Qualität hat gesiegt

DJ Ludwigs Kommentar zum ESC 2019

Meine Prophezeiung hat sich fast bestätigt. Platz 1 für den bisexuellen Holländer und Platz 2 für den ‘hässigen’ Mahmood aus Italien. Nur unser Berner Giel Luca Hänni konnte nicht, wie von mir orakelt, den 3. Platz erobern. Der Russe hat ihn, wegen nur 9 Punkten, auf den 4. Platz verweisen.

Das Finale des Eurovision Song Contest, am Samstag, 18. Mai in Tel Aviv, bot eine bunte Palette von Auftritten an: lieblicher Bubbelgum-Pop (Dänemark), böser BDSM (Island), Over-the-top Inszenierungen (Australien, Griechenland), dramatische Balladen (Israel, Serbien, Nord-Mazedonien, Albanien), zeitgemässer Pop (Malta, Aserbaidschan, Tschechien) und nette Radiosongs (Sweden, Estland). Ein paar lächerliche, altmodische Beiträge waren auch dabei. Zudem gab es noch ein Wiedersehen mit unseren ESC-Held*innen Conchita, Dana International und Verka Serduchka. Als grosser Flop stellte sich der Auftritt von Madonna heraus. Das Netzt lachte sich schief über die schiefen Töne der Queen of Pop.

Qualität hat sich durchgesetzt

Dass die Punkte sowohl durch eine Jury, als auch durch das Publikum vergeben werden, ist gut und hat sich bewährt. Sie waren sich meistens auch einig. Die Top 2 kamen bei beiden gut an. Sowohl «Soldi» von Mahmood, als auch der Siegersong «Arcade» von Duncan Laurence sind anspruchsvolle Songs. Sie entstanden nicht in einem Songcamp, wo massgeschneiderte Lieder für den ESC komponiert werden, wie z.B. «She Got Me». Duncan und Mahmood schrieben die Songs, weil sie etwas zu sagen haben, sie sind persönlich und ehrlich und wurden auch so vorgetragen. Duncan sass an einem kleinen Klavier, welches er vermutlich von zuhause mitbrachte. Andere hätten eine Flügel verlangt und auf diesen noch eine Tänzerin gestellt oder ihn in Flammen aufgehen lassen. Nicht so Duncan, er blieb bescheiden und erzielte damit die grössere Wirkung. Mahmood hatte zwar noch drei Tänzer auf der Bühne, aber er verbreitete nicht gute Laune, sondern zeigte seine Wut. Die wenigsten haben den italienischen Text verstanden, doch seine verletzen Gefühle sind beim Publikum angekommen. Ich hätte ihn am liebsten in die Arme genommen und ihn getröstet. Lass es raus, es wird besser werden. Das sind beides Songs, wie ich sie an einem ‘Song Contest’ hören will!

Überraschend gut wurde der Beitrag aus Nord-Mazedonien bewertet (Rang 8). Wie Duncan und Mahmood konnte auch Tamara Todevska mit Echtheit überzeugen. Ihre Botschaft an die Frauen, stolz auf sich zu sein, wurde verstanden und kam an. Ein sympathische 33jährige Mutter, die weiss wovon sie singt. Hätte sie, statt dem Fummel vom letzten Silvester, ein Kleid angezogen, dass den Stolz der Frauen besser illustriert, wäre sie vermutlich noch weiter vorne gelandet.

OK, vielleicht bin ich jetzt etwas streng. Es muss ja nicht alles so ernsthaft sein. Spass hat durchaus auch seinen Platz am ESC. Doch in diesem Jahr war es oft nur lächerlich statt humorvoll. Dieses Operngeschrei auf Stelzen war schlicht ‘too much’! Die Griechin Katerine Duska hatte einen tollen Song, aber diese Show mit Tüll, Fechterinnen und Blumenherz – ich habe nicht verstanden, was sie uns damit sagen will. Immerhin war Island spannend. Sie sangen «Hass wird Europa zerstört, Hass wird siegen» in Klamotten aus dem Sexshop, mit bitter ernsten Minen gesungen oder eher geschrien, und dann auch noch unbequem die Israeli an ihren Konflikt mit Palästina erinnernd. Das ist schon frech und beruht (hoffentlich) auf ihrer Neigung zu schwarzem Humor. Oder war das ernst gemeint? Platz 10 gab es dafür.

Schweiz – knapp am Podest vorbei

Luca Hänni hatte einen sehr guten Auftritt am ESC und wurde dafür belohnt. Nur 9 Punkte fehlten Luca für den 3. Platzt. Es waren die Televoters, die Russland vor die Schweiz setzten. Ich muss hier ehrlicherweise festhalten, dass der Auftritt von Sergey Lazarev besser war. Sowohl gesanglich, wie auch kompositorisch hat «Scream» mehr Klasse, auch wenn ich ihn persönlich nicht mochte. «She Got Me» von Luca Hänni hat diesen sensationellen 4. Platz nicht erreicht, weil sein Song eine Meisterwerk ist oder Luca so unglaublich gut singen und tanzen kann, sondern einfach weil der Auftritt Spass machte und Luca sympathisch rüber kommt.

Besonders erfreulich ist, dass dieser gute Rang den ewigen Nörglern in der Schweiz gezeigt hat, dass sie nicht Recht haben. Dass wir es in den letzten Jahr nicht in den Final schafften, lag nicht daran, dass wir keine Freunde in Europa haben. Wenn alles stimmt, wenn Song, Interpret und Show zusammen ein ansprechendes Gesamtpaket ergeben, ist auch für die Schweiz ein Sieg am ESC möglich. Mein Vorschlag für nächstes Jahr: Stefanie Heinzmann. Eine junge Frau, die es nicht nötig hat in nuttigen Klamotten oder kitschiger Abendgarderobe aufzutreten. Eine Frau, die nicht aussieht wie ein Püppchen, die lieber Sneakers als High Heels trägt, eine ehrliche, bodenständige Frau eben. Sie würde bestimmt gut ankommen in Europa.

Bilal Hassini performt Inklusion und wird dafür nicht belohnt. Für Lake Malawi reichte es trotz gelbem Pullover und flottem Popsong nicht. Auch ein nettes Heteropaar aus Slowenien kann überzeugen. Tamara aus Nord-Mazedonien machte Frauen stolz.

 

Was es noch zu sagen gibt

Schade, dass unsere LGBTQ Vertretung, Bilal Hassani aus Frankreich, es mit «Roi» nicht weiter nach vorne geschafft hat (Platz 14). Dabei hat der schwule Teenager und Kämpfer gegen Homophobie bei seinem Auftritt mit den speziellen Tänzerinnen – einer Plus-Size-Ballerina und einer tauben Asiatin – das Thema Inklusion so schön umgesetzt.

Überrascht war ich, dass Lake Malawi mit ihrem flotten Song «Friend of a Friend» zwar bei der Jury gut ankam, nicht aber beim Publikum. Wunderbar fand ich das ‘härzige’ Heteropärchen Zala Kralj & Gašper Šantl aus Slowenien. Einige fanden diesen gechillten Electrosong zwar einschläfernd und sogar unheimlich, ich hingegen bin jetzt ein Fan. Immerhin Platz 13 gab es es für den Song «Sebi».

Norway? – No way! Ein Rätsel für mich war, dass «Spirit in the Sky», ein typischer ESC-Song à la 90er-Jahr, beim Publikum so gut angekommen ist. Das war vermutlich für viele ein ‘Guilty pleasure’. Alle, die diesem schrecklichen Song ihre Stimme gaben, sollten sich wirklich schämen! Immerhin hatten die Jury-Stimmen das Schlimmste verhindert.

Die Flop Drei

Der letzte Platz für Grossbritannien war absehbar. Geschrieben hat der Song John Lundvik zusammen mit Laurell Barker. John Lundvik ist bekanntlich für Schweden höchst selbst angetreten mit «Too Late For Love» (Platz 6). «Bigger Than Us» klang wie ein billiger Abklatsch davon, inklusive Gospelsängerinnen. Klar nahm John den besseren Song für sich! Laurell Barker hat auch beim Schweizer Beitrag («She Got Me») und bei dem für Deutschland mitgeschrieben. «Sisters» wurde eigentlich für die Schweiz geschrieben. Doch die Eidgenossen waren schlau genug, den nicht zu nehmen. Wie Grossbritannien stellte sich Deutschland also mit Secondhandware dem Wettbewerb. Dass das nicht funktionieren wird, hätte eigentlich von vornherein klar sein müssen. Und die zweitletzte, Zena aus Weissrussland mit «Like It», hat einfach zu schief gesungen. Nur Madonna, hat an diesem Abend noch schlechter gesungen!

Kommentare
  1. ThomThom sagt

    Ich begreif‘s einfach nicht !!
    Es genügt doch nicht, einfach schwul zu sein !
    HALLO !!!
    Der Franzose kann einfach nicht Singen !!

    Der ESC ist soo was von belanglos !
    ABBA und Céline Dion sind die einzigen, die echte Karrieren hervorbrachten !

    Wieso sind soooo viele Schwestern so anspruchslos ?

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