Max Goldt liest …

… am Dienstag, 27. Februar im La Cappella

Der Satiriker und Kolumnist Max Gold kommt für eine Lesung nach Bern. Er war schräger NDW-Musiker, kultiger Titanic-Kolumnist und ist heute ein ausgezeichneter Autor und gefeierter Vortragender der eigenen Texte.

Ich war noch voll in der Pubertät, als ich Max Goldt zum ersten Mal begegnete. Also, ich traf ihn nicht persönlich, sondern entdeckte seine Band Foyer des Arts, ein Duo das er mit Gerd Pasemann gründete. Es war ihr kleiner Hit «Wissenswertes über Erlangen», der mich aufhorchen liess. Weniger ein Song, als ein musikalisches Hörspiel. Eine Karikatur auf eine touristische Stadtrundfahrt. Das war anfangs der 80er-Jahre, als die Neue Deutsche Welle die Hitparaden überflutete. Doch Foyer des Arts als Teil dieser Welle zu bezeichnen wäre falsch. Schon damals waren sie zu eigenartig, um sie als Teil von irgendwas zu sehen. In bester Erinnerung bleibt mir ihr skurriler Auftritt in der ZDF Hitparade. Dieser avantgardistische Nonsens zwischen all’ den Schlagerfuzzis, empfand ich als äusserst subversiv und es sprach mein rebellisches, pubertierendes Herz an. Schon damals waren es die Texte von Max Goldt die auffielen, die so anders waren, als das was sonst so zu hören war. Foyer des Arts Lieder hatten Titel wie: «Komm in den Garten, ich schlag dir den Kopf ab» oder «Bau mir ein Schloss aus den Knochen von Cary Grant». Und noch heute, 37 Jahre später, kommt mir, wenn etwas nicht so läuft wie ich es gerne hätte, ihr Song in den Sinn: «Da hilft nur noch Hubschraubereinsatz». Schön schräg. Ich liebe es!

 

Der skurrile Auftritt von Foyer des Arts in der ZDF Hitparade, 1982.

 

Mit humorvollen Kolumnen in der unabhängigen Berliner Zeitschrift «Ich und mein Staubsauger» erlangte er erste Aufmerksamkeit als Autor. Die gesammelten Kolumnen und Text von Foyer des Arts wurden 1984 veröffentlicht in dem Buch «Mein äußerst schwer erziehbarer schwuler Schwager aus der Schweiz». Zwischen 1989 und 1998 arbeitete Max Goldt als Kolumnist für das Satire-Magazin Titanic. Auch diese Kolumnen wurden gesammelt und als Bücher herausgegeben.

Seine Texte zeichnen sich durch Wortwitz, hohe sprachliche Eleganz und die Kunst der Abschweifung aus. Kritiker schätzen an seinen Texten den Abwechslungsreichtum und die Freude an sprachlichen Kunstgriffen. Der Schriftsteller Daniel Kehlmann empfahl Max Goldt für den Kleist-Preis mit folgender Begründung: «Dass Max Goldts Werk sehr komisch ist, weiss ja nun jeder gute Mensch zwischen Passau und Flensburg. Dass es aber, liest man genau, zum am feinsten Gearbeiteten gehört, was unsere Literatur zu bieten hat, dass es wahre Wunder an Eleganz und Poesie enthält und dass sich hinter seinen trügerischen Gedankenfluchten die genaueste Komposition und eine blendend helle moralische Intelligenz verbergen, entgeht noch immer vielen, die nur aufs Lachen und auf Pointen aus sind. Max Goldt gehört gelesen, gerühmt und ausgezeichnet.» Daniel Kehlmanns Empfehlung wurde gehört und Max Goldt erhielt 2008 den renommierten Literaturpreis.

Max Goldt schreibt nicht nur humorvollen und unterhaltsamen Lesestoff, es ist auch ein Genuss ihm zuzuhören, wenn er als Vortragender der eigenen Texte auftritt. Seine Lesetouren durch Deutschland, Österreich und die Schweiz sind stets gut besuchte Ereignisse. Max Goldts Texte gibt es übrigens auch als Hörbücher und zudem hat er, zusammen mit dem Zeichner Stephan Katz, sechs Comicbände herausgebracht.

Der Kolumnist und Vorleser Max Goldt ist zwar schwul, nur ist das selten ein Thema in seinen Texten. Und das ist gut so. Denn es gibt so viel mehr worüber man schreiben kann! Dass ich das hier schreibe, in einem Webmagazin, das sich vornehmlich mit dem Thema LGBTQ auseinandersetzt, ist erstaunlich, jedoch für mich eine lehrreiche Lektion. Nur weil man anderssexuelle ist, muss das nicht zum vorherrschenden Thema werden. Schliesslich ist ein Mensch noch so viel mehr als seine Sexualität oder sein Geschlecht. Diese beeinflussen zwar die eigene Sicht auf die Welt, aber es gibt eben viele weitere Faktoren, die einen zu einer Persönlichkeiten formen. So eine eigenständige, ja sogar eigenartige Persönlichkeit kann man am 27. Februar im La Cappella erleben. Max Goldt kommt für eine Lesung nach Bern und trägt dort seine besten Text aus den letzten Jahren vor. Ein anregendes und zugleich schräges Vergnügen, das man nicht verpassen sollte!


Max Goldt liest

Dienstag, 27. Februar 2024
20.00 Uhr, La Cappella

www.la-cappella.ch

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