Cher geht auf Abschiedstournee – schon wieder!

Die Gay-Ikone gibt wieder Konzerte – auch in den Schweiz.

Cher hatte sowohl als Sängerin wie auch als Schauspielerin grosse Erfolge. Sie verwandelte sich vom 60er-Jahre-Hippie-Girl zur 90er-Jahr-Club-Diva und ist heute eine lebende Legende. Mit immer neuen Perücken und ausgefallenen Klamotten wurde sie zum Star und zur Gay-Ikone. Keine hat die Popkultur so geprägt wie sie. Jetzt geht sie, mit 72 Jahren, wieder auf Welttournee!

Die junge Cher

Cherilyn La Piere Sarkisian kam am 20. Mai 1946 in Kalifornien auf die Welt. Ihre Mutter war eine Cherokee-Indianerin, ihr Vater ein Armenier. Nach der Scheidung der Eltern wuchs sie bei ihrer Mutter und deren neuem Mann auf. «In den ersten zehn Jahren meines Lebens kannte ich nur Armut, Umzüge und Gummibänder als Schnürsenkel. Bis heute habe ich vor dem Armsein eine Todesangst. Damals habe ich mir diese Traumfigur ausgedacht und Autogrammschreiben geübt. Ich wollte immer diese berühmte Cher sein.»

Cher brach mit 16 Jahren die Schule ab und reiste alleine nach Los Angeles. Hier hielt sie sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser, bis sie den Musiker Salvatore «Sonny» Bono kennen lernte. Sie verliebten sich, sie heirateten und sie versuchten eine gemeinsame Karriere als Gesangsduo Sonny & Cher aufzubauen. Es dauerte 3 Jahre, bis sie 1965 mit «I Got You Babe» den internationalen Durchbruch schafften. Es folgten zahlreiche Hits wie «The Beat Goes On» und «Bang Bang». Ihre Tochter Chastity wurde geboren und Anfangs der 70er Jahre erhielten Cher sogar eine eigene Fernsehshow, die jedoch floppte und nach wenigen Monaten wieder abgesetzt wurde. Diesen Rückschlag konnte ihre Ehe nicht verkraften und so trennten sich Sonny & Cher beruflich und auch privat.

Disco-Cher. (Photo by Harry Langdon/Getty Images)

Für Cher begann eine schwere Zeit. Niemand glaubte, dass es eine Cher ohne Sonny schaffen könnte. Sie versuchte es mit Country, Disco und Rock, aber der Erfolg blieb jahrelang aus. 1980 zog sie nach New York, wo sie sich um eine Job am Theater bemühte. Sie wollte Schauspielerin werden. Doch vorerst kamen nur Absagen. Keiner traute diesem Popstar ernsthafte Absichten zu. Einem glücklichen Umstand hatte sie es zu verdanken, dass sie 1982 eine Rolle in der Off-Broadway Inszenierung von «Komm zurück, Jimmy Dean» erhielt, die später auch verfilmt wurde. Cher lieferte dabei ein schauspielerisches Glanzstück ab und die Kritiker überschlugen sich mit Lob. Bereits im nächsten Jahr stand sie für das Anti-Atomkraft-Drama «Silkwood» vor der Kamera, in dem sie eine Lesbe spielte. Die Rolle brachte ihr neben einer Oscar-Nominierung auch noch den Golden Globe für die beste weibliche Nebenrolle ein. Den Oscar holte sie sich dann 1989 für ihre Rolle in «Moonstruck».

Nun kehrte sie auch erfolgreich zur Musik zurück und landete wieder in den Charts mit Hits wie «I Found Someone», «Just Like Jesse James» und «If I Could Turn Back Time». Ihr grösster musikalischer Erfolg sollte aber erst noch kommen. 1998  landete sie mit dem Album «Believe» und der gleichnamigen Single den Hit des Jahres. Die anschliessende Farewell Tour (2002-2005) war ein Riesenerfolg.

Nach einer langen Plattenpause veröffentlichte Cher 2011 das Album «Closer to the Truth» mit dem sie an den Erfolg von «Believe» anknüpfen wollte, was nicht gelang. Noch einmal geht sie auf Welttournee. «Diesmal wirklich zum letzten Mal», sagte die damals 67-Jährige. Aber im Ruhestand fühlte sich Cher vermutlich doch nicht so wohl. 2018 konnte sie schnell überzeugt werden im Film Musical «Mamma Mia – Here We Go Again» mitzuspielen und natürlich einen Abba-Song zu singen. Diese Abba-Hits haben Cher so gut gefallen, dass sie gleich ein ganzes Album füllte mit Covers der schwedischen Pop-Legende. Es wurde zu einem der erfolgreichsten Alben ihrer Karriere. Und ja, sie geht nochmals auf Tournee. Auch mit 72 Jahren zieht es Cher immer noch auf die Bühnen dieser Welt.

In über sechs Dekaden hat sie 26 Studio-Alben veröffentlicht, über 100 Millionen Alben verkauft und in 16 Filmen mitgespielt. Sie reüssierte sowohl als Sängerin wie auch als Schauspielerin und gewann einen Oscar und einen Grammy. Das gelang neben ihr nur Barbra Streisand.

Cher und die Gays

Cher mit Dragqueen Chad Michaels.

Mit ihren schrillen Kostümen und Perücken konnte sie die Schwulen schon immer zu ihren Fans zählen. Sie liebt die Schwulen und sie mag vor allem die Dragqueens, die Cher immer wieder parodieren. «Ich kenne Schwule schon seit ich neun war. Ich dachte damals «gay» ist das Codewort für «fabulous». Ich kam mit schwulen Männern immer sehr gut aus, weil ich fühlte, dass wir beide irgendwie nirgends dazugehören, Aussenseiter eben. Das Gefühl mochte ich früher zwar nicht, heute aber schon.»

Trotzdem gibt sie zu, dass sie Mühe hatte, als sich ihre Tochter Chastity als lesbisch outete. Und noch herausfordernder für Cher war es, als ihr Chastity erklärte, dass sie sich zum Mann umoperieren werde. Statt vorzugeben, dass alles OK sei, gesteht sie, dass sie verwirrt und empört war, auch weil sie die Letzte in der Familie war, die das erfuhr. Aber Cher lernte es zu akzeptieren und wurde zur coolsten Gay-Mom der Welt.

Wenn sie am 9. Oktober im Hallenstadion auftritt, werden im Publikum zahlreiche Schwule anwesend sein um ihre Gay-Ikone zu bejubeln. Der Ververkauf hat bereits begonnen! Es könnte ihre letzte Tournee sein… vielleicht auch nicht.