wir wünschen dir viel Erfolg mit dem Stück und in deiner weiteren Karriere als Theatermacher.

Simon Burkhalter und Danièle Themis in «Vincent River»

«Vincent River»

Donnerstag, 20. Februar und Samstag, 14. März
20 Uhr, Theater am Käfigturm

Eintritt: CHF 20.–

Homepage von Simon Burkhalter
https://simon-burkhalter.ch

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