«Mein Weg von einer weissen Frau zu einem jungen Mann mit Migrations­hintergrund»

Jayrôme C. Robinet stellt sein Buch am 24. Mai bei QueerBooks vor.

Er kam in Frankreich als Mädchen zur Welt, lebt heute in Berlin als Mann und stellt uns sein bereits viertes Buch vor. Wer ist dieser Mann und was erzählt er uns in seinem neusten Werk?

«Was erwartet mich dort? Faust ins Gesicht, Kieferbruch? Bestimmt nicht. Oder doch? Werde ich auffliegen?» Diese Gedanken machte sich Jayrôme, als er Mitte 30 das erste Mal eine Umkleidekabine für Männer betrat. Er realisierte, dass sein Weg von der Frau zum Mann nicht nur körperliche Änderungen mit sich brachte. Er war auch mit einem neuen sozialen Umfeld mit eigenen Regeln, Erwartungen und Verhaltensweisen konfrontiert. Als Transmensch durchläuft man eine Art zweite Pubertät, wie er sagt.

Dazu kommt, dass er als Mann mit seinen südländischen Wurzeln als Bedrohung gesehen wird. Als dunkelhaarige Frau wurde er dagegen eher als exotisch-sexy wahrgenommen. Er war nach der Transitionsphase zwar auf alles vorbereitet, aber nicht, dass man ihn für einen Migranten halten würde. Dies führte verschiedentlich zu Diskriminierungen: So wurde ihm der Eintritt in einen Club verweigert, da ihn der Türsteher für einen Türken hielt.

Mit 19 Jahren kam Jayrôme – damals noch als Céline – als junge Frau nach Berlin. Seither ist er in der LGBT-Community aktiv und machte sich als Poetry-Slammer und Buchautor einen Namen. Seit neun Jahren nimmt er Testosteron und ist heute Anfang 40.

Er hat die Welt dadurch aus verschiedenen Perspektiven als Frau und als Mann kennengelernt, was er in seinem neuen Buch «Mein Weg von einer weissen Frau zu einem jungen Mann mit Migrationshintergrund» spannend und einfühlsam erzählt. Beispielsweise gilt man als Mann automatisch als kompetent. Als Frau wird man solange als inkompetent eingeschätzt, bis das Umfeld vom Gegenteil überzeugt ist. Daneben beeindrucken Männer nicht nur gerne Frauen, sondern ebenso sich gegenseitig. Sie legen zudem grossen Wert auf männliche Freundschaften. Auch wird von Männern erwartet, stets selbstsicher und stark aufzutreten. Ein Kämpfer und Krieger zu sein, sei anstrengend. Und das Patriarchat nicht nur als Frau, sondern im hohen Masse ebenso als Mann zu erleben, sei eine unerwartete Erfahrung gewesen, wie Jayrôme in Interviews einräumt.

Ebenfalls werden die Schattenseiten der Transitionsphase und übergeordnete Themen im Buch thematisiert. Für Transmenschen gibt es nicht nur körperliche und soziale Veränderungen, sondern auch viele gesetzliche und formale Herausforderungen – etwa die obligatorische und lange Begleittherapie oder die mühsame Namensänderung. Das Buch hat nicht nur biografische Züge, sondern hält uns allen den Spiegel vor, da es zentrale gesellschaftliche Fragen aufwirft: Wie definieren wir Geschlechterrollen, inwieweit betreiben wir selber Rassismus oder Ausgrenzung und ganz generell: wie nehmen wir unsere Mitmenschen wahr und wie behandeln wir diese?

Nach den vielen Herausforderungen fühlt sich Jayrôme auf dem richtigen Weg, wie er schreibt: «Mein Körper ist plötzlich der Ort, in dem mein Verstand es sich gemütlich machen kann.»

Weitere ergreifende, bizarre, denkwürdige und lustige Einblicke in sein Leben als Frau und Mann und in die Transition gibt uns Jayrôme anlässlich seiner Lesung bei Queerbooksan der Herrengasse 30 in Bern am 24. Mai um 19.30 Uhr.

 

LESUNG MIT JAYRÔME C. ROBINET

Freitag, 24. Mai 2019
Queerbooks, Herrengasse 30 Bern
Türöffnung 19 Uhr, Lesung & Gespräch 19.30 Uhr

Jayrôme C. Robinet liest aus seinem Buch «Mein Weg von einer weissen Frau zu einem jungen Mann mit Migrationshintergrund»

Eine Veranstaltung von QueerBooksTGNS – Transgender Network Switzerland und HAB.lgbt
Moderation: Henry Hohmann von TGNS

Eintritt CHF 10.- inkl. Apéro

 

Weitere Informationen

https://jayromeaufdeutsch.wordpress.com/

https://www.queerbooks.ch/

 

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